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Pharmakonjunktur – Arzneimittel aus Deutschland sind weltweit gefragt

Die deutsche Pharmaproduktion wächst jährlich um 3 %

09.10.2017 -

Die deutsche Pharmaindustrie ist eine erfolgreiche und dynamisch wachsende Branche. Seit 2010 stieg die Produktion jährlich um über 3 % – und damit deutlich dynamischer als die übrige Chemie (-0,5 %) (Grafik 1). Im vergangenen Jahr erwirtschaftete die Pharmabranche einen Umsatz von 48,2 Mrd. EUR. Die größten Standorte sind in Hessen, Baden-Württemberg, Berlin und Nordrhein-Westfalen. Über 70 % des Branchenumsatzes wird von Betrieben dieser Bundesländer erwirtschaftet. Rund 115.700 Menschen arbeiten deutschlandweit in der Pharmaindustrie – davon besonders viele in der Forschung und Entwicklung.

Die Branche konnte im bisherigen Jahresverlauf den Erfolgskurs fortsetzen (Grafik 2). Von Januar bis Juli lag die Produktion pharmazeutischer Erzeugnisse um knapp 5 % über Vorjahr. Sowohl die pharmazeutischen Grundstoffe als auch die Spezialitäten trugen gleichermaßen zum Produktionsplus bei. Die Erzeugerpreise nahmen zwar leicht zu. Allerdings sind in der Pharmaindustrie weniger die Erzeugerpreise als die Arzneimittelpreise entscheidend. Diese sind aufgrund der Regulierungen des deutschen Gesundheitsmarktes eher rückläufig. Der Pharmaumsatz konnte mit der Produktion nicht Schritt halten. In den ersten sieben Monaten des Jahres stieg der Branchenumsatz lediglich um 1,1 %. Der Inlandsumsatz war leicht rückläufig. Demgegenüber entwickelte sich der Auslandsumsatz erfreulich und legte um fast 2 % zu.

Arzneimittel aus Deutschland sind weltweit gefragt

Mit ihren innovativen Produkten ist die deutsche Pharmaindustrie international wettbewerbsfähig. Arzneimittel aus Deutschland sind weltweit gefragt. Zwei Drittel ihrer Umsätze erwirtschaften die Unternehmen der Branche direkt mit Kunden aus dem Ausland. Im vergangenen Jahr konnte die Branche einen Umsatz in Höhe von über 32 Mrd. EUR mit Kunden im Ausland erzielen. Fast die Hälfte der Exporte geht in die EU-Mitgliedstaaten. 20 % nach Nordamerika und jeweils rund 13 % nach Asien und in die übrigen europäischen Länder (Grafik 3). Damit ist Europa für die deutsche Pharmaindustrie der wichtigste Markt. Die Nachfrage aus dem Ausland verlief auch im bisherigen Jahresverlauf 2017 überaus dynamisch. Insbesondere die Nachfrage aus den europäischen Ländern außerhalb der EU stieg rasant.

Forschungsstark und innovativ

Innovationen sind das Rückgrat der Branche und der Garant für den wirtschaftlichen Erfolg in der Zukunft. In keiner anderen Industriebranche ist der Anteil der Forscher an den gesamten Beschäftigten so hoch wie in der Pharmaindustrie. Auch bei der FuE-Intensität, d. h. dem Anteil des Umsatzes, der wieder in die Forschung gesteckt wird, belegt die Pharmaindustrie eine Spitzenposition (Grafik 4). Dabei werden die Forschungsleistungen nicht nur von wenigen Unternehmen erbracht. 70 Prozent der deutschen Pharmaunternehmen sind innovativ tätig, sei es durch permanente eigene FuE-Abteilungen oder durch anlassbezogene FuE-Aktivitäten. Dies ist weit mehr als in anderen Branchen und deutlich über dem Durchschnitt des verarbeitenden Gewerbes.

