Chemiekonjunktur – US-Chemiegeschäft im Aufwind
Die Chemie- und Pharmaproduktion in den USA wuchs 2018 um 3,7 %
Der Aufschwung in der US-Wirtschaft geht mittlerweile in das zehnte Jahr. Nach einer kurzen Wachstumsdelle nahm die US-Wirtschaft in den vergangenen zwei Jahren wieder Fahrt auf. Im Jahr 2018 legte das Bruttoinlandsprodukt mit 2,9 % beschleunigt zu. Dies war zusammen mit dem Jahr 2015 das kräftigste Wachstum des im Jahr 2009 begonnen Aufschwungs. Steuerliche Anreize sowie gut ausgelastete Kapazitäten befeuerten die Investitionstätigkeit der Unternehmen. Auch die Warenexporte legten im Jahr 2018 noch einmal kräftig zu (+7,6 %) und die Importe stiegen dynamisch (+8,6 %). Das Handelsdefizit bei Gütern stieg jedoch weiter auf rund 879 Mrd. USD an. In diesem wirtschaftlichen Umfeld legte auch die Beschäftigung zu. Steigende Einkommen stützen den privaten Konsum. Eine hohe Nachfrage beschleunigte die konjunkturelle Dynamik im verarbeitenden Gewerbe. Nach einem verhaltenen Wachstum im Jahr 2017 stieg die Industrieproduktion zuletzt um 2,4 %. Hiervon profitierte auch das industrienahe Chemiegeschäft. Die Produktion von Chemikalien (ohne Pharma) legte um 3,8 % zu (Grafik 1).
Aufschwung im Chemiegeschäft setzt sich fort
Im Zuge des robusten Industriewachstums im Inland, einer Abwertung des US-Dollars und steigender Rohölpreise entwickelte sich die Chemieproduktion (ohne Pharma) im Jahr 2017 dynamisch (+2,6 %). Dabei wurde das Wachstum ausschließlich vom klassischen Chemiegeschäft getragen. Im Jahr 2018 gewann der Aufschwung an Breite. Insgesamt wuchs das Chemiegeschäft (inkl. Pharma) um 3,7 % (Grafik 2). Die Investitionen – vor allem in der Petrochemie – stiegen auf hohem Niveau weiter an. Die Kapazitätsauslastung der Branche entwickelte sich parallel zur Produktion und lag im Jahr 2018 mit 76 % erneut über denen des Vorjahrs und damit deutlich über dem langjährigen Durchschnitt. Die Top-Auslastungsraten der Jahre 2005 bis 2007 (Durchschnitt 77 %) wurden allerdings noch nicht wieder erreicht. Steigende Ausbringungsmengen und Erzeugerpreise (+4,5 %) bescherten den Unternehmen kräftig steigende Umsätze. Letztere lagen mit einem Wachstum von 5,1 % erneut deutlich im Plus. Demensprechend positiv wurde die aktuelle wirtschaftliche Lage bewertet.
Basischemie auf Erholungskurs
Bereits im Jahr 2017 besserte sich die Lage in der Basischemie. Die Erholung setze sich – teils sogar beschleunigt – fort. Alle drei Grundstoffsparten konnten im Jahr 2018 ein Wachstum verzeichnen. Besonders positiv entwickelten sich die Produktion von Petrochemikalien und Polymeren. Die Rahmenbedingungen in der Grundstoffchemie sind auf Grund niedriger Energie- und Rohstoffkosten nach wie vor gut. Von der guten Industriekonjunktur konnten hingegen die Fein- und Spezialchemikalien profitieren. Die Ausbringungsmenge der Sparte legte kräftig zu (+3,8 %). Bereits im Jahr 2017 stieg die Produktion kräftig (+6,2 %). Von einem stabilen privaten Konsum profitierten die Hersteller von Konsumchemikalien. Auch für die Pharmaindustrie lief es im vergangenen Jahr wieder besser. Nach Rückgängen in den Vorjahren stieg die Produktion in dieser Sparte um 3,4 %. (Grafik 3).
