Top-Arbeitgeber der Naturwissenschaftler 2019
Bayer beliebtester Arbeitgeber unter Absolventen der Naturwissenschaften, High Potentials bevorzugen Max-Planck-Gesellschaft
Welche Arbeitgeber und Branchen sind bei den Studierenden der Naturwissenschaften, die kurz vor ihrem Abschluss stehen, besonders beliebt? Nach welchen Kriterien wählen Absolventen der Naturwissenschaften ihren Arbeitsplatz aus? Mit diesen Fragen befasst sich das Trendence Absolventenbarometer 2019. Für die Studie wurden von September 2018 bis Februar 2019 rund 50.000 Studierende an etwa 200 Hochschulen in Deutschland zu ihren Wunscharbeitgebern und Karriereplänen befragt, darunter über 5.400 Naturwissenschaftler.
Bayer ist einmal mehr der beliebteste Arbeitgeber unter jungen Naturwissenschaftlern. Jeder fünfte Absolvent der Naturwissenschaften (21,1%) kann sich vorstellen, künftig bei dem Chemie- und Pharmakonzern mit Sitz in Leverkusen zu arbeiten. Auf den weiteren Top 5 Positionen des Rankings befinden sich – ebenfalls unverändert zum Vorjahr – die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) mit 15,0% der Nennungen, dicht gefolgt von BASF (13,4%) und der Fraunhofer-Gesellschaft (11,7%), mit etwas Abstand folgt die Helmholtz-Gemeinschaft (8,4%) auf Rang 5 (vgl. Tabelle).
Frauen bevorzugen Pharmaunternehmen
Während Bayer als Top-Arbeitgeber bei Männern (19,2%) und Frauen (22,5%) nahezu gleichermaßen beliebt ist, zeigen sich bei den weiteren Positionen im Unternehmensranking signifikante Unterschiede in Abhängigkeit vom Geschlecht. So rangiert z. B. BASF unter Männern mit 17,1% auf Rang 2 dicht hinter Wettbewerber Bayer auf der Liste der Top-Arbeitgeber, während der Chemiekonzern unter Frauen nur mit 10,7% der Nennungen auf Position 4 landet, hinter Max-Planck- und Fraunhofer-Gesellschaft.
Das Absolventenbarometer analysiert neben der Attraktivität einzelner Arbeitgeber auch die Branchenpräferenz der Umfrageteilnehmer. Dabei gilt eine Branche dann als attraktiv für einen Studierenden, wenn mindestens zwei der drei gewählten Top-Arbeitgeber des Befragten dieser Branche angehören. Bei der Branchenanalyse spiegelt sich der Trend weiblicher Absolventinnen hin zur Pharmaindustrie noch deutlicher wider: Für männliche Absolventen sind Pharma (28,1%) und Chemie (25,5%) nahezu gleich attraktiv. Dagegen nennen fast doppelt so viele Studentinnen der Naturwissenschaften ein Pharmaunternehmen als Wunscharbeitgeber (42,4%) statt eines Unternehmens aus der Chemie (20,5%).
High Potentials zieht es in die Forschung
Die beliebtesten Branchen für Studierende der Naturwissenschaften im Jahr 2019 sind – wenig überraschend – die Pharma- (36,5%) und Chemieindustrie (22,5%): Insgesamt sechs von zehn Absolventen zieht es in beide Branchen. Im Vergleich zum Vorjahr haben sie damit deutlich an Attraktivität beim naturwissenschaftlichen Nachwuchs gewonnen: 2018 wählte mit 43% ein deutlich geringerer Anteil der Absolventen seinen Wunscharbeitergeber aus Chemie und Pharma. Weitere Top-Branchen im Ranking der Naturwissenschaftler sind die Forschung (17,3%) und der öffentliche Sektor (14,2%). Erst mit einigem Abstand folgen Elektrotechnik/Elektronik (5,2%), Automobilhersteller (4,4%) und Consultingunternehmen (4,1%).
Ein deutlich differenziertes Bild zeigen High Potentials bei der Wahl ihres künftigen Arbeitgebers. Zu dieser Gruppe zählt die Trendence-Studie Studierende, die zu den Top 25% ihres Jahrgangs gehören und Praxiserfahrung aufweisen können. Unter den High Potentials liegen Forschung, Chemie und Pharma mit jeweils rund 20% der Nennungen ganz eng beieinander und die Reihenfolge dreht sich um: Forschung liegt vor Chemie, gefolgt von Pharma und die Max-Planck-Planck-Gesellschaft (15,7%) verdrängt Bayer (13,7%) als Top-Arbeitgeber.
Vor allem die Pharmaindustrie ist bei den High Potentials deutlich unbeliebter als bei ihren Kommilitonen: Ein Drittel aller Naturwissenschaftler möchte in der Pharmaindustrie arbeiten, unter den High Potentials der Naturwissenschaftler ist es nur jeder Fünfte. Bei keiner anderen Branche gibt es eine so starke Diskrepanz zwischen der Attraktivität für High Potentials und der Attraktivität für durchschnittliche Studierende.
