Schlechte Krisenkommunikation kostet Reputation
Ein Vorbericht zum Dechema-Praxisforum Krisenmanagement
Anke Schmidt, Senior Vice President Corporate Communications der BASF in Ludwigshafen, bringt es auf den Punkt: „Unternehmen sind heute in Krisensituationen damit konfrontiert, dass Neuigkeiten im Sekundentakt auf Facebook, Twitter & Co veröffentlicht werden. Wir können den Wettlauf mit den Sozialen Medien nicht gewinnen, sollten aber im Rennen bleiben.“ Sie weiß genau wovon sie redet und wird darüber beim Praxis-Forum Krisenmanagement der Dechema am 28. und 29. November in Frankfurt berichten. In ihrem Impulsvortrag zu den Herausforderungen der Krisenkommunikation wird sie den Unfall im Landeshafen der BASF im Oktober 2016 beleuchten und viele Hürden auf dem Weg zu einer effektiven Kommunikation aufzeigen.
Derartige Erfahrungsberichte nach klassischen Chemieereignissen (siehe auch das Interview mit Sabrina Kunz, ACC BEKU) prägen das Bild der Krise in der chemischen Industrie. Explosion, Brand, Produktaustritt, Transportunfall: das sind Klassiker, die wir nicht erst seit dem Hoechst-Unfall und dem „Gelben Regen von Schwanheim“ am Rosenmontag 1993 kennen. Heute sieht sich das Management aber auch ganz anderen Herausforderungen ausgesetzt, von denen vor wenigen Jahren selbst Spezialisten kaum Notiz genommen hatten: Heute reden wir über Compliance-Verstöße und Cyber-Kriminalität und wie sich ein mittelständisches Unternehmen gegen Datenklau oder Hacker-Angriffe zur Wehr setzen kann.
Hier sind die Unternehmen in der Verantwortung, sich für jegliche Krisenfälle das nötige Handwerkszeug anzueignen und ihre Organisation entsprechend vorzubereiten und ihre Mitarbeiter zu schulen. Das Management der Krise besteht immer aus einem Krisenhandbuch, einem Krisenstab und einer professionellen Krisenkommunikation. All dies wird das Praxis-Forum der Dechema aufnehmen und erfahrene Praktiker zu Wort kommen lassen. In verschiedenen Breakout-Sessions haben die Teilnehmer dann die Qual der Wahl: TV-Training oder Krisenstabsübung? Schutz vor der Cyber-Attacke oder Krisenhandbuch entwerfen? Hier geht es um Austausch und Diskussion, vor allem aber darum, dass jeder Teilnehmer etwas mitnimmt und am nächsten Tag bei sich im Unternehmen auch Dinge ganz gezielt bewegen und umsetzen kann.
Denn gerade mittelständische Unternehmen haben oft weder eine Kommunikationsabteilung noch sind sie vorbereitet auf eine Krisenbewältigung jeder Art. Dabei ist Prävention das zentrale Mittel, sich gezielt und mit den vorhandenen Ressourcen auf mögliche Krisenfälle vorzubereiten. Wenn die Feuerwehr erst einmal vor dem Produktionsgebäude oder wenn der Staatsanwalt am Empfang steht, ist es zu spät und die Zeit arbeitet gegen einen.
Dieser Praxisbezug wird sich auch in den verschiedenen Podiumsdiskussionen des Praxis-Forums fortsetzen. Auch bei Themen wie „Krise ist Chefsache“ oder „Journalisten ante portas“ kommen Praktiker zu Wort, die aus eigener Erfahrung von ihren individuellen Lernkurven berichten. Im Ereignisfall fehlt es an Manpower, Know-how und Informationen, was nicht dazu führen darf, dass ein Unternehmen auf Tauchstation geht und die Kommunikation mit Politik, Medien und Nachbarschaft unterschätzt. Denn jetzt zählen Transparenz und Dialog, Fakten müssen offen kommuniziert, Vertrauen zurückgewonnen werden.
Dabei ist der wohl wichtigste Satz der Krisenkommunikation von entscheidender Bedeutung: Schmerz jetzt! Im Zeitalter von Smartphone und Facebook wird jeder Mitarbeiter zum Öffentlichkeitsarbeiter, Fotos werden in Sekundenschnelle hochgeladen, Kommentare vielfach „geliked“. Wer hier zögernd oder unvorbereitet kommuniziert, wird Opfer einer vielschichtigen Meinungsvielfalt, die kaum noch zu beeinflussen sein wird.
Fazit: Das Steuern von Rohstoffen und Fertigprodukten oder das Überwachen einer Produktionsanlage sind alltägliche Selbstverständlichkeit an den Standorten der deutschen chemischen Industrie. Ein umfassendes Krisenmanagement und professionelle Krisenkommunikation sollten es auch sein. Jetzt! Bevor der Ernstfall eintritt.
Neben klassischen Chemieunfällen sind es immer stärker Themen wie Compliance oder Social Media, die einer Organisation ohne Krisenmanagement klare Grenzen aufzeigen. Die Teilnehmer des Praxisforums lernen von Kollegen anderer Firmen, können sich austauschen und vernetzen sowie die Instrumente eines präventiven Krisenmanagements kennen- und anwenden lernen.
Datum: 28.11. - 29.11.2017
Ort: Dechema-Haus, Frankfurt am Main
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