Deutscher Gründerpreis: Mit künstlicher Intelligenz globalisierte Lieferketten durchleuchten
07.09.2022 - Globalisierte Lieferketten werden immer komplexer. Einen Teil der entstehenden Probleme will die Bundesregierung mit einer neuen Gesetzgebung in den Griff bekommen.
Das „Gesetz über die unternehmerischen Sorgfaltspflichten zur Vermeidung von Menschenrechtsverletzungen in Lieferketten“ ist über 20 Seiten lang, tritt im Januar 2023 in Kraft und treibt Unternehmerinnen und Unternehmern schon jetzt Schweißperlen auf die Stirn, sind sie doch gefordert, ihren Teil beispielsweise gegen Menschenrechtsverletzungen etwa durch umfangreiche Dokumentationspflichten beizutragen.
Transparenz, Berechenbarkeit und Vertrauen entlang der gesamten Lieferkette: Mit B2B-Softwarelösungen schützt Osapiens Verbraucher und global agierende Unternehmen nicht nur vor Produktfälschungen, Piraterie und Schmuggel, sondern stellt auch die digitale Grundlage für nachhaltigere Lieferketten zur Verfügung. Externe Anforderungen – etwa durch den Gesetzgeber – sind viel einfacher, weil automatisiert und KI-gestützt, umsetzbar. Dafür hat die Expertenjury des Deutschen Gründerpreises das Unternehmen in der Kategorie Aufsteiger 2022 nominiert. Welcher der jeweils drei Finalisten in den Kategorien „Aufsteiger“ und „StartUp“ die begehrte Trophäe gewinnt, erfahren die Kandidaten bei der Preisverleihung am 13. September 2022 im ZDF-Hauptstadtstudio in Berlin.
Zahlreiche sich aus dem neuen „Gesetz über die unternehmerischen Sorgfaltspflichten zur Vermeidung von Menschenrechtsverletzungen in Lieferketten“ ergebenden Herausforderungen nimmt die Software von Osapiens aus Mannheim der herstellenden Industrie ab. Der Osapiens HUB hält für Unternehmen derzeit Lösungen für acht Problemstellungen rund um ein komplett digitales Lieferantenmanagement bereit, darunter das „Supplier OS“ zur Durchleuchtung der Lieferkette. „Unsere Lösung bewertet KI-gestützt und automatisiert Lieferketten beispielsweise in der Frage, ob an allen Punkten Menschenrechte oder auch Umweltvorgaben eingehalten werden“, sagt Mitgründer Stefan Wawrzinek (40).
Die Software von Osapiens gibt Bewertungen auf Basis von Einzelereignissen ab, die Produktbestandteile entlang der Wertschöpfungskette durchlaufen – vom Rohmaterial bis hin zum fertigen Produkt und sogar bis zum Verkauf an den Endkunden. Hinzu kommt die Einschätzung von Ereignissen außerhalb des Produktionsprozesses, die großen Einfluss haben können, wie etwa Naturkatastrophen oder soziale Unruhen in Produktionsländern. Hierfür durchsucht die Software permanent das Internet und Soziale Medien nach relevanten Informationen. Dies hilft, etwa das Risiko von Zulieferern, die Produktionsstätten in Dritt-Welt-Ländern haben, besser einzuschätzen, auch weil die Software beispielsweise automatisiert „Zeitung liest“ und die Informationen KI-gestützt verarbeitet.
All diese Informationen und insbesondere deren KI-unterstützte Beurteilung helfen dem Kunden, dank tieferer und genauerer Einblicke in die Wertschöpfungskette, nicht nur besser, sondern auch nachhaltiger, zeit- und kostensparender zu planen. So werden Rückrufaktionen weniger aufwendig, Wartungsarbeiten schneller, Fälschungen schwerer und Produkte sicherer. Zudem können Hersteller neuen gesetzlichen Anforderungen einfacher nachkommen als bisher. „Mit unseren Lösungen sind wir auch für die Zukunft bestens aufgestellt“, erläutert Mitgründer Matthias Jungblut (35), „etwa wenn der auf EU-Ebene diskutierte Produkt-Pass Realität wird.“
Die Gründer Alberto Zamora (45), Stefan Wawrzinek (40) und Matthias Jungblut (35) haben langjährige Erfahrung im Aufbau von B2B-Softwareunternehmen. Alberto Zamora war bereits Mitgründer und CEO eines auf die Lieferkette spezialisierten, cloudbasierten Softwareunternehmens, bei dem auch Stefan Wawrzinek und Matthias Jungblut zum erweiterten Vorstand gehörten. 2016 war dieses auf 160 Mitarbeiter angewachsen, bevor es erfolgreich an einen Fortune-100-Konzern verkauft wurde. „Das war jedoch ein großer Fehler“, wie Alberto Zamora heute sagt: „Wir hätten das Unternehmen nicht aus der Hand geben sollen, sondern viel mehr erreichen können. Auch deshalb haben wir 2018 Osapiens gegründet. Mit Osapiens wollen wir das weltweit führende Softwareunternehmen für transparente, berechenbare und vertrauensvolle Lieferketten etablieren“, sagt Alberto Zamora.
