Anlagenbau & Prozesstechnik

Zwischen Zufriedenheit und Hochstimmung

Nachlese Achema 2015

02.10.2015 -

Positive Veranstaltungszahlen, eine ganze Reihe veröffentlichter Geschäftsabschlüsse und viel Arbeit für den Vertrieb in den nächsten Wochen, um die zahlreichen Neu­kontakte zu bearbeiten: Das sind Eindrücke, die die Organi­satoren der Achema 2015 aus den ersten Rückmeldungen mitnehmen.

Dem leichten Plus bei den Ausstellern steht eine Punktlandung bei den Besuchern gegenüber: 166.444 Teilnehmer aus aller Welt fanden vom 15. bis 19. Juni 2015 den Weg auf das Frankfurter Messegelände. 3.813 Aussteller aus 56 Ländern präsentierten dort ihre Innovationen für die Chemie-, Pharma- und Lebensmittelindustrie. Bei der letzten Achema 2012 waren es 166.447 Besucher und 3.773 Aussteller. Zahlreiche Produktneuheiten und Premieren belegen den Stellenwert der Veranstaltung als „Weltgipfel der Innovation“.
„Bis uns die endgültige Auswertung der Besucherstatistik vorliegt, dauert es noch ein paar Tage. Aber erste Zahlen zeigen, dass wir bei der Verweildauer der Besucher eine Trendwende geschafft haben“, sagt Dr.-Ing. Thomas Scheuring, Geschäftsführer der Dechema Ausstellungs-GmbH. „Die Besucher kommen an mehreren Tagen auf das Gelände. Sie haben konkrete Interessen und bringen die Zeit mit, sich umfassend zu informieren.“ Erste Trends deuten zudem darauf hin, dass auch auf der Besucherseite der internationale Anteil signifikant gestiegen ist. Auf Ausstellerseite kamen mit 53,9 % erstmals deutlich mehr als die Hälfte der Teilnehmer aus dem Ausland. Nach einem Kopf-an-Kopf-Rennen konnte sich China nach Ausstellerzahl als zweitgrößte Ausstellernation nach Deutschland positionieren, gemessen an der Fläche hatte Italien die Nase vorn. Auch die Beteiligung von Unternehmen aus der Türkei, Taiwan und Indien stieg deutlich an. Unter den EU-Ländern verzeichneten Österreich, Großbritannien und Spanien Zuwächse gegenüber der Vorveranstaltung. Frankreich und die USA konnten ihr gutes Niveau halten.

Die Ausstellungsgruppen
Die Ausstellungsfläche verteilte sich auf 11 Ausstellungsgruppen. Deutliche Zuwächse gab es in der Pharma-, Verpackungs- und Lagertechnik, wo zwei zusätzliche Ausstellungsflächen angemietet wurden, sowie in der Mess-, Regel- und Prozessleittechnik. Letztere profitierte von dem allgemein wahrgenommenen Trend zur Automatisierung der Prozessindustrie sowie hin zu mehr Flexibilität, die unter dem Stichwort „Industrie 4.0“ zusammengefasst werden können. Leichte Rückgänge waren dagegen beim Anlagenbau sowie in der Labor- und Analysentechnik zu verzeichnen.
Auch das Kongressprogramm wurde gut angenommen. „Unser Bemühen, das Programm zu straffen und thematisch ähnliche Parallelsessions weitgehend zu vermeiden, hat sich gelohnt“, meint Prof. Dr. Kurt Wagemann, Geschäftsführer der Dechema e.V. „Das hat den Teilnehmern die Planung erheblich erleichtert.“ Mit rund 800 Vorträgen wurde trotzdem das gesamte Spektrum der Prozesstechnik abgedeckt. Besonders gut besucht waren die Sessions zu den Fokus­themen, aber auch die Werkstofftechnik konnte sich über den Teilnehmerandrang freuen. Sessions zu Wärmetauschern und Energieeffizienz fanden ebenfalls überdurchschnittlich viel Beachtung. Höhepunkte waren die beiden Podiumsdiskussionen „Bioökonomie in der Shale-Gas-Falle?“ und „Deutsche Energiewende – Zukunft oder Abseits?“, bei denen kein Platz freiblieb.

Standort Deutschland
Eine Frage zog sich jenseits der drei Fokus­themen BiobasedWorld, Industrielles Wassermanagement und Innovative Prozessanalytik wie ein roter Faden durch die Diskussionen: Wie entwickelt sich Deutschland als Innovations­standort? Nach Auffassung vieler Industrieexperten steht es nicht zum Besten: Deutschland und Europa laufen Gefahr, als Wirtschaftsstandort ins Hintertreffen zu geraten, wenn sich die Bedingungen für Innovationen nicht verbessern. Diese Warnung kam im Rahmen der Achema von mehreren hochrangigen Industrievertretern. Bei der Eröffnungspressekonferenz am Montag forderte unter anderem der Hauptgeschäftsführer des VCI Dr. Utz Tillmann bessere Rahmenbedingungen für Innovationen und eine „Innovationskultur“. Auch Wolfgang Büchele, Vorstandsvorsitzender der Linde AG, wünschte sich in einer Podiumsdiskussion am Dienstag mehr Offenheit gegenüber Neuem; sonst würden Innovationen in anderen Regionen der Welt umgesetzt und nicht mehr in Deutschland oder Europa. In seinem Ple­narvortrag am Donnerstag mahnte auch der Geschäftsführer von Bayer Technology Services, Dr. Dirk van Meirvenne, dass sich die chemische Industrie konsequent auf Innova­tionen konzentrieren müsse.

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