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BASF in Schwarzheide sichert Fachkräfte mittels ganzheitlicher Bildung

Am Lausitzer Produktionsstandort setzt man auf familiären Umgang mit den Nachwuchskräften

07.12.2022 - Die regionale Verbundenheit ist ein Pfund für den Standortbetreiber, wenn es um das Thema Fachkräftesicherung geht. Der überwiegende Teil der Kollegen stammt aus der Umgebung.

B, A, S und F waren für Sebastian Glatz bei weitem nicht nur vier Buchstaben, als es um die Berufswahl ging. BASF war ein Gesprächsthema am Familientisch. „Auch wenn ich als Steppke bei weitem nichts von dem verstanden habe, was mein Vater manchmal über die Arbeit erzählte“, erinnert sich der 26-Jährige. Heute kann der Schwarzheider mitreden. 2017 beendete er am Lausitzer Produktionsstandort seine Ausbildung zum Elektroniker für Automatisierungstechnik und ist seitdem beim Schalt- und Entstörungsdienst im Einsatz. 

„Es macht Spaß“, sagt Glatz klar heraus. „Ich wollte nie etwas anderes lernen und tun.“ Auch dass er bei eben diesem Unternehmen arbeiten möchte, stand früh fest – ob mit oder ohne den gut gemeinten Rat der Eltern. „Ich bin ein Familienmensch“, sagt der junge Mann. In der brandenburgischen Heimat zu bleiben, bei der Familie, bei den Freunden, daran gab es für ihn keinen Zweifel. Die regionale Verbundenheit mit der Lausitz ist ein Pfund für das Chemieunternehmen, das aktuell knapp 2.100 Mitarbeitende beschäftigt, gerade wenn es um das Thema Fachkräftesicherung geht. Der überwiegende Teil der Kollegen stammt aus der Umgebung oder ist zurückgekehrt in die Heimat. Angesichts des demografischen Wandels und den Rahmenbedingungen, die der Strukturwandel der Lausitz setzt, stehen Unternehmen zunehmend vor der Herausforderung, die dringend benötigten Fachkräfte zu rekrutieren. Dabei geht der Blick  weit über die Landesgrenzen hinaus.

„Wir können uns nicht darauf verlassen, dass junge Menschen hier bleiben“, sagt Mirko Giszas, Leiter der Ausbildung. „Um den Nachwuchs zu sichern, verfolgen wir einen ganzheitlichen Ansatz. Wir suchen frühzeitig den Kontakt. Hauptaugenmerk liegt darauf, die Neugier für naturwissenschaftliche Themen zu wecken und dafür zu begeistern. Den Nachwuchs zu fördern, gehört zu unserer Verantwortung.“ 
Mit Unterstützung von BASF gehen Kindergartenkinder auf Exkursion in das Kindermuseum des Deutschen Hygienemuseums Dresden. Schon Viertklässler dürfen im ‚Gläsernen Labor‘ des Museums experimentieren. Regelmäßig sind Schüler zu Gast im Unternehmen – sei es im Zuge von Besuchstagen oder Praktika.

„Fachkräfte zu sichern, ist unsere Verantwortung.“

Anne Francken, kaufmännische Geschäftsführerin, BASF Schwarzheide


Auch Sebastian Glatz lernte das Chemieunternehmen, dessen Produktpalette in allen Bereichen des Alltags zu finden ist, sowie die vielfältige Berufswelt schon als Schüler kennen, absolvierte mehrere Praktika, bekam hier Einblicke in den Arbeitsalltag von Chemikanten und Chemielaboranten und schließlich auch in das Handwerk der Elektroniker. „In der neunten Klasse war ich in der Compoundieranlage und durfte den Anlagenfahrern über die Schulter schauen“, erinnert er sich. „Ich hatte zwar keine Ahnung von dem, was mir gezeigt wurde, aber ich fand allein schon die Anlagen mächtig beeindruckend.“