Die Finalisten in der Kategorie StartUp, ein- bis maximal dreijährige Unternehmen, die ihre Geschäftsidee besonders erfolgreich am Markt etabliert haben, sind:
• Additive Drives, Dresden: Mobilität wird weltweit mehr und mehr elektrisch. Mit ihrer Kombination aus Fachwissen über Elektromotoren und der Fähigkeit, diese im 3D-Verfahren zu drucken, hat Additive Drives für die weltweite Autoindustrie nicht nur ein Bedarfsproblem gelöst, sondern hilft den Herstellern, ihre Produkte zu verbessern. Neben allen großen deutschen Automarken gehören auch Ford (USA) und Toyota (Japan) schon jetzt zu ihren Kunden. Nächster Schritt: die Luftfahrt-Industrie.
• Aleph Alpha, Heidelberg: Wie kein anderes Modell für künstliche Intelligenz (KI) versteht Aleph Alphas „Luminous“ logische Zusammenhänge von Text, aber auch von Bildinhalten. Die von der KI ausformulierte Antwort ist dabei nicht nur präzise, schnell und transparent, sondern auch sprachlich auf den Menschen ausgerichtet. Aleph Alpha strebt an, das führende europäische Unternehmen zu werden, das diese „KI der nächsten Generation“ erforscht.
• Traceless Materials, Hamburg: Folien, Beschichtungen, Besteck: Den Kunststoff-Anteil in all diesen Produkten soll künftig das Bio-Granulat „traceless“ ersetzen – ein Naturstoff, der die Eigenschaften von Plastik hat, aber in der Natur vollständig kompostierbar ist und zudem eine hervorragende Ökobilanz aufweist. traceless lässt einen Bio-Traum Realität werden: Ein Abfallprodukt, das selbst schon bio ist, wird umweltschonend weiterverarbeitet und ersetzt ein Problemprodukt.
In der Kategorie Aufsteiger werden Unternehmen ausgezeichnet, die nicht älter als neun Jahre sind und bereits ein außerordentliches Wachstum erreicht haben. Nominiert sind in diesem Jahr:
• Appinio, Hamburg: „Die schnellste Marktforschung der Welt“ stellt die Branche auf den Kopf. Statt Tage oder Wochen dauert es im Schnitt nur wenige Minuten, bis Appinio eine Umfrage „draußen im Feld“, also bei den Befragten, hat und die Ergebnisse vorliegen. Mit einer völlig neuen Methodik, Social-Media-Mechanismen und einer ordentlichen Portion Entertainment gewinnt Appinio schneller bessere Daten, auch weil die Befragten ehrlicher antworten.
• Osapiens Services, Mannheim: Transparenz, Berechenbarkeit und Vertrauen entlang der gesamten Lieferkette – mit B2B-Softwarelösungen schützt Osapiens Verbraucher und global agierende Unternehmen nicht nur vor Produktfälschungen, Piraterie und Schmuggel, sondern stellt auch die digitale Grundlage für nachhaltigere Lieferketten zur Verfügung. Externe Anforderungen – etwa durch den Gesetzgeber – sind viel einfacher, weil automatisiert und KI-gestützt, umsetzbar.
• Schüttflix, Gütersloh: Mit seiner App für Schüttgüter, Transporte und Entsorgung tritt Schüttflix an, die Baubranche zu modernisieren. Bestellvorgänge und Lieferungen von Kies, Schotter und Sand sind mit der App so einfach wie die Online-Bestellung auf dem Smartphone. Zudem werden Leerfahrten reduziert und damit die Ökobilanz verbessert. Schüttflix macht Schluss mit Problemen, die die Baubranche schon seit Jahrzehnten plagen und ändert, wie „auf dem Bau“ gearbeitet wird.
Alle Finalisten erhalten eine individuelle, auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Beratung durch die Porsche Consulting. Zudem übernehmen Mitglieder des Kuratoriums des Deutschen Gründerpreises über einen Zeitraum von zwei Jahren Patenschaften für jeden Finalisten und stellen ihr Know-how und ihre Erfahrungen zur Verfügung. Die Unternehmen erhalten außerdem ein Medientraining beim ZDF sowie Zugang zum Netzwerk des Deutschen Gründerpreises.
Vorgeschlagen wurden die Unternehmen durch die rund 300 Experten des Deutschen Gründerpreises. Sie stammen aus renommierten Unternehmen, Technologiezentren, Ministerien, Gründungsinitiativen und der Sparkassen-Finanzgruppe. Die Experten verfügen über jahrelange Erfahrungen mit Unternehmensgründungen und sehr gute Branchenkenntnisse. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz unterstützt den Deutschen Gründerpreis.
Ausführliche Unternehmensporträts der Finalisten und weitere Informationen finden Sie hier.
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