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VCI prämiert Preisträger des Responsible-Care-Wettbewerbs 2018

Im Einklang mit den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen

27.09.2018 -

Vier Projekte von Chemieunternehmen, die beispielhaft zu den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen (UN) beitragen, wurden vom Verband der Chemischen Industrie (VCI) mit dem Responsible-Care-Preis 2018 ausgezeichnet. Jeweils einen ersten Preis erhielten die Berlin-Chemie, Berlin; die H&R, Hamburg; und die Worlée-Chemie, Lauenburg. Der Mittelstandpreis ging an die CHT Germany, Tübingen.

Beim diesjährigen Responsible-Care-Wettbewerb ging es um das Motto „Unser Beitrag zu den Sustainable Development Goals (SDG)“. Das Responsible-Care-Programm ist Bestandteil von Chemie3, der Nachhaltigkeitsinitiative der Branche. Die mit unabhängigen Fachleuten besetzte Jury verständigte sich erstmals wegen der großen Bandbreite der eingereichten Projekte darauf, drei gleichwertige erste Preise zu vergeben. Außerdem würdigte der VCI zum vierten Male ein besonderes Projekt eines Unternehmens mit dem Mittelstandspreis.

Einer der ersten Preise ging in diesem Jahr an die Berlin-Chemie, Berlin, für ihre „Geschützte Betriebsabteilung“. Dieses Projekt ist ein Beitrag des Unternehmens zum UN-Ziel „Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum“ (SDG 8). Bereits 1978 hatte der VEB Berlin-Chemie eine „Geschützte Betriebsabteilung“ gegründet, in der behinderte Menschen wertvolle Arbeitsleistungen erbringen. Mittlerweile sind dies 31 Mitarbeiter, die von vier Betreuern begleitet werden. Durch die fachkundige Betreuung sowie einer Vielzahl von Veranstaltungen und Aktivitäten hat sich die „Geschützte Betriebsabteilung“ nicht nur als reiner Arbeitsort etabliert, sondern hat sich für viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Zentrum für soziale Kontakte, Kultur und Kommunikation entwickelt. Die Abteilung ist vollständig in das Unternehmen integriert und verfügt über viele Schnittstellen zu anderen Bereichen. Das Projekt wurde von Mitarbeitern initiiert und besteht mittlerweile über vier Jahrzehnte – das überzeugte die Jury.

Einen ersten Preis erhielt auch H&R am Standort Hamburg. Mit seinem Projekt „Regelflexible Wasserstoffanlage“ leistet das Unternehmen einen Beitrag zum UN-Ziel „Maßnahmen zum Klimaschutz“ (SGD 13). Damit konnte H&R nicht nur die Landesjury des VCI-Landesverbandes Nord-Ost, sondern auch die Bundesjury gewinnen. Mit der Eröffnung einer Wasserstoff-Elektrolyse-Anlage betreibt das Unternehmen die zur Zeit größte regelflexible PEM-Anlage (PEM = Protonen-Austausch-Membran) der Welt. Regelflexibel bedeutet, dass die Anlage ihre Leistungsaufnahme den aktuellen Bedürfnissen auf dem Strommarkt anpassen kann: Produzieren also beispielsweise Windräder bei starkem Wind mehr Energie, als das deutsche Stromnetz derzeit aufnehmen kann, speichert die Anlage einen Teil dieses Ökostroms zwischen und trägt damit zu einem stabileren Stromnetz bei. Durch den Bau dieser Anlage stellt H&R den für den Produktionsprozess ihrer Spezialitätenraffinerie benötigten Wasserstoff jetzt außerdem komplett selbst her. Die Anlage zerlegt Wasser unter Stromzugabe in Sauerstoff und Wasserstoff. Die Bundesjury beeindruckte, dass sich mithilfe von Wasserstoff als „grünem Rohstoff“ die Kohlenstoffdioxid-Emissionen um 2.500 t pro Jahr reduzieren lassen, da der Lkw-Transport des Wasserstoffs wegfällt.

Ebenfalls eine Erst-Platzierung bekam die Worlée-Chemie in Lauenburg mit ihrem Projekt „Wertschöpfungskette basierend auf nachhaltig und heimisch produzierten nachwachsenden Rohstoffen“. Das Projekt leistet einen Beitrag zum UN-Ziel „Nachhaltiger Konsum“ (SDG 12). In Kooperation mit der Leuphana Universität, Lüneburg, hat die Worlée-Chemie in der Vergangenheit schon ihre Verantwortung für die nachhaltige Herstellung nachwachsender Rohstoffe betont. Zusammen mit ihrem Partner DAW arbeitet Worlée nun an einem vom Bundesamt für Naturschutz und Reaktorsicherheit (BFN) geförderten Projekt zum Aufbau einer nachhaltigen Wertschöpfungskette auf der Basis von heimischem Leindotter. Für die Gewinnung von Leindotteröl, aus dem später eine Alkydharz-Emulsion zur Produktion von Holzpflegeprodukten hergestellt wird, hat das Unternehmen einen großflächigen Mischfruchtanbau von Erbsen und Leindotter etabliert. Dadurch wächst weniger Unkraut, die Erbsen können den Leindotter als Rankhilfe nutzen und der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln kann reduziert werden. Der blühende Leindotter ist zugleich Futter für bedrohte Insektenarten. Der Mischfruchtanbau vermeidet außerdem eine Anbauflächen-Konkurrenz zur Herstellung von Lebensmitteln. Der Ersatz von Erdöl durch einen nachhaltigen Rohstoff gilt als wichtiger Schritt nachhaltigen Konsums. Die zusätzlichen Effekte haben große ökologische Auswirkungen, was die Jury ebenfalls überzeugte.

Mit dem Mittelstandspreis prämierte die Bundesjury das Projekt „Reduktion des Einsatzes kritischer Rohstoffe in der CHT Gruppe“ der CHT Germany, Tübingen. Damit trägt das Unternehmen zum UN-Ziel einer „Nachhaltigen Industrialisierung“ (SGD 9) sowie „Leben an Land“ (SDG 15) bei. 2015 hatte CHT weltweit in einem automatisierten Prozess begonnen, alle eingesetzten Rohstoffe zu bewerten. Sogenannte kritische Stoffe, die beispielsweise unter die Kategorien krebserzeugend, keimzellmutagen, reproduktionstoxisch und sensibilisierend oder „besonders besorgniserregende Stoffe“ fallen, hat das Unternehmen bereits ersetzt oder sie werden in Zukunft ausgetauscht. Dieser von CHT eingeführte Prozess führte beispielsweise dazu, dass nach Investitionen in eine Destillations-anlage 2017 mehr als 3.000 t Silikone hergestellt worden sind, die keine „kritischen“ Nebenprodukte mehr enthalten. Außerdem wird ab 2020 sowohl die Verwendung von toxischem Diethylenglykol als auch formaldehydbasierter Vernetzer und Binder eingestellt. Für die Jury war überzeugend, dass sich ein mittelständisches Unternehmen zusätzlich zu gesetzlichen Vorgaben vorausschauend im Umwelt- und Arbeitsschutz engagiert.

Der Jury gehörte auch CHEManager-Chefredakteur Michael Reubold an.

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