Die Türen für den Nachwuchs stehen offen. Seit 2013 bietet das Unternehmen zudem ein spezielles Ferienprogramm für Schüler an, die vor der Berufswahl stehen. Eine Woche in den Sommerferien erhalten sie exklusive Einblicke in den Arbeitsalltag eines Chemieproduzenten. Sie lernen direkt in Betrieben und Anlagen Berufe kennen und sie dürfen sich bei Experimenten in Labor und Werkstatt ausprobieren. „Wir können auf diese Weise zur Berufswahl beitragen und für den einen oder anderen ist danach der Weg zu uns klar gesetzt“, freut sich Giszas. Die Jugendlichen für Naturwissenschaften und das Unternehmen zu begeistern, ist das eine, ins Gespräch mit den Multiplikatoren zu gehen das andere. „Seit fünf Jahren sprechen wir die Eltern und enge Familienangehörige der Jugendlichen an und laden speziell diese Zielgruppe zu Informationsabenden ein“, sagt Giszas. „Die Familie trägt mit 90 % zur Entscheidung für einen Beruf bei. Auch Eltern haben Fragen und brauchen Hilfe, um ihre Kinder unterstützen zu können.“

Jugendlichen, die sich noch nicht für einen Beruf entschieden haben, bietet die BASF Schwarzheide ein berufsvorbereitendes Jahr an. Am Programm „Start in den Beruf“ haben in den vergangenen 20 Jahren 280 Jugendliche teilgenommen. Die Jugendlichen erhalten sowohl schulisch Nachhilfe als auch die Chance, verschiedene Berufswege in der Praxis kennenzulernen. Ausgebildet wird in sieben Berufen – vom Werkfeuerwehrmann bis zum Chemikanten –, darüber hinaus bietet das Unternehmen vier duale Studiengänge an. „Wir bilden mehr Fachkräfte aus, als wir als Unternehmen selbst brauchen“, sagt Giszas. Der Standort liegt damit bei der Ausbildungsquote über dem Bundesdurchschnitt. Im Januar 2022 bekam die BASF abermals das Siegel für exzellente Ausbildungsqualität der IHK. Seit 2017 lässt sich das Unternehmen zertifizieren. Beurteilt werden u. a. die Organisation der Ausbildung, die Qualität, die Zusammenarbeit mit Schulen der Region und die Übernahmechancen bei guten Leistungen. 

Es braucht keine regionale Verbundenheit, um hier heimisch zu werden. „Ein familiäres Umfeld zu schaffen, ist uns auch in der Ausbildung wichtig. Wir wissen, um die Besonderheit des Berufseinstiegs. Wir geben den jungen Menschen sozusagen einen ersten Heimathafen“, sagt Giszas. Anne Francken, kaufmännische Geschäftsführerin, ergänzt: „Unser Standort ist auf dem Weg in die Zukunft. Wollen wir unser Produktportfolio erfolgreich erweitern, braucht es Fachkräfte. Wir agieren in einer Region, die vor Herausforderungen und Chancen steht. Fachkräfte zu sichern, ist Teil unserer regionalen Verantwortung. Für uns ist es wichtig, den Nachwuchs frühzeitig kennenzulernen, im Austausch zu sein und zu zeigen, wie attraktiv das Leben und Arbeiten in der Lausitz ist.“

Damit künftig noch mehr junge Menschen wie Sebastian Glatz sich für eine Ausbildung in der Chemie­industrie entscheiden, braucht es eine neue Art der Berufsausbildung. Das Chemieunternehmen engagiert sich für den Bau eines hochmodernen Bildungszentrums – dem Leistungszentrum Westlausitz –, das bestehende Angebote der Aus- und Weiterbildung für chemische und technische Berufe bündelt und die Geschichte exzellenter Berufsausbildung in Schwarzheide fortschreibt. Die Verfügbarkeit und Ausbildung von Fachkräften ist von wesentlicher Bedeutung für die Strukturentwicklung in der Lausitz. (red.)

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