Clariant eröffnet Biotechnologiezentrum in Planegg
08.12.2015 -
Clariant will mit neuem bayerischen Standort die Forschung und Entwicklung von biobasierten Produkten und Treibstoffen weiter vorantreiben. Anfang Oktober eröffnete der Schweizer Spezialchemiekonzern einen neuen Standort für industrielle Biotechnologie im Südwesten Münchens. Auf mehr als 6000 m2 Labor- und Bürofläche entwickeln dort mehr als 100 Mitarbeiter Produkte und Lösungen für nachhaltige biobasierte Produkte und Prozesse.
Die Biotechregion im Südwesten Münchens ist eigentlich rot geprägt: Unmittelbar hinter der Stadtgrenze ist die medizinisch-pharmazeutische Biotechindustrie mit zahlreichen Unternehmen, Start-Ups und Forschungseinrichtungen vertreten. Doch mit der Eröffnung des neuen Biotech-zentrums von Clariant in Planegg bei München fasst nun auch die weiße beziehungsweise industrielle Biotechnologie verstärkt Fuß in dieser Region. Produkte auf Basis nachwachsender Rohstoffe und Biokraftstoffe stehen dabei im Mittelpunkt der Clariant-Entwickler.
Dr. Hariolf Kottmann, Vorstandsvorsitzender von Clariant, sieht in der Nähe zu den anderen biotechnologischen Firmen und Institutionen einen erheblichen Standortvorteil. „Wenngleich die Zukunft von Clariant in Asien und insbesondere in China entschieden wird, haben wir gute Gründe gehabt, hier in Planegg zu investieren. Das neue Biotechcenter ist neben dem Clariant Innovation Center in Frankfurt ein weiteres wichtiges globales Forschungszentrum für unser Unternehmen.“
In Anwesenheit der bayerischen Wirtschaftsministerin Ilse Aigner mahnte der Unternehmenschef allerdings auch, dass der Konzern erhebliche internationale Risiken trage. Belastend wirke da unter anderem die Energiewende in Deutschland, die die Kosten der Produktion in die Höhe treibe und die Planungsunsicherheit erhöhe.
Kottmann machte deutlich, dass der Konzern die jährlichen Forschungs- und Entwicklungs-Investitionen im Bereich Biotechnologie in Höhe von rund 30 Mio. CHF aufrechterhalten werde. „Wir erwarten jedoch, dass von diesem Standort in absehbarer Zeit werthaltige Produkte kommen“, so Kottmann.
Prof. Andre Kaltermann, Head of Group Biotechnology bei Clariant, unterstrich, dass das Unternehmen mit dem neuen Forschungs- und Entwicklungszentrum Ernst mache mit Nachhaltigkeit und profitablem Wachstum. „Die industrielle Biotechnologie stößt gerade eine neue Tür auf. Sie ist eine Schlüsseltechnologie, um die Abkehr von fossilen Energieträgern zu schaffen“, so Kaltermann.
Konkret arbeitet Clariant bspw. an klimafreundlichen Biokraftstoffen aus landwirtschaftlichen Reststoffen. So wurde im Forschungszentrum der Group Biotech von Clariant in den vergangenen Jahren das Sunliquid-Verfahren zur Umwandlung von Agrarreststoffen in Zellulose-Ethanol, einem Biokraftstoff der zweiten Generation, bis zur Marktreife entwickelt. Nach Angaben von Clariant verursache das unter anderem aus Stroh gewonnene Ethanol im Vergleich zu Benzin bis zu 100 Prozent weniger CO2-Emissionen, stehe nicht in Konkurrenz zu Nahrungs- und Futtermitteln, benötige keine zusätzlichen Anbauflächen und schaffe zusätzliche Beschäftigungs- und Einkommensmöglichkeiten im Agrarsektor. Dabei könnten aus fünf Tonnen Stroh rund eine Tonne Biodiesel gewonnen werden.
Die bayerische Staatsministerin Aigner versicherte Clariant und der Biotechbranche, dass diese sich auch in Zukunft auf die finanzielle Unterstützung durch die Politik verlassen könnten: „Die bayerische Staatsregierung setzt auf die Biotechnologie. Das gilt vor allem für die Forschungsförderung.“ Eine große Zukunft sieht die Politikerin insbesondere in der Bioökonomie, also der nachhaltigen Nutzung von biologischen Ressourcen wie Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen.
Die Group Biotech ist Teil der Group Technology & Innovation (GTI) von Clariant. Sie wurde 2006 aufgebaut und hat ihren Sitz im Großraum München. Neben dem neuen Standort Planegg betreibt die Group Biotech im niederbayerischen Straubing seit 2012 eine Demonstrationsanlage für die Herstellung von Bioethanol.