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Chemiekonjunktur – US-Chemiegeschäft zeigt dynamisches Wachstum

Steigende Ölpreise erhöhen die Wettbewerbsfähigkeit der US-Chemie

09.04.2018 -

2016 war ein schwaches Jahr für die Vereinigten Staaten. Das Bruttoinlandsprodukt wuchs nur verhalten. Mit einem Zuwachs von 1,5 % gegenüber Vorjahr lag die Dynamik deutlich unter dem Potenzialwachstum. 2017 nahm die US-Wirtschaft nun wieder Fahrt auf. Das Bruttoinlandsprodukt legte mit 2,3 % beschleunigt zu. Die höhere konjunkturelle Dynamik ging vor allem mit einer gestiegenen Investitions- und Exportdynamik einher. Die Unternehmensinvestitionen und Ausfuhren erhöhten sich wieder deutlich um 4,7 % bzw. 3,4 %, nachdem sie im Jahr 2016 zurückgegangen waren. Zum einen förderten steigende Ölpreise in der zweiten Jahreshälfte die Investitionen im Schiefergassektor. Zum anderen führten ein verbessertes außenwirtschaftliches Umfeld und die Abwertung des US-Dollars zu einem Anstieg der Exporte. Auch der private Konsum expandierte kräftig. In diesem Umfeld beschleunigte sich die wirtschaftliche Dynamik im verarbeitenden Gewerbe. Nach Stagnation im Jahr 2016 stieg die Produktion zuletzt um 1,4 %. Auch das industrienahe Chemiegeschäft profitierte. Die Produktion von Chemikalien ohne Pharmaka legte um 2,5 % zu. (Grafik 1)

Belebung im Chemiegeschäft

Im Zuge einer schwachen Industriekonjunktur im Inland und der Aufwertung des US-Dollars sowie niedriger Ölpreisen entwickelte sich die Chemieproduktion im Jahr 2016 verhalten. Anfang 2017 änderte sich dies jedoch. Die Chemieproduktion wuchs beschleunigt – vor allem das klassische Chemiegeschäft konnte die Produktion deutlich ausweiten. Steigende Ölpreise, die sich im Jahresverlauf weiter stabilisierende Konjunktur in den Schwellenländern und eine dynamische Inlandsnachfrage führten zu Produktionssteigerungen. Die Produktionsausfälle durch die Wirbelstürme waren von temporärer Natur. Insbesondere in der zweiten Jahreshälfte wuchs die Produktion beschleunigt (Grafik 2). Die – vor allem in der Petrochemie – neu gebauten Kapazitäten gehen zunehmend schneller an den Markt. Die Kapazitätsauslastung entwickelte sich parallel zur Produktion und lag im Jahr 2017 mit 74,4 % deutlich über dem langjährigen Durchschnitt. Die Top-Auslastungsgrade der Jahre 2004 bis 2007 wurden aber noch nicht wieder erreicht.

Basischemie auf Erholungskurs

Von der Belebung der Industriekonjunktur konnten insbesondere die Fein- und Spezialchemikalien profitieren. Ebenso legte die Petrochemieproduktion kräftig zu. Die Rahmenbedingungen in der Grundstoffchemie sind auf Grund niedriger Energie- und Rohstoffkosten nach wie vor gut. Die Produktion von anorganischen Grundstoffen kann hiervon jedoch nicht profitieren. Im Jahr 2017 sank die Ausbringungsmenge in dieser Sparte um 3,6 %. Damit setzte sich der Abwärtstrend bei den Anorganika fort. Bereits 2016 war die Produktion rückläufig. Dank stabilen privaten Konsums erholte sich im Jahresverlauf auch die Nachfrage nach Konsumchemikalien. Da der Jahresstart in dieser Sparte aber schlecht verlaufen war, konnte im Gesamtjahr nur ein leichtes Plus verzeichnet werden. Für die Pharmaindustrie lief es hingegen nicht rund: Die Produktion musste um 2,6 % gedrosselt werden. Gegen Jahresende ging es in dieser Sparte jedoch wieder aufwärts (Grafik 3).