Erzeugerpreise steigen kräftig
Nachdem die Preise für Chemikalien bereits im Jahr 2017 deutlich gestiegen waren, legten die Erzeugerpreise im vergangenen Jahr noch einmal beschleunigt zu. Die größten Zuwächse verzeichneten dabei die rohstoffnahen Grundstoffsparten. Auch die Preise für Pharmaprodukte stiegen dynamisch (+3,7 %). Die gute Nachfragesituation und anziehende Rohstoffpreise ermöglichten den Chemieunternehmen Preiserhöhungen durchzusetzen. Im Gesamtjahr 2018 lagen die Preise für Chemikalien 4,5 % über dem Niveau des Vorjahres. Gegen Ende des Jahres schwächte sich der Preisaufschwung etwas ab. Anfang 2019 legten die Preise hingegen wieder leicht zu.
Beschäftigungsaufbau
Dank guter Auftragslage setze sich im Jahr 2018 der Beschäftigungsaufbau in der Chemieindustrie fort. Gegenüber dem Vorjahr erhöhte sich die Zahl der Mitarbeiter in der US-Chemie im Jahr 2018 um 1,7 % auf 838.000. Bereits 2017 lag der Zuwachs bei 1,5 %. Mittlerweile beschäftigt die Chemieindustrie in den USA 7 % mehr Mitarbeiter als noch 2011 – dem Tiefpunkt nach der Krise. Auch Anfang 2019 setzte sich das Beschäftigungswachstum fort (Grafik 4).
Ausblick: Wachstum setzt sich fort, Risiken nehmen aber zu.
Die aktuelle Lage wird von den amerikanischen Unternehmen außerordentlich positiv beurteilt. Hinsichtlich der zukünftigen Entwicklung sind sie jedoch zurückhaltender. Zwar erhöhen steigende Ölpreise und die zunehmend ans Netz gehenden Kapazitätserweiterungen die Wettbewerbsfähigkeit der US-Chemie gegenüber der Konkurrenz. Insgesamt werden die Geschäfte aber schwieriger. Das Tempo der globalen Expansion dürfte in den kommenden Monaten nachlassen. Ebenso ist die Liste der Risiken lang. Zu einen droht nach wie vor eine Zuspitzung des Handelskonfliktes zwischen den USA und China. Zwar gibt es mittlerweile vorsichtige Signale der Entspannung, eine Lösung ist allerdings noch nicht in Sicht. Ebenso sind die handelspolitischen Spannungen zwischen den USA und der EU noch nicht ausgeräumt. Damit bleibt die Verunsicherung der Marktakteure hoch.
Trumps Wirtschaftspolitik, die auf eine Stärkung der US-Wirtschaft, eine breite Deregulierung und Protektionismus setzt, hat bisher noch nicht zu einer Abschwächung des Wirtschaftswachstums in den USA geführt. Hier dürften auch die Steuersenkungen im vergangenen Jahr eine signifikante Rolle spielen. Neue Impulse sind jedoch nicht in Sicht. Im Gegenteil, der ausgerufene Notstand und der Government Shutdown bremsen die wirtschaftliche Entwicklung. Auch hat der weltwirtschaftliche Gegenwind zugenommen, so dass es zunehmend schwieriger wird, das hohe Wachstumstempo der vergangenen Jahre aufrecht zu erhalten.
Für das laufende Jahr rechnet der Verband der Chemischen Industrie (VCI) dennoch mit einem Wachstum der US-Chemie- und Pharmaindustrie in Höhe von 3,0 %. Dabei legt das klassische Chemiegeschäft mit 2,9 % zu, die Pharmaindustrie kann ihre Produktion – nach einigen Jahren rückläufiger Produktion – um sogar 3,5 % ausdehnen.
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