Instandhaltung – Fokus Zukunft
VTH-Expertenrunde diskutiert den Einfluss von Megatrends auf die Zukunft der Instandhaltung
Der Blick in die Zukunft der Instandhaltung ist keine phantastische Reise, sondern nur die wissenschaftlich solide Fortschreibung dessen, was heute technisch bereits möglich und in anderen Bereichen zum Teil schon selbstverständlich ist. Wer an dieser Zukunft teilhaben will, muss sich heute auf sie vorbereiten.
Harald Neuhaus, Vorstandsvorsitzender des FVI Forum Vision Instandhaltung, Essen, und Thomas Vierhaus, Hauptgeschäftsführer und Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des VTH Verband Technischer Handel, Düsseldorf, diskutierten im Rahmen der VTH-Expertenrunden über die Megatrends, die die Instandhaltung in der Zukunft und die Zukunft der Instandhaltung bestimmen. Moderiert wurde die Diskussion von Louis Schnabl, Fachjournalist Technik und Geschäftsführer der Kommunikations- und Marketingagentur HS PR.
Megatrend 1: Wertschöpfungsfaktor Instandhaltung
Die meisten Unternehmen in Deutschland haben verstanden, dass die Instandhaltung ein bedeutender Wertschöpfungsfaktor ist und entscheidenden Einfluss auf Rendite und Wettbewerbsfähigkeit hat. Ebenso, dass der Technische Handel als Beschaffungs- und Kompetenzpartner, teilweise auch als herausragender Multi-Servicepartner für die Instandhaltung eine bedeutende Rolle spielt. Harald Neuhaus: „Die technische Entwicklung wird vieles bringen, aber nicht die verschleißfreie Anlage. Wo sich Teile bewegen, liegt der Verschleiß in der Natur der Sache, nämlich der Physik. Wir können durch bessere Wartungsprodukte Austauschzyklen verlängern, aber sowohl für die Wartungsprodukte als auch für die Ersatzteile brauchen wir in alle Zukunft einen leistungsfähigen Technischen Handel." Diese Rolle des Technischen Handels ist allerdings in einem Umfeld zu sehen, in dem weitere Megatrends die Rahmenbedingungen für den Instandhaltungsmarkt verändern.
Megatrend 2: Demographiewandel
Da ist zum einen die demographische Problematik in Europa und vor allem in Deutschland, die euphemistisch auch als demographischer Wandel verkauft wird. Dramatisch ist die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt. Es fehlen allenthalben Ingenieure und andere qualifizierte Mitarbeiter, und im gewerblichen Bereich sieht es nicht besser aus. Die Wirtschaft muss auch die weniger Qualifizierten „aufrüsten" und selber für die nötige Qualifikation und Spezialisierung sorgen. Und sie muss in Kauf nehmen, dass die Instandhaltungsaufgaben von immer weniger Menschen geleistet werden können.
Megatrend 3: Automatisierung
Deshalb ist im gleichen Maße mit dem Megatrend Automatisierung zu rechnen zwingend notwendig. Die technische Entwicklung ist zum einen geprägt durch die immer stärkere Durchdringung der Maschinen- und Anlagenbautechnik durch die Informationstechnologie. Das heißt, die Kommunikation mit der Anlage findet zwischen den Revisionen nicht mehr vor Ort, sondern am Bildschirm statt.
Megatrend 4: Datenvernetzung
Die Zukunft der Instandhaltung liegt im immer höheren Automationsgrad bei neuen oder modernisierten Anlagen, z.B. neue Mess- und Sensortechniken für automatische Überwachung des Wartungszustands. Die vernetzte Kommunikation zwischen den Überwachungssensoren in der Anlage mit der Steuerungssoftware und der Betriebssoftware, über die dem Steuerstand die Instandhaltungsbedürftigkeit mitgeteilt wird und ggf. direkt der Bestellprozess ausgelöst wird.
Megatrend 5: Innovation
Es liegt auf der Hand, dass sich auch beim Technischen Handel als dem Kompetenzpartner der Instandhaltung vieles verändern wird. Durch Fachkompetenz und Netzwerke in der Anbieterindustrie löst er gezielt Innovationsimpulse an seine Kunden und Lieferanten aus. Als Mittler bündelt er die Anforderungen der Kunden, z.B. nach einer (internen) QR-Codifizierung von Ersatzteilen, und gibt sie an seine Lieferanten „im System" weiter. Dipl.-Volksw. Thomas Vierhaus: „Wir stehen im Zentrum der Informationsströme. Daraus resultiert eine Verantwortung sowohl für die großen Kunden als auch für die kleineren Mittelständler, die auf den Know-how-Transfer durch den Technischen Handel angewiesen sind. Aber auch für unsere Lieferanten, für die wir der Mess-Sensor draußen im Markt sind."
Megatrend 6: Technologieschere
Die immensen Kosten, die für Investitionen in neue Anlagen, in neue Mess- und Sensorsysteme und in neue, dialogfähige Softwaresysteme einzubringen sind, werden den großen Konzernen im Schnitt weniger Probleme bereiten als dem Mittelstand. Damit öffnet sich die Schere zwischen denen, die am technischen Fortschritt in vollem Umfang teilnehmen, und denen, die aus wirtschaftlichen Gründen nicht unbegrenzt in neue Anlagen und Maschinen investieren können, sondern vor allem in den Erhalt oder die Reparatur ihrer Altanlagen. Beide brauchen Beschaffungspartner. Das heißt: Die Herausforderungen werden nicht nur anders, sie werden auch komplexer. Unabhängig von der Unternehmensgröße bleibt aber: Der Technische Handel, wie er in Zukunft gebraucht wird, wird Symbiosepartner der Instandhalter bleiben.
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