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Worlée-Chemie liefert Rohstoffe für die Farben-, Lack- und Kosmetikindustrie

28.11.2013 -

Familienunternehmen gibt es viele in Deutschland, auch in der Chemiebranche. Nur wenige davon sind seit über 150 Jahren nicht nur in Familienbesitz, sondern werden auch operativ von der Familie gesteuert - wie die Firma Worlée in Hamburg.
162 Jahre Familientradition und Geschichte. Fünf Generationen, die ihr Unternehmen auf dem Kurs zu halten und dabei offensichtlich erfolgreich agierten und agieren. Im Zeitalter des Shareholder-Value-Denkens in der globalen Wirtschaft trotzt das norddeutsche Unternehmen Worlée dem Zeitgeist mit einer Tugend, die immer seltener wird: Dem Streben nach Kontinuität.

Das Gründungsjahr 1851 war ein Jahr voller Pioniergeist: Die erste Weltausstellung in London wurde eröffnet. Die erste Ausgabe der New York Times erscheint. Weltweit erobern die Seefahrer die Meere. Der hanseatische Kaufmann Emil Heinrich Worlée ist fasziniert von der Geschwindigkeit der wirtschaftlichen Veränderung und beschließt, selbst in den Überseehandel einzusteigen. Er gründet das Handelshaus E.H. Worlée & Co. Seine Idee: Deutschland braucht Harze und Lacke. Seine Vision: Die Rohstoffe dafür werden von seinem Unternehmen nach Deutschland gebracht. Mit viel Herzblut und Innovationsfreude wird das kleine Unternehmen entwickelt.

Vom Händler zum Harzwerk

Vom reinen Warenhändler entwickelt sich das Unternehmen zu einem Harzwerk. Im Zweiten Weltkrieg werden wichtige Produktionsstandorte in Hamburg zerstört. Diese Turbulenzen überstand das Unterneh-men, indem es weiterhin auf familiäre Werte und Kontinuität setzte. Nachdem dem Ende des Zweiten Weltkriegs gab es im Hause Worlée einen neuen Kapitän: 1955 übernahm - nach dem Tod seines Vaters - Dr. Albrecht von Eben-Worlèe das Ruder des inzwischen mittelständischen Chemieunternehmens. Um die Produktionskapazität weiter aufzustocken errichtete das Unternehmen 1974 eine Produktionsstätte in Lauenburg an der Elbe und kaufte 1983 ein Werk in Lübeck. „Man muss sich ständig erneuern", sagt von Eben-Worlée.
Heute ist das Unternehmen Worlée ein international agierender Mittelständler mit drei Standbeinen, der die Herausforderungen der Globalisierung als Chance begreift. Von Eben-Worlée beschreibt das unternehmerische Vorgehen wie folgt: „Wir sind in vielen Segmenten aktiv, jedoch können wir uns leider nicht auf die ganze Welt konzentrieren."
Es sollen nicht nur altbekannte Gebiete erkundet werden, viel mehr ist es von Reinhold von Eben-Worlée gewollt, neue Absatzmärkte zu erschließen. Diese sehen auf den ersten Blick sehr vielversprechend aus. Asien, der Kontinent mit der größten Fläche und der höchsten Bevölkerungsanzahl, bietet dem Chemieunternehmen eine neue Anlaufstelle. Die Geschichte, die hinter Worlée steckt, ist Reinhold von Eben-Worlée dabei ein Leitmotiv, auch die für das Unternehmen neuen Märkte mit der dem Betrieb innewohnenden Energie anzugehen. In einem persönlichen Gespräch berichtet Eben-Worlée, dass er erst nach seinem Studium die Entscheidung getroffen hat, das Familienunternehmen zu übernehmen. „Ich hab mir das persönlich offen gehalten." Jedoch erstarrt er vor dem Hintergrund der Historie nicht: „Man weiß es halt. Aber man ruht sich nicht darauf aus. Der Gedanke, einem kann nichts passieren, ist falsch." Vielmehr ist der geschäftsführende Gesellschafter sensibilisiert für die Probleme und Risiken, die es in der Vergangenheit gab.
Er agiert dynamisch: Stillstand ist für ihn keine Devise, vielmehr muss der Kontinuität auch Aktion folgen. Dies unterscheidet laut Eben-Worlée ein Familienunternehmer von einem Manager. „Der Manager sieht nur das jetzt und heute." Ein Familienunternehmen wird eher durch eine