Innovationen finden in der Pharmaindustrie auf einer Vielzahl von Feldern statt, seien es im Bereich neuer Wirkstoffe, anderer Darreichungsformen und Wirkstoffkombinationen, erweiterten Anwendungsgebieten oder der Verbesserung bereits bekannter Wirkstoffe. Dabei wendet die Pharmaindustrie auch neue Technologien an. Die digitale Transformation hat im Gesundheitssystem längst Einzug gehalten. In der Pharmaindustrie finden sich digitale Technologien und Anwendungen bereits in allen Phasen des Wertschöpfungsprozesses: von Forschung und Entwicklung über die Produktion bis hin zur Versorgung. Beispielsweise treibt die Genom-Editierung die Entschlüsselung, Vorbeugung, Behandlung und Heilung von Krankheiten voran, für die es bisher nur eingeschränkte oder keine Behandlungsoptionen gibt. In der Produktion von Arzneimitteln sichert und optimiert die digitale Überwachung und intelligente Vernetzung von Produktionseinheiten die Qualität. Und die Kombination von moderner Diagnostik und innovativem Arzneimittel ermöglicht eine personalisierte Medizin, die dem Patienten eine an seine Erkrankung angepasste Therapie bietet. Neue digitale Angebote ergänzen damit die traditionellen Gesundheitsleistungen der Pharmaindustrie.

Geringe Dynamik im Inlandsgeschäft

Deutschland ist insgesamt ein guter Standort für Pharmaforschung und -produktion. Allerdings ist der Gesundheitsmarkt in Deutschland auch stark reguliert und die Pharmaunternehmen werden durch gesetzliche Maßnahmen massiv belastet. Zusätzlich wird der internationale Wettbewerb um Investitionen in die Pharmastandorte immer schärfer. Der Importdruck nahm in den vergangenen Jahren deutlich zu. Gute Rahmenbedingungen für Forschung, Entwicklung und Produktion werden deshalb immer wichtiger für den Standort Deutschland. Dabei ist die Planungssicherheit gerade für Investitionen in die langwierige Arzneimittelentwicklung entscheidend. Diese ist in Deutschland aber nicht immer gegeben. So gab es seit 1989 bspw. mehr als 20 Reformgesetze im Gesundheitssektor. Die Regulierungsdichte nahm dabei stetig zu. Das Festpreissystem, Rabattverträge und Zwangsabschläge sind nur einige Hemmnisse, mit denen Pharmaunternehmen am Standort Deutschland konfrontiert sind. Es bleibt abzuwarten, ob es nach der Bundestagswahl weitere Reformen des Gesundheitswesens gibt und wie sich diese auswirken.

Hohe Wachstumspotenziale

Die positive Entwicklung in der deutschen Pharmaindustrie wird sich in den nächsten Jahren fortsetzen. Die Forschungs-Pipelines versprechen bis 2020 Rekordjahre bei der Neueinführung wirkstoffneuer Medikamente. Für dieses und nächstes Jahr erwartet der VCI ein deutliches Produktionsplus von 3,5 – 2 %.

Auch die langfristigen Aussichten sind gut. Der weltweite Gesundheitsmarkt ist ein überaus dynamischer Wachstumsmarkt. Viele Krankheiten sind bis heute noch nicht therapierbar, die Lebenserwartung der Menschen steigt und das veränderte Konsuminteresse sowie die Suche nach mehr Lebensqualität erhöhen die Nachfrage nach gesundheitsbezogenen Leistungen und Produkten. Dabei bieten auch neue Technologien weitere Wachstumschancen. Die Entschlüsselung des humanen Genoms schreitet weiter voran und bietet neue Heilungschancen. Die Digitalisierung wird die Branche weiter verändern. Der Wissenszuwachs wird dabei immer schneller. Personalisierte Therapien, die regenerative Medizin sowie Gen- und Zelltherapien sind auf dem Vormarsch. Die innovationsstarke deutsche Pharmaindustrie hat dabei gute Chancen, vom Wachstumsmarkt Gesundheit zu profitieren.

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