Kosmetik aus der Natur
Börlind produziert alles, was die Haut braucht
Familie Lindner aus Calw führt seit rd. 60 Jahren ein mittelständisches Unternehmen und produziert Naturkosmetik mit überwiegend ökologisch angebauten Rohstoffen. Dabei tut die Familie nicht nur Gutes für das Aussehen der Kunden: Mit nachhaltigem Engagement für das Unternehmen, die Umwelt und die Gesellschaft übernimmt die Familie viel Verantwortung.
Um die Geschichte des Unternehmens erzählen zu können muss man eine kleine Zeitreise machen: Wegen jahrelanger Akne lässt sich Annemarie Lindner in den 1940er Jahren während einer Kur mit pflanzlichen Kosmetikprodukten behandeln. Die Wirksamkeit von Kräutern und Blüten beeindruckt die junge Frau so sehr, dass sie mit 27 Jahren eine Ausbildung zur Kosmetikerin beginnt und wenig später eigene Produkte herstellt und verkauft.
Nachdem die Familie mit Annemarie 1959 aus der DDR flieht, landet sie über Umwege in Calw, einem kleinen Städtchen am nördlichen Fuße des Schwarz-walds. Calw war einst eine fleißige kleine Stadt an der Nagold - bekannt für die edlen Tuch- und Lederwaren. Heute ist Calw durch Hermann Hesse, die Nähe zu Stuttgart und die Firma Börlind bekannt. Familie Lindner sind „Reingeschmeckte" - Zugezogene - und genießen, das kann sogar der Taxifahrer bestätigen, bei den Calwern einen besseren Ruf als Nobelpreisträger Hermann Hesse. Der „Taugenichts Hesse" hat es allerdings bei der sympathischen und tatkräftigen Konkurrenz aus Leipzig nicht sehr leicht.
Erfolgsrezept naturbelassene Kosmetik
Die fleißige Annemarie Lindner erobert mit ihrer naturbelassenen Kosmetik seit Beginn der 1960er Jahren den deutschen und internationalen Markt. Auch Sohn Michael hält das Unternehmen seit 1978 auf Erfolgskurs. Er führt die Philosophie seiner immer noch resoluten Mutter fort: „Was ich nicht essen kann, gebe ich nicht auf meine Haut." Seine Frau Daniela bringt sich ebenfalls mit Leidenschaft in das Familienunternehmen ein und zwei der vier Enkelkinder der Gründerin stehen bereits in den Startlöchern, Sohn Nicolas ist seit April 2013 im Unternehmen. Sie wollen Börlind auch in Zukunft weiterführen und ihrer Heimat treu bleiben.
Besucht man das Firmengebäude im Stadtteil Altburg fragt man sich, wie ein Familienunternehmen mit mittlerweile 200 Mitarbeitern, das am Rande eines idyllischen Wohngebietes erbaut wurde, einer der führenden Hersteller von Naturkosmetik geworden ist. Aber vielleicht steckt der Schlüssel zum Erfolg ja gerade in dem kleinen Stadtteil auf einem Plateau: von hier kann man bei gutem Wetter nicht nur die Schwäbische Alb sehen, sondern scheinbar bei jedem Wetter über den Tellerrand blicken.
Streichelzarte Hände, straffe Haut und gesundes Haar vernebeln im bodenständigen Nordschwarzwald nämlich keines Falls den Blick für das Wesentliche: Wer die Natur zur Herstellung seiner Produkte benötigt, sollte sich um die Natur kümmern. Und um die Menschen, die die Produkte herstellen. Dabei fängt die Arbeit, wie die aufwändige Herstellung der Karitée-Butter zeigt, im afrikanischen Binnenstaat Mali an und beginnt im Kleinen. Nachhaltige Strukturen schafft man nicht, indem man einen Brunnen bohrt, der nach wenigen Monaten wieder versiegt. Man muss Strukturen schaffen, die es den Menschen vor Ort ermöglichen, unabhängig zu wirtschaften und so zu einem verlässlichen Handelspartner zu werden. Darum unterstützt das Unternehmen zusammen mit dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung ein Dorf im Süden Malis. Für die Bewohner sind die Nüsse der wildwachsenden Karitée-Bäume ein wichtiger Rohstoff.
