Achema 2018: Ein Treffen auch mit Logistik-Profis
Logistik erstmals ein Themenschwerpunkt der Prozesstechnik-Messe
Logistikmessen? Gibt’s doch schon! Aber wer nach Spezialisten für Chemie- und Pharma Ausschau hält, muss mit der Lupe suchen. Die Achema 2018 bietet ihnen eine eigene Sonderfläche. Auf dem Logistik-Hotspot in Halle 1.1 stellen namhafte Unternehmen der Chemie- und Pharmalogistik aus und sind Anlaufstelle für fast 4.000 Aussteller und 170.000 Besucher. Ein spannendes Vortragsprogramm gibt es obendrauf und in die Ausstellung integriert.
Selten haben so viele Menschen wie in diesem Jahr mit laufender Nase und kratzendem Hals flach gelegen. Hochkonjunktur für die Hersteller von Erkältungsmedikamenten – und für ihre Logistikdienstleister. Produzenten von pflanzlichen Arzneimitteln wie Bronchipret und Sinupret verzeichneten diesen Winter einen Absatzrekord. Sie verschicken Arzneien in die ganze Welt. Die Logistik dafür stellen Anbieter wie die Berliner Unitax. Unitax kann als einer der ersten deutschen Pharmadienstleister ein amtlich anerkanntes Good-Distribution-Practice-Zertifikat vorweisen.
Seit 2013 gibt es die Leitlinien für die gute Vertriebspraxis (GDP) und sie bringen die Branche in Bewegung, denn es sind erhebliche Investitionen in den Fuhrpark notwendig. Knackpunkt ist die Temperatur: Medikamente müssen bei der gleichen Temperatur transportiert werden, bei der sie auch gelagert werden. Im Fall von Insulin ist alles klar: Es ist im Kühlschrank zwischen 2°C und 8°C zu lagern, also wird es in einem Kühlfahrzeug auf den Weg geschickt. Was aber ist mit den Bronchipret-Dragees gegen Husten? Diese lagern beim Hersteller im Regal bei Raumtemperatur, in der Apotheke und beim Kunden zuhause auch.
Um zu verhindern, dass die Medikamente bei frostigem Erkältungswetter unter einer einfachen Lkw-Plane einen Temperaturschock erleiden, transportiert Unitax sie in klimatisierten Fahrzeugen. Die WHO definiert den Temperaturbereich von 15 – 25°C, um den es hier geht, als „ambient temperature“.
Logistiker werden Systempartner
Expressdienstleister TNT begann 2016 mit einem Pilotversuch für sein Ambient-Netzwerk. Inzwischen sind GDP-Fahrzeuge mit aktiver Temperaturführung zwischen 15°C und 25°C Standard bei der Zustellung von Medikamenten auf der letzten Meile. Auch bei Pharmaserv Logistics ist der Ambient-Transport eine Routinesache. Die Just-in-time-Lieferung vom Hersteller direkt in die Apotheke ist im kleinteiligen Pharmageschäft nicht üblich. Viele Transporteure wie Unitax und Pharmaserv Logistics bieten deshalb auch die Lagerung als Dienstleistung an. Sie werden damit immer stärker in die Supply Chain integriert und zum Systempartner der Pharmahersteller.
Besonders deutlich wird das in der Partnerschaft von GlaxoSmithKline (GSK) und Kühne + Nagel. Das Pharmaunternehmen ist in Deutschland bekannt für Marken wie Sensodyne-Zahnpasta und Voltaren-Schmerzsalbe und hat 2016 seine Transportaufgaben vollständig in die Hände von Kühne + Nagel gelegt. Seither wickelt der Logistikriese weltweit die Transporte für GSK ab, von den Rohmaterialien der Zulieferer bis zur Auslieferung der Produkte an die Kunden. Noch ist GSK Pionier darin, solch weitreichende Kompetenz an seinen Logistiker abzugeben, doch weitere Pharmahersteller haben bereits bei Kühne + Nagel angeklopft.
Digitalisiertes Etikett
Chemie- und Pharmalogistik beginnen aber schon lange, bevor die Waren in einen Container verladen werden. Für die digitalisierte Logistikkette zu und von der Produktion müssen Paletten, Fässer und Kartons haltbar und maschinenlesbar gekennzeichnet werden. Das kann mit herkömmlichen Klebeetiketten wie denen von Varilabel oder PriorityID passieren, auf denen die Daten in Form von Barcodes oder QR-Codes verschlüsselt sind.
Inzwischen ist aber auch das Etikett digital geworden und kommt in Form von RFID-Tags daher wie bei PriorityID und Rako Security Label. Der große Vorteil: Die Informationen werden nicht mehr mit einem Scanner eingelesen, der Sichtkontakt zum Etikett braucht. Stattdessen können RFID-Tags auch aus einem verschlossenen Karton ausgelesen werden. Auch NFC-Tags (Near Field Communication), die man vom kontaktlosen Bezahlen kennt, halten Einzug in die Logistik.
Logistikfaktor Transportsicherheit
Wenn die Waren schließlich in einen Container verladen werden, beginnt ein neues Kapitel in Sachen Logistik: Sicherheit. Wer meint, es genüge, einen Schiffscontainer mit Chemikalienfässern voll zu stapeln, der hat noch keinen echten Seegang erlebt. Ein Frachtschiff kann bei Sturm auf dem Ozean herumgeworfen werden wie ein Papierschiffchen. Dann wird die Bedeutung des ausgefeilten Zurrgurt-Systems klar, mit dem Rainer Ladungssicherungstechnik das Verrutschen der Fässer im Container verhindert.
Schon bei ungefährlichen Gütern ist das Transportrisiko nicht zu vernachlässigen; wer Gefahrgut zu transportieren hat, der ist bei DGM Deutschland in guten Händen. Dort kennt man sich mit den aufwendigen Regularien zum internationalen Gefahrguttransport aus und steht dem Kunden mit Rat, Tat und Software zur Seite.
Vortragsprogramm in Ausstellung integriert
Seit jeher vertritt die Achema die Philosophie der Diskussion am ausgestellten Objekt und das wird auch auf dem Logistik-Hotspot so sein. Darüber hinaus können sich Besucher während der ganzen Woche in Vorträgen über das Neueste in Sachen Chemie- und Pharmalogistik informieren. Der Bundesverband Logistik BVL trägt mit einem Fachforum zum Vortragsprogramm bei. Die Perspektive ist dabei natürlich immer global und die Themen breit gestreut. Wie genau muss ein Fahrzeug für Pharmatransporte ausgestattet sein? Was muss man für die GDP-Zertifizierung leisten? Die Fraunhofer Arbeitsgruppe für Supply Chain Services stellt ihr Frachten-Benchmarking vor und gibt Antworten auf die Frage „Bezahle ich zu viel für meine Transportaufgaben?“ Beim „PRAXISforum Chemical and Pharma Logistics“ können Praktiker, von Kunden- wie von Anbieterseite, direkt ins Gespräch kommen.