Superlativ im Rohrleitungsbau
Tebodin Peters Engineering plant Rohrleitungsbau für Anlagenerweiterung von BASF Schwarzheide
Die Aufgaben von Rohren in der chemischen Industrie sind so vielfältig wie komplex. Auf den Laien wirken die Rohrleitungen einer chemischen Produktionsanlage wie ein nicht entwirrbares Knäuel. Sie transportieren nicht nur Rohstoffe, Zwischen-, Neben-, Abfall- und Endprodukte, sondern auch Kühl- und Heizmittel oder dienen mitunter auch als Reaktionsräume. Die komplexen Anforderungen an den Rohrleitungsbau in der Prozessindustrie erfordern daher bereits in der Planung hoch spezialisierte Experten. BASF Schwarzheide und Ludwigshafen verlassen sich dafür auch auf die Bilfinger-Tochtergesellschaft Tebodin Peters Engineering.
„Eine ‚normale' Anlage hat vielleicht um die 1.000 Leitungen", erklärt Bernd Bodeit, Geschäftsführer bei Tebodin Peters Engineering in Ludwigshafen. Seine Mannschaft und er arbeiten zurzeit im BASF-Werk Schwarzheide an einem echten Superlativ, an einer Anlage mit einem Vielfachen an Rohrleitungen einer durchschnittlichen Anlage. Sie planen den Rohrleitungsbau für die Erweiterung einer Fungizid-Produktionsanlage.
Im vergangenen Herbst fingen die Planungen für die neue Produktionsstraße an, kurz vor Weihnachten erfolgte der erste Spatenstich. Im Herbst 2014 soll die Anlage ihren Betrieb aufnehmen.
Herausfordernde Anlagenplanung
Selbst für BASF zählt das Projekt zu den besonderen. Zwar wurde die bestehende Pflanzenschutzmittelproduktion schon einmal um eine Anlagenstraße erweitert, doch die jetzige Erweiterung übersteigt die bisherigen Dimensionen. Mit mehr als 100 Mio. € ist sie die bisher größte Einzelinvestition des Chemiekonzerns am Standort Schwarzheide. „Nur wenige Projekte der BASF sind in der Anlagenplanung so herausfordernd wie das unsere", ordnet Volker Rudolph, Senior Project Manager der BASF im zentralen Group-Engineering, die Größenordnung ein. „Auch wenn wir jetzt eine weitere Produktionsstraße bauen und dabei auf vorhandene Planungsunterlagen zurückgreifen können, bleibt das Arbeitspensum für das Engineering enorm." Das liegt u.a. daran, dass Anlagen im Laufe der Zeit verändert werden, um sie den Erfahrungen im Produktionsalltag und auch neuen gesetzlichen Vorschriften anzupassen.
Sportlicher Zeitrahmen
Für jede einzelne Rohrleitung muss eine neue Isometrie angelegt werden, also eine technische Zeichnung, die nicht maßstäblich, aber mit allen Dimensionen versehen ist. „Dafür ist der vorgegebene Zeitrahmen durchaus sportlich", erklärt Rudolph. „Innerhalb der Projektlaufzeit bleiben nicht mehr als acht Monate für die Detailplanung des Anlagenbaus."
Bodeit und sein Team aus Maschinenbau- und Stahlbauingenieuren, Technikern und Zeichnern sind auf ambitionierte Zeitpläne eingestellt. „40 bis 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind bei uns an diesem Projekt beteiligt, in der Spitze noch mehr", sagt Bodeit. Der größte Teil arbeitet am Firmensitz in Ludwigshafen und die Nähe zum BASF-Planungsteam, welches sich im Wesentlichen aus Mitarbeitern des Engineerings in Ludwigshafen zusammensetzt, ist ein wesentlicher Vorteil bei einer schnellen Planungsunterstützung. Daher hat sein Unternehmen auch in Schwarzheide ein Büro eröffnet, um BASF und andere Kunden in der Region besser betreuen zu können.
Leistungsstarke Planungssoftware
Wichtigstes Arbeitswerkzeug ist heute leistungsstarke und flexible Software. „Wir arbeiten mit der Software 3D PDMS, einem von zwei führenden Planungssystemen für das Engineering im Anlagenbau", erzählt Bodeit. „Darin lassen wir die neue Anlage virtuell vollständig entstehen, sodass wir sie mit den BASF-Planungseinheiten und dem Betreiber in allen Details überprüfen und abstimmen können."
Die Vorgaben für die Erweiterung der Produktionsanlage bekommt Bodeit vom Engineering-Team der BASF. Dort werden in Zusammenarbeit mit dem zuständigen Geschäftsbereich Produktionsverfahren, Einsatzstoffe, Verkaufsprodukt und die wesentlichen Parameter festgelegt. Das Detail-Engineering übernehmen Dienstleister wie Tebodin Peters. Beim aktuellen Projekt sorgt nicht nur die Zahl an Rohren für Komplexität, sondern auch die vielen unterschiedlichen Materialien, die zum Einsatz kommen. „In der Produktion arbeiten wir oft im sauren und damit korrosiven Bereich. Da brauchen wir Bauteile, die den jeweiligen Bedingungen auch über Jahre hinweg Stand halten", erläutert Rudolph.
Detail Engineering
Wegen der Komplexität der Aufstellung und des engen Zeitrahmens für die Realisierung der Erweiterungsanlage hat das Engineering von BASF bereits in der Basic-Planung einen potenziellen Kandidaten für das Detail Engineering im Rahmen einer Ausschreibung angefragt. Bei der frühen Einbindung des Detail Engineering geht es darum, eine möglichst solide Basis für einen reibungslosen Projektverlauf zu legen.
Mit Tebodin Peters Engineering arbeitet BASF bereits seit vielen Jahren zusammen, speziell auch bei Projekten für den Bereich Pflanzenschutz. Über die Zeit ist eine gute Kooperation entstanden. „Wir brauchen das konstruktive Miteinander, bei dem nicht nur eng nach Vorschrift gearbeitet wird. Dazu benötigen wir auch den kreativen Geist und die offene Atmosphäre, in der unsere Partner ihr Know-how und ihre Ideen einbringen", erläutert BASF-Ingenieur Rudolph.
Beim Erweiterungsprojekt in Schwarzheide hat Rudolph dafür ein konkretes Beispiel: „Tebodin Peters Engineering hat uns vorgeschlagen, Position und Art der Sonderunterstützungen, also die Rohrleitungshalterungen, sehr früh festzulegen; sie sind damit für den weiteren Planungsfortgang als gegeben zu nehmen", erklärt er. Damit konnte die Rohrleitungs-Montagefirma bereits parallel zur weiter laufenden Planung mit ihrer Arbeit beginnen. „Möglicherweise doch noch notwendige Änderungen haben wir dann als ‚Änderung in vorhandenem Bestand' behandelt, wie sie im existierenden Betrieb vorkommt. Durch diese Vorgehensweise konnten wir die Abhängigkeiten reduzieren und überlappend in einzelnen Anlagenabschnitten mit der Rohrleitungsverlegung beginnen", ergänzt Rudolph.
Dem Anlagenbetreiber kommt diese Vorgehensart entgegen, trägt sie doch dazu bei, dass Planung und Baufortschritt gut in der Zeit liegen, sodass der vorgesehene Termin für den Produktionsstart weiterhin klar in Sicht bleibt.
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