Logistik & Supply Chain

EPAL Chemiepalette: Damit die Qualität stimmt

Interview mit Christian Kühnhold, dem CEO der European Pallet Association EPAL

14.10.2020 - Bislang gab es keine qualitätsgesicherten EPAL Chemiepaletten. Nun sind sie seit einem halben Jahr im Markt.

„Chemiepaletten sind vielseitig einsetzbar, wenn die Qualität stimmt.“

CHEManager befragte Christian Kühnhold, den CEO der EPAL European Pallet Association nach den Gründen für die Entwicklung einer speziellen Chemiepalette und den Anforderungen an diese neue Palette. Die Fragen stellte Sonja Andres.


CHEManager: Herr Kühnhold, seit April 2020 sind die neuen EPAL Chemiepaletten im Markt. Was war der ursprüngliche Anlass für die Entwicklung dieses Palettentyps?

Christian Kühnhold: Preiswettbewerb und das Fehlen einer unabhängigen Qualitätssicherung haben in der Vergangenheit häufig dazu geführt, dass Chemiepaletten nicht immer den Anforderungen an einen sicheren Transport von chemischen Produkten entsprochen haben. Auslöser für die Entwicklung von qualitätsgesicherten EPAL Chemiepaletten waren die Anfragen aus Kreisen der chemischen Industrie, warum es keine EPAL Paletten im Format der Chemiepaletten gäbe.
Nach einer intensiven Entwicklungszeit haben wir dann im November 2017 die ersten EPAL Chemiepaletten einem ausgewählten Verwenderkreis und der Presse vorgestellt. Es bedurfte aber noch mehrerer Praxistests, unter anderem auf Basis der DIN EN ISO 8611 und der CP-Richtlinie des VCI, sowie weitere Gespräche mit Vertretern der chemischen Industrie, bis die EPAL Chemiepaletten 1-9 optimal an die Bedürfnisse des Marktes – unter Einhaltung unserer strengen Qualitätsstandards – angepasst waren.

Was sind die Besonderheiten dieser Paletten, die nun in unterschiedlichen Ausführungen zur Verfügung stehen?

C. Kühnhold: Das Chemiepaletten-System erfasst neun Standardpaletten. CP 1 bis 5 sind sogenannte Kufenpaletten, die von dem überwiegenden Teil aller Chemiefirmen benutzt werden. CP 6 bis 9 sind Doppeldeck-, Rahmen- oder Fensterpaletten. Diese sind aufgrund ihrer Konstruktion stabiler als die zuvor genannten Kufenpaletten. Die CP 2 Palette wird aufgrund ihres Europaletten-Maßes auch im FMCG-Bereich eingesetzt und CP 3 und 9 (1.140 x 1.140 mm) können als Containerpaletten genutzt werden.

Chemiepaletten sind vielseitig einsetzbar, wenn die Qualität stimmt. Unter EPAL Lizenz produzierte CP Paletten sind die einzigen Chemiepaletten weltweit, die unabhängig qualitätsgesichert sind. Der große Vorteil qualitätsgesicherter CP Paletten ist, dass gebrauchte Paletten mit EPAL Kennzeichnung ohne weitere Prüfung erneut eingesetzt werden können und somit einen höheren Wert darstellen.

Darüber hinaus ist der Chemiebereich Import- und Export-lastig. Ein weiterer Vorteil dieser Chemiepaletten ist, dass sie in vollem Umfang der Nachfrage nach IPPC-behandelten und getrockneten Qualitätspaletten entsprechen, die die Sicherheitsansprüche der chemischen Industrie erfüllen. (Anm. d. Red.: IPPC = International Plant Protection Convention)

Wie wurden die Paletten auf ihre Eignung in der Lagerlogistik der chemischen Industrie getestet?

C. Kühnhold: Die European Pallet Association beauftragte das Verpackungslabor des renommierten Fraunhofer-Instituts für Material­fluss und Logistik, IML, in Dortmund mit der Durchführung von Praxistests zum Nachweis der statischen Stabilität von EPAL CP Paletten. Das IML führte die Tests auf Basis des Prüfstandards ISO 8611 und der VCI CP Palettenrichtlinie durch.

Dabei geht es unter anderem um die Unterscheidung zwischen Nenn- und Nutzlast: Womit ist die Palette beladen? Handelt es sich um flexible oder starre Packmittel, zum Beispiel Säcke oder Fässer? Wie ist die Ladung auf der Palette verteilt, punktförmig oder flächig? Die Prüfnormen der DIN EN ISO 8611 Teile 1 bis 3 sind dabei relevant für den Einsatz der Paletten im Hochregallager.

Und die Ergebnisse der Praxistests bei der Beladung mit Sackware und Fässern belegen, dass bei der Steifigkeit der EPAL CP Paletten die Grenzwerte sowohl der ISO 8611 sowie der VCI Palettenrichtlinie ausreichend bis hoch eingehalten werden konnten und dass die ermittelten Bruchfestigkeiten der EPAL CP Paletten deutlich bis sehr deutlich höher liegen als von der VCI Palettenrichtlinie gefordert.

Welches Feedback gab es hierbei im Vorfeld aus der chemischen Industrie in Bezug auf die Anforderungen für die Palette bei den ersten Praxistests?

C. Kühnhold: Da es für herkömmliche Chemiepaletten bisher keine Qualitätssicherung gab und die Überwachung der Qualität den einzelnen Herstellern und Verwendern selbst überlassen wurde, begrüßte die chemische Industrie den Launch der EPAL Chemiepaletten auf dem Markt. Das heißt, der Anspruch der chemischen Industrie war von Anfang an hoch, gleichzeitig muss man die Kosten im Blick behalten. Die Praxistests waren wichtig, um den Ansprüchen der Verwender und unseren eigenen Ansprüchen zu entsprechen und diesen Standard, der im FMCG-Bereich (Anm. d. Red.: Fast Moving Consumer Goods) bereits einen hohen Stellenwert hat, auch in der chemischen Industrie zu installieren.

Nun, da die Chemiepaletten auf dem Markt sind, wie haben sie sich in den ersten Monaten des Einsatzes in der Praxis bewährt?

C. Kühnhold: Unsere Arbeit als internationaler Qualitätssicherungs-Verband für EPAL Paletten ist getan: Die Anforderungen an die EPAL CP Paletten wurden im Dialog mit den Verwendern in der chemischen Industrie optimal umgesetzt, im Praxistest auf den Prüfstand gestellt und dann folgerichtig in das Technische Regelwerk der EPAL aufgenommen. Dabei war das Feedback der chemischen Industrie bei allen Gesprächen sehr positiv. Jetzt liegt es am Markt, die qualitätsgesicherten Chemiepaletten zu nutzen.

 

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