Logistik & Supply Chain

Fachpack: Kraftanstrengung für die Lieferkette

Verpackungshersteller und -dienstleister sorgen dafür, dass Covid-19-Impfstoffe sicher ankommen

24.02.2021 - Fachwissen im Umgang mit medizinischen Produkten und gleichzeitig schnelles Reagieren verlangt die Covid-19-Pandemie von den Verpackungsanbietern, Dienstleistern und Maschinenbauern.

Die Unternehmen haben auf den dringenden Bedarf unverzüglich mit ihren Verpackungskonzepten für Impfstoffe, Schutzausrüstungen und medizinische Geräte reagieren können.

Die mRNA-Impfstoffe gegen Covid-19, die u.a. von Biontech und Pfizer, Moderna oder Curevac entwickelt wurden und werden, erfordern ausgeklügelte Verpackungskonzepte, damit ihre Wirksamkeit auch beim globalen Versand sichergestellt bleibt. Die Pharmaunternehmen setzten bei der Impfstoffherstellung auf das Fachwissen der erfahrenen Verpackungsunternehmen und haben zügig Vereinbarungen unterzeichnet, damit die Verteilung des Vakzins nicht an fehlenden Verpackungen scheitert.

All dies musste aufgrund der weltweiten pandemiebedingten Einschränkungen auch ohne physischen Kontakt mit den Kunden auf den Weg gebracht werden und hat die virtuelle Zusammenarbeit befeuert. Neben dem Hochfahren der Produktion bewährter Verpackungen wie Glas-Vials haben die Entwickler im Zuge dessen auch innovative Lösungen zur Fälschungssicherheit und Serialisierung sowie für temperaturgesteuerte Versandverpackungen aus der Taufe gehoben.

Durch diesen Nachfrageboom erlebt der globale Markt für pharmazeutische Verpackungsausrüstung einen beispiellosen Schub. Der Bericht „Pharmaceutical Packaging Equipment – Global Market Trajectory & Analytics“ von Research And Markets geht für die Branche weltweit von einem Gewinnzuwachs von 13,2 % für das Jahr 2020 aus. Davon profitieren auch Dienstleister, die u.a. die Abfüllung und Verpackung der Impfstoffe übernehmen. Die Pharmaunternehmen haben auch hierfür in großem Umfang Verträge mit Dienstleistern abgeschlossen. So ist bspw. das Unternehmen Siegfried aus Hameln als mitwirkender Standort an der Produktion des Impfstoffs von Biontech/Pfizer beteiligt. IDT Biologika aus Dessau-Roßlau wiederum füllt den Vektorviren-Impfstoff ab, den das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) entwickelt hat.

Spezialisten stehen in den Startlöchern

Der Großteil aller Covid-19-Impfstoffe wird in Behältern aus Borosilicatglas abgefüllt und aus diesen appliziert. Dieser Glastyp ist seit langem Standard in der Pharma­industrie, wenn es um Verpackungen für Impfstoffe geht. Aufgrund dieser Erfahrungen und der bestehenden Infrastruktur, können die großen Hersteller schnell auf die hohe Nachfrage reagieren. Der US-Impfstoffhersteller Moderna z.B. gab im Juni 2020 eine Zusammenarbeit mit Catalent bekannt, um die Abfüllung und Verpackung von Fläschchen für die erste Charge von 100 Millionen Impfstoffdosen in seinem US-Werk in Indiana bereitzustellen. Bei Dreivierteln der Impfstoffprojekte ist der deutsche Glasspezialist Schott beteiligt. Auch Gerresheimer und die Stevanato Group produzieren Pharmafläschchen aus Spezialglas, in denen Impfstoffe und Medikamente gegen das Coronavirus in die Impfzentren gelangen. Jedes der drei Unternehmen stellt jährlich Milliarden von Fläschchen aus sog. Borosilicatglas Typ 1 her.

Neben den Verpackungsmaterialien haben die Abfüllanlagen eine Schlüsselfunktion dabei, die Impfstoffe in den jetzt benötigten Mengen sicher zu verpacken. Um seine Maschinen schnellstmöglich an den belgischen Produktionsstandort von Pfizer liefern zu können, zog bspw. Harro Höfliger alle Register. Am Standort Backnang entstand in Rekordzeit eine Hochleistungs-Verpackungslinie. Sie soll die empfindlichen Vials aus Glas in Faltschachteln verpacken, diese etikettieren und mit relevanten Daten bedrucken.

Kühlkette ist unbedingt einzuhalten

Aufgrund der verschiedenen Impfstofftypen können die Anforderungen an Transport, Lagerung und Versand variieren und Temperaturen von bis zu - 80 °C erfordern. Zum sicheren, temperaturgeführten Transport von Pharmaprodukten eignen sich spezielle Isolierboxen und digitale Transportboxen. Die Boxen halten die Temperatur unterwegs im erforderlichen Temperaturbereich und schützen die Medizinprodukte vor Beschädigungen. Zur Kühlung dienen bspw. Kühlakkus oder Trockeneis.

Der Impfstoffhersteller Pfizer hat selbst eine spezielle Thermo­transportbox entwickelt, um die Temperatur in der Box mithilfe von Trocken­eis über 10 Tage stabil zu halten. Zur konstanten Überwachung der Temperatur kommen GPS-fähige Thermosensoren in der Transportbox zum Einsatz. Sie messen und dokumentieren dort in Echtzeit die Temperatur und den Bestand des Impfstoffs.

Trotz der eiligen Entwicklung haben Verpackungsanbieter die Nachhaltigkeit nicht aus dem Blick verloren. So gibt es auch nachhaltige, wärmeisolierende Verpackung aus erneuerbaren, pflanzenbasierten Komponenten oder Papier. Mit Mehrwegsystemen für die Transportboxen sorgen andere Hersteller für Nachhaltigkeit. So können die mit den Thermosensoren ausgestatteten Boxen von Pfizer mehrfach wiederverwendet werden. Das Start-up Tec4med hat ebenfalls eine thermische Hochleistungslösung für die Bereiche - 80 °C, 2-8 °C und 15-25 °C und Laufzeiten von über 100 Stunden entwickelt, die darüber hinaus auf einem umweltfreundlichen und Ressourcen schonenden Mehrwegsystem basiert.

So groß die Herausforderungen bei Abfüllung, Verpacken und Zustellen von Milliarden Impfdosen in kürzester Zeit auch sind, konnten die Pharmaunternehmen doch auf bewährte Lösungen erfahrener Anbieter zurückgreifen. Die Verpackungsspezialisten haben für die Pharmabranche und ihre Dienstleister die passenden Lösungen parat und können mit ihrer Erfahrung auch schnell auf den dringenden Bedarf reagieren.

Fachpack

Verpackungskonzepte für die pharmazeutische Lieferkette stehen auf der diesjährigen Fachpack verstärkt im Fokus. An drei Messetagen vom 28.-30. September 2021 wird die Veranstaltung am Messeplatz Nürnberg einen kompakten und umfassenden Einblick in das Angebot rund um die Prozesskette Verpackung für Industrie- und Konsumgüter geben.

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