Biotech-Standort Schweiz ist weltweit vernetzt
Swiss Biotech Day: Internationale Zusammenarbeit als Schlüssel zum Erfolg
Im Rahmen des Swiss Biotech Day stellt KPMG ihren neuesten Report „Site Selection of Life Sciences Companies in Europe“ vor. Die Studie analysiert die Standortattraktivität europäischer Länder für Pharma-, Biotech- und Medtech-Unternehmen. „Die Schweiz ist ein attraktiver Standort in wichtigen Vergleichskategorien wie Größe des Clusters, Attraktivität für qualifizierte Mitarbeitende und wettbewerbsfähige Steuern. Allerdings investiert auch die EU viel in den Ausbau der Life Sciences-Industrie. Somit wird der Wettbewerb um Investitionen und Talente weiter zunehmen“, führt André Guedel, Experte für Standortevaluation bei KPMG Schweiz, aus. Bei der Standortwahl für Biotechs sind wirtschaftliche Kenngrößen wie allgemeine Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit, Finanzierungsumfeld oder Größe des Talentpools entscheidend, auch Lebensqualität und allgemeine Work-Life-Balance, vorhandene Infrastruktur und politische Stabilität spielen eine große Rolle.
Weltweit führend und eine lange Liste von Erfolgen
Dank diesem hervorragenden Umfeld, aber auch dank beständigen Anstrengungen, kontinuierlicher Forschung und enormer Innovationskraft zählt die Schweizer Biotechbranche seit Jahren zur Weltspitze. Zusammen mit der Pharmaindustrie trägt sie zu mehr als 40% der Schweizer Exporte bei.
Durch die Covid-Pandemie ins öffentliche Interesse gerückt, steht die Biotechbranche bei den Investoren hoch im Kurs. „Bis Juli 2021 investierten Kapitalgeber rund 2 Milliarden Franken in Schweizer Biotech Firmen. 80 Prozent davon wurden durch börsenkotierte Firmen und bei Börsengängen aufgenommen. Allein in den ersten sieben Monaten dieses Jahres haben fünf Schweizer Biotechfirmen den Gang an die Börse erfolgreich umgesetzt“, sagt Jürg Zürcher, Experte und EY Senior Advisor im Bereich Biotechnology, der ein Update zum diesjährigen Swiss Biotech Report präsentiert.
Wie breit der Erfolg der Branche abgestützt ist, zeigen Erfolgsgeschichten wie Bachem, Basilea, Esbatech, Lonza oder Novimmune, die am Swiss Biotech Day mit einem „Swiss Biotech Success Stories Award“ ausgezeichnet werden. Unter anderem führt Roger Nitsch, CEO von Neurimmune, in seinem Referat aus, welche wichtige Rolle die Schweiz bei der Entwicklung neuer Wirkstoffe wie Aducanumab spielt. Aducanumab ist vor kurzem von der amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA für die Behandlung von Alzheimer-Krankheiten zugelassen worden und wurde vom Schweizer Unternehmen in Zusammenarbeit mit der Universität Zürich entdeckt. Es wird von Biogen vermarktet und soll im solothurnischen Luterbach produziert werden.
Die internationale Zusammenarbeit als Schlüssel zum Erfolg
Dass die Schweiz in Sachen Biotechnologie zu den ganz Großen gehört, zeigt sich aktuell in ihrem wichtigen Beitrag in der Covid-Pandemiebekämpfung. Entscheidend für die Überwindung der Pandemie ist aber nicht die Leistung einzelner Länder, wie Michael Altorfer, CEO der Swiss Biotech Association, betont: „Die Erfolge in der Entwicklung neuer Impfstoffe, die Realisierung der verschiedenen Testoptionen und die zunehmende Vielfalt der Therapiemöglichkeiten sind letztlich das Resultat einer großartigen internationalen Zusammenarbeit.“
Diese steht paradoxerweise in der Zeit ihres größten Erfolgs plötzlich stark unter Druck: Verschiedenste Staaten haben realisiert, wie abhängig sie von globalen Lieferketten sind, die sich unter Zeit- und Nachfragedruck als politisch beeinflussbar erwiesen. So hegen zahlreiche Länder den Wunsch, sich sowohl in der Entwicklung als auch Produktion von Wirkstoffen für die eigene Versorgung unabhängiger zu machen und eigene Lieferketten zu etablieren. Der Rückzug auf nationale Lieferketten und nationale, isolierte Forschungsprogramme wäre ein massiver Rückschritt für die global eng vernetzte Forschung. Demgegenüber hat die Schweiz mit ihrem kleinen Eigenbedarf die Chance, ihre starke Position bei der Arzneimittelherstellung für die Welt weiter auszubauen.
Globaler Produzent von Biopharmazeutika und neuartiger Therapien
Die Schweizer Standortvorteile wie internationale Vernetzung, hochqualifizierte Talente, politische Stabilität und Neutralität, neben Qualitätsanspruch, Zuverlässigkeit und die Fähigkeit zu Wachsen nutzen nicht nur multinationale Konzerne für die Eigenproduktion hochkomplexer Biopharmazeutika und von Produkten im Bereich neuartiger Gen- und Zelltherapien. Auch Unternehmen, die im Auftrag anderer produzieren, wie beispielsweise Lonza, Bachem, Siegfried, Dottikon und Celonic, zeigen das Potenzial für den Weltbedarf zu produzieren. «Die Schweizer Biotech- und Pharmaindustrie deckt die gesamte Wertschöpfungskette ab und verfügt über beträchtliche – und wachsende – Produktionskapazitäten. So investierte beispielsweise Merck in den letzten zwei Jahren über 400 Millionen Franken in neue Produktionskapazitäten in der Schweiz, Biogen mehr als 1 Milliarde in Luterbach und Lonza hat drei neue Impfstoffproduktionslinien in Visp gebaut», betont Michael Altorfer.
Für die Zukunft gut gerüstet
Es bleibt die Feststellung, dass die Schweiz gut für die Zukunft gerüstet ist. Neben dem Ausbau von Industrieparks und Produktionsstätten verfügt die Schweiz über ein breit abgestütztes Bekenntnis zu einem starken Patentschutz, eine gut gefüllte Produktepipeline und eine starke Startup-Szene, die wesentlich zum Branchenwachstum beitrug, wie Jordi Montserrat, CEO von Venturelab, am Swiss Biotech Day bestätigt: „Die Life-Science-Alumni von Venturelab und Venture Kick gehören zu den grössten Schweizer Erfolgsgeschichten in diesem Bereich und haben mehrere Milliarden Franken an Investitionen angezogen.“
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