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Mittelstand in der chemischen Industrie

Halogenfreie Flammschutzmittel zählen zu den Spezialitäten von Nabaltec

22.01.2014 -

Über 400 Mitarbeiter beschäftigt Nabaltec am Standort Schwandorf. Das mittelständische Unternehmen hat nicht nur innovative Produkte, sondern auch eine bewegte Unternehmensgeschichte. Fabio Schaeferkordt von der Fachhochschule des Mittelstands Bielefeld sprach mit Vorstandsmitglied Gerhard Witzany über das Geschäft und die Historie des Hidden Champions aus der Oberpfalz.

Herr Witzany, wie kam es, dass Nabaltec sich in Schwandorf niederließ?

G. Witzany: Unser Unternehmen geht zurück auf die Aluminiumoxidproduktion des Nabwerkes von VAW Aluminium, die 1995 von der damaligen Nabaltec GmbH übernommen wurde. VAW Aluminium hatte Hütten in Südbayern, an die das in Schwandorf produzierte Aluminiumoxid geliefert wurde. Ein weiterer Grund war die günstige Lage des Standorts: Für die damalige Produktion benötigte man Bauxit, Natronlauge und Energie. Hier in der Oberpfalz war das Braunkohlefeld Wackersdorf ganz in der Nähe. Wir hatten ein eigenes Kraftwerk, und die Natronlauge bezogen wir - wie auch heute noch - aus dem Chemiedreieck Burghausen.
Ein wichtiger Schritt war neben der Kapazitätsanpassung die Umstellung von Braunkohle auf Müllkraft im Jahr 1982. Dabei wird der Müll auf Zügen gesammelt und anschließend hier verbrannt, um Energie zu gewinnen. Das Müllkraftwerk war von Anfang an sehr fortschrittlich. Es ist eine klassische Kraftwärmekopplung, weil wir neben Elektrizität vor allem thermische Energie für unsere Prozesse brauchen. Das Kraftwerk kann zwischen 100% Strom und 100% Dampf alles liefern. Bis 1985 haben wir Aluminiumoxid nur für die Verhüttung hergestellt und uns dann spezialisiert.

Was ist das Alleinstellungsmerkmal von Nabaltec?

G. Witzany: Wir stellen Spezialitäten her. So etwas können Sie nur dann konsequent umsetzen, wenn es zu Ihrem Kerngeschäft zählt. Als Familienunternehmen haben wir den Vorteil, uns nur auf dieses Kerngeschäft konzentrieren zu können. Was wir hier sehr langfristig durchgesetzt haben, ist mit sehr hohen Investitionen verbunden. In den vergangenen zehn Jahren haben wir etwa 150 Mio. € investiert, daher haben wir nicht in jedem Jahr eine Dividende gezahlt.

Was ist in Ihrem Portfolio das erfolgreichste Produkt?

G. Witzany: Ganz klar: Aluminiumhydroxid. Das ist ein halogenfreier, flammhemmender Füllstoff, der besonders umweltfreundlich ist. Zudem haben wir uns ganz gezielt auf den Kabelmarkt konzentriert, weil wir gesehen haben, dass die Umstellung auf halogenfreie Flammhemmer auch langfristig anhalten wird. Der Kabelmarkt ist noch überwiegend im PVC-Bereich angesiedelt, dies verändert sich allerdings recht zügig.
Wir haben ein Produkt entwickelt, das gegenüber den Wettbewerbsprodukten eine um bis zu 30% höhere Verarbeitungsgeschwindigkeit ermöglicht. Damit bieten wir einen Produktvorteil gegenüber allen anderen Anbietern, der uns einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil verschafft. Zusammen mit unserem Werk in den USA haben wir heute eine Kapazität von über 110.000 t und sind damit Weltmarktführer.

Planen Sie zusätzlich zum vorhandenen Portfolio Erweiterungen?

G. Witzany: Grundsätzlich immer. Wir haben bereits neue Produkte in der Pipeline. Vor drei Jahren haben wir beispielsweise unsere Additive in den Markt eingeführt. Ein Produkt, das auf unserer bekannten Technologie mit Aluminiumhydroxid beruht. Ziel ist die PVC-Stabilisierung. Bisher wurden auf diesem Feld schwermetallhaltige Stabilisatoren eingesetzt, die ab 2015 nicht mehr verwendet werden dürfen. Da sehen wir einen großen Markt, auf den wir uns durch umfassende Investitionen eingestellt haben.

Wie stehen Sie als Mittelständler zum Bereich Innovationsmanagement?

G. Witzany: Von der Entwicklung her sind wir der Aktivste unserer Branche - das wird uns regelmäßig von unseren Kunden bestätigt. Wir sind zu klein, um Grundlagenforschung zu betreiben, aber wir sind groß genug, um sehr genau auf einzelne Anwendungen hin zu entwickeln.

Wie treten Sie dem Fachkräftemangel entgegen?

G. Witzany: Wir haben eine sehr hohe Ausbildungsquote, im Augenblick beschäftigen wir 49 Auszubildende in sechs verschiedenen Berufen und versuchen, dem Mangel an Fachkräften so entgegenzuwirken. Erst vor kurzem wurden wir erneut als eines der familienfreundlichsten Unternehmen des Landkreises ausgezeichnet. Und bereits zum dritten Mal haben wir die Auszeichnung „Top Job" erhalten. Das ist jedes Mal eine Anerkennung für unsere Personalarbeit.

Wie steht Nabaltec zum Thema Nachhaltigkeit?

G. Witzany: Unsere Energieversorgung basiert auf einem Müllkraftwerk. Zudem haben wir in den letzten Jahren mit einem Millionenaufwand unseren spezifischen Energieverbrauch verringert. Und natürlich findet das Thema auch in unserem Angebot Ausdruck: Wir haben den umweltfreundlichsten halogenfreien Flammhemmer des Marktes in unserem Programm.

Welche Ziele verfolgt Ihr Unternehmen für die Zukunft?

G. Witzany: Wir sind davon überzeugt, aus den Märkten, die wir bedienen, weiterhin überproportionales Wachstum schöpfen zu können.

Herr Witzany, ich danke für das Gespräch.

 

Kontakt

Nabaltec AG

Alustr. 50-52
92421 Schwandorf
Deutschland