Merck verkauft Generikasparte an Mylan
01.06.2012 -
Merck verkauft Generikasparte an Mylan
Es war ein guter Einstieg: Nur zwei Wochen nach Übernahme der Geschäftsleitung beim Darmstädter Chemie- und Pharmaunternehmen Merck verkündete Dr. Karl-Ludwig Kley seine erste Transaktion. Merck verkauft sein Generikageschäft an den US-Wettbewerber Mylan Laboratories für einen Kaufpreis von 4,9 Mrd. €.
„Wir sind außerordentlich zufrieden mit dem Ergebnis dieses Prozesses. Diese Transaktion wird Merck erlauben, sich auf das weitere Wachstum der Unternehmensbereiche Pharma und Chemie zu konzentrieren“, sagte Dr. Karl- Ludwig Kley, Vorsitzender der Geschäftsleitung von Merck.
Im Geschäftsjahr entfielen 29 % des Umsatzes und 28 % des operativen Ergebnis der Merck-Gruppe auf die Generika- Sparte. Der Umsatz von Merck Generics stieg 2006 um 6,9 % auf 1,82 Mrd. € während das operative Ergebnis um 29 % auf 307 Mio. € zulegte.
Damit liegt Merck Generics auf dem weltweiten Markt für Generika – der auf 50 Mrd. US-$ geschätzt wird und zweistellige Wachstumsraten aufweist – hinter dem israelischen Marktführer Teva, dem Schweizer Unternehmen Novartis mit seiner Sandoz-Sparte und dem US-Konzern Barr. Nach der Fusion wird Mylan einen Pro- Forma-Umsatz von 3,54 Mrd. US-$ erzielen und weltweit 10.000 Mitarbeiter beschäftigen. Der Zusammenschluss soll spätestens in drei Jahren Einsparungen von 250 Mio. US-$ pro Jahr bringen.
Nur 170 der 5.000 Beschäftigen von Merck Generics sind derzeit in Deutschland im Vertrieb tätig. Weitere Produktionsstandorte befinden sich in vor allem in Spanien und Frankreich. Zwar sei in dem Verkaufsvertrag keine Beschäftigungsgarantie festgeschrieben, doch Mylan habe erklärt, dass es keinen bedeutsamen Stellenabbau geben wird.
Mylan zählt zu den führenden Unternehmen bei Generika, Transdermal-Technologie und so genannten Unit-Dose- Produkten. Das Unternehmen operiert über drei Tochterunternehmen: Mylan Pharmaceuticals, Mylan Technologies, der größte Produzent generischer und Marken-Transdermal- Pflaster für den US-Markt; und UDL Laboratories, US-Anbieter von Einzeldosierprodukten.
„Unsere beiden Unternehmen passen perfekt zueinander. Mylan ist bereits ein führendes Unternehmen in den USA, dem weltweit größten Markt für Generika, und kontrolliert durch Matrix Laboratories eine der breitesten Wirkstoff-Produktionsplattformen der Welt. Merck Generics verschafft uns führende Positionen in vielen Schlüsselregionen weltweit“, sagte Robert J. Coury, Vice Chairman und CEO von Mylan. Im vergangenen Jahr hatte Merck für 11 Mrd. € das Schweizer Unternehmen Serono übernommen. Der Verkauf der Generikasparte trägt nun dazu bei, die Schulden abzubauen, die zum Ende des ersten Quartals 2007 bei 5,5 Mrd. € lagen. Den Buchwert der Sparte bezifferte Kley auf weniger als 1 Mrd. €.
Das umsatzschwächere Unternehmen Mylan, dessen Marktkapitalisierung deutlich unter dem Kaufpreis liegt, wird die Übernahme über Kredite bei amerikanischen Finanzinstituten Merill Lynch, Citigroup und Goldman Sachs finanzieren.
Nach dem erfolgreichen Einstieg könnte Kley im Juni bereits einen weiteren Meilenstein nehmen: Dann wird die Merck-Aktie voraussichtlich in den DAX aufsteigen und dort den ehemaligen Wettbewerber Altana ablösen, der nach dem Verkauf der Pharmasparte nur noch aus dem kleineren Chemiegeschäft besteht.