Insgesamt wählen die High Potentials unter den Naturwissenschaftlern deutlich häufiger Arbeitgeber, die nicht in den klassischen Bereich für Naturwissenschaftler fallen, z. B. aus den Branchen IT, Luftfahrt oder Consulting. Damit gehen sie der Chemie- und Pharmaindustrie als wertvolle Arbeitskräfte verloren.
Chemie und Pharma wenig attraktiv für Ingenieure oder Informatiker
Gleiches gilt auch für Absolventen der Ingenieurwissenschaften und Informatik. Zwar finden die High Potentials unter den Ingenieuren die Chemie- und Pharmabranche als Arbeitgeber sogar etwas attraktiver als ihre Kommilitonen, insgesamt sieht jedoch nur jeder 15. Absolvent der Ingenieurwissenschaften seine Wunscharbeitergeber in der Chemie- oder Pharmabranche. Bei den Ingenieuren dominieren Automobilhersteller (31,3%) und Maschinenbau (21,0%) die Jobsuche, die Chemie- und Pharmabranche landet auf Rang 7 des Branchenrankings mit 6,3% der Nennungen.
„Nur jeder 15. Absolvent der Ingenieurwissenschaften
sieht seine Wunscharbeitergeber
in der Chemie- oder Pharmabranche.“
Eine noch unbedeutendere Rolle spielt die Branche unter den heiß begehrten Absolventen der Informatik: Weniger als 1% der Informatik-Absolventen haben die Chemie- und Pharmaunternehmen als potenzielle Arbeitgeber im Blick. Damit landet die Chemie- und Pharmaindustrie nur auf Rang 13 des Branchenrankings, das von IT-Dienstleistern (49,6%) angeführt wird, gefolgt von der Automobilindustrie (13,7%) und der Elektrotechnik/Elektronik (10,1%).
„Weniger als 1% der Informatik-Absolventen
haben die Chemie- und Pharmaunternehmen
als potenzielle Arbeitgeber im Blick.“
Faires Gehalt wichtigstes Kriterium bei Arbeitgeberwahl
Nach der aktuellen Umfrage von Trendence sind Absolventen der Naturwissenschaften im Schnitt bereit, 42,3 Stunden pro Woche zu arbeiten. Dafür erwarten sie ein Jahresgehalt von 46.300 EUR, 300 EUR weniger als bei der Umfrage im Jahr 2018. „Im Vergleich zu Studierenden anderer Fächer ist Naturwissenschaftlern Geld nicht ganz so wichtig. Sie verlangen über 2.000 EUR weniger Jahresgehalt als beispielsweise Ingenieure oder Informatiker. Selbst wenn aus ihrer Sicht das Gehalt zu niedrig ist, akzeptieren Naturwissenschaftler den Job eher als andere“, erläutert Robindro Ullah, Geschäftsführer des Trendence-Instituts, die Ergebnisse der Studie.
Entscheidend ist nicht die Höhe des Gehalts, sondern die Studierenden müssen es als fair empfinden. Dies ist das wichtigste Kriterium bei der Wahl eines Arbeitgebers: 98% der befragten Naturwissenschaftler bewerten dies als „wichtig“, für 64% ist es sogar „sehr wichtig“.
Naturwissenschaftler messen ihren beruflichen Erfolg seltener an der Höhe ihres Gehalts als z. B. Wirtschaftswissenschaftler. Für Absolventen der Naturwissenschaften steht „Spaß an der Arbeit“ an erster Stelle (22,2%), „Sinnvolles schaffen“ an zweiter Stelle (20,4%) und sich „eine Fachexpertise aufbauen“ (11,5%) an dritter Stelle. Nur für 11,2% der Naturwissenschaftler ist ein hohes Gehalt Indikator für beruflichen Erfolg (Rang 4).
Dieser Trend verstärkt sich unter den High Potentials der Naturwissenschaften: Ihnen ist das Geld weniger wichtig. Sie stellen niedrigere Gehaltsforderungen – 400 EUR weniger pro Jahr – und das Einkommen ist für sie noch seltener Gradmesser für beruflichen Erfolg.
Naturwissenschaftler legen Wert auf Sicherheit
Beim Trendence-Absolventenbarometer 2019 wurde auch untersucht, welche Eigenschaften und Einstellungen die Bewerber von heute auszeichnen. „Es ist interessant zu beobachten, wie sich die Studierenden verschiedener Fächer in ihren Einstellungen unterscheiden.
Naturwissenschaftler zählen eher zu den Beständigen unter den Absolventen. Sie legen viel Wert auf Sicherheit, planen gerne und legen Wert aufs Detail. Das kommt ihnen in ihrer Arbeit, gerade in der Forschung, sehr zugute.
Informatiker sind eher die Freigeister. Sie sind besonders liberal eingestellt und begrüßen den Wandel.
Ingenieure wiederum sind Teamplayer und sehr heimatverbunden. Letzteres haben sie mit den Naturwissenschaftlern gemeinsam. Das macht es Unternehmen gerade in bevölkerungsarmen Gebieten besonders schwer, Mitarbeiter zu finden“, fasst Ullah die Ergebnisse der Werte-Analyse zusammen.
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