Dank Schulungen können die Nüsse seit einiger Zeit in Mali verarbeitet und mit einer höheren Gewinnspanne weltweit verkauft werden. Um die Qualität der Butterherstellung gewährleisten zu können hat das deutsche Unternehmen ein Labor über den See- und Landweg nach Mali bringen lassen und die Mitarbeiterinnen in Deutschland und in dem westafrikanischen Staat schulen lassen. Jede Verunreinigung wird von den geschulten Augen erkannt und die hochwertige und - im Gegensatz zu anderen Produkten - unraffinierte Butter in Bioqualität kann so auf dem internationalen Markt verkauft werden.
Natürlich reicht ein Projekt nicht aus, um sich „Nachhaltigkeit" und „Soziale Verantwortung" auf die Fahnen zu schreiben. Und so unterstützt das Familienunternehmen eine Vielzahl von Maßnahmen im In- und Ausland.
Der positive Nutzen aus solchen Engagements ist vielfältig. So profitieren das jeweilige Land samt seiner Bevölkerung, der Endverbraucher und auch das Unternehmen an sich Das bestätigt Daniela Lindner, Mitglied der Geschäftsleitung. Es sei selbstverständlich, dass solche Projekte das Image eines Unternehmens aufbessern können. Auf einem hart umkämpften Markt kann man sich mit einem guten sozialen Engagement positiv von der Konkurrenz abheben.
Zu Recht, denn Nachhaltigkeit zeigt sich nicht nur in der Produktion und im Einkauf, sondern vor allem darin, aktiv Veränderungen herbeizuführen. So setzt sich Daniela Lindner persönlich ein, um das soziale Engagement auch tatsächlich mit Leben zu füllen. Dabei zeigt sie keine Scheu, Kriegs-und Krisengebiete der Welt zu bereisen. Global handeln kann aber nur der, der sich im Lokalen seiner Kontinuität bewusst ist. Auch kommende Generationen der Lindners wollen mit Innovationskraft, Tüchtigkeit und einer guten Nase für die Naturkosmetik-Branche das Unternehmen prägen. Und wer glaubt, dass die Nachhaltigkeit in diesem Unternehmen bei den vielen prestigeträchtigen Objekten aufhört wird bei einer Führung schnell positiv überrascht.
Nachhaltigkeit beginnt beim Rohstoff
Schon zu Beginn der Produktentwicklung wird auf die Nachhaltigkeit geachtet. In dem kleinen Labor werden ausschließlich Rohstoffe verwendet, die natürlich nachwachsen können. Transparenz wird großgeschrieben bei den Lindners. Durch eine Glasscheibe kann man beim Rundgang die Produktionsräume in Augenschein nehmen. Permanente Qualitätskontrollen sichern allerhöchste Produktivität. Für die Fabrikation wird ausschließlich Tiefenquellwasser aus der hauseigenen Schwarzwald-Quelle genutzt. Das Gebäude wurde 1983 nach baubiologischen Kriterken gebaut Somit zeigen sich in der Architektur des Gebäudes auch Werte und Überzeugungen der Unternehmensphilosophie wie Qualität, Offenheit und der sparsame Umgang mit Ressourcen. Und wenn nach bis zu zwölf Monaten der Entwicklung und im Schnitt drei Tagen der Produktion eine Creme das Zwischenlager verlässt, greift der Vertrieb auf den klimaneutralen Versand von Päckchen und Paketen durch die Deutsche Post zurück.
Man wird das Gefühl nicht los, dass bei dem mittelständischen Familienunternehmen jeder ein reines Gewissen hat und nachts tatsächlich gut schlafen kann.