Erzeugerpreise im Aufwind

Nachdem die Preise für Chemikalien bereits im Jahr 2016 deutlich gestiegen waren, legten die Erzeugerpreise im vergangenen Jahr noch einmal beschleunigt zu. Dabei stiegen insbesondere die Preise für Pharmaprodukte dynamisch (+ 5,2 %). Im Zuge steigender Ölpreise legten auch die Preise für klassische Chemieprodukte (+ 2,9 %) zu. Die gute Nachfragesituation und anziehende Rohstoffkosten ermöglichten den Chemieunternehmen Preiserhöhungen. In Summe lagen die Preise für Chemikalien im Jahr 2017 fast 4,0 % über dem Niveau des Vorjahres. In der zweiten Jahreshälfte beschleunigte sich die Dynamik noch einmal. Und Anfang 2018 setzte sich Preisaufschwung weiter fort (Grafik 4).

Jobaufbau hält an

Die gute Lage im Chemiegeschäft lässt auch die Beschäftigung in der US-Chemie weiter anwachsen. Der Beschäftigungsaufbau setzte sich 2017 weiter fort. Lag die Zahl der Beschäftigten im Tiefpunkt nach der Krise im Jahr 2011 noch bei 783.400 Mitarbeitern, arbeiteten im vergangenen Jahr wieder 822.400 Menschen in der US-Chemie. Dies entspricht einem Zuwachs von 1,4 % gegenüber dem Vorjahr – nach +0,5 % im Jahr 2016. Anfang 2018 ließ die Dynamik allerdings etwas nach.

Ausblick: Wachstum setzt sich moderat fort

Die amerikanischen Chemieunternehmen sind zuversichtlich gestimmt, was die zukünftige Entwicklung angeht. Zuletzt stieg die Bewertung der aktuellen Situation weiter an. Steigende Ölpreise erhöhen die Wettbewerbsfähigkeit der US-Chemie gegenüber der Konkurrenz. Weitere Kapazitäten dürften – vor allem in der Basischemie – ans Netz gehen. Die Weltwirtschaft befindet sich auf einem robusten Aufwärtstrend. Die Auslandsnachfrage nach US-Chemikalien steigt.

Nach über einem Jahr Trump ist klar in welche Richtung die USA steuern. Der US-Präsident setzt auf eine Stärkung der US-Wirtschaft, die Re-Industrialisierung der USA, eine auf Protektionismus ausgerichtete Handelspolitik sowie Deregulierung der Energie- und Finanzmärkte. Auch das Thema Zuwanderung steht auf seiner Agenda – erst kürzlich ließ er sich medienwirksam Prototypen der an der Grenze zu Mexiko geplanten Mauer zeigen. Die Ende vergangenen Jahres beschlossene Steuerreform dürfte die Produktion – zumindest kurzfristig – anregen. Der „Tax cut and Jobs act“ sieht umfangreiche Entlastungen bei der Besteuerung von Einkommen und Unternehmen vor. Risiken liegen jedoch in der aggressiven Handelspolitik der US-Regierung – sowohl für die USA wie auch für die Weltwirtschaft. Zuletzt hat Trump Strafzölle für Stahl- und Aluminiumimporte angekündigt – nachdem es zuletzt schien, als ob etwas Ruhe an dieser Front eingekehrt war. Mittelfristig bleibt fraglich, ob die neue Wirtschaftspolitik dauerhaft zu einer Revitalisierung der US-Wirtschaft führt.

Kurzfristig sind die Aussichten allerdings gut. Der VCI rechnet für dieses Jahr mit einem Wachstum der US-Chemie- und Pharmaindustrie in Höhe von 2,5 %. Für das klassische Chemiegeschäft rechnen wir sogar mit einem Zuwachs in Höhe von 3 %. Der amerikanische Chemieverband ACC ist noch optimistischer und spricht von einer Renaissance der US-Chemie. Zuletzt prognostizierte der Verband ein Produktionswachstum von 3,7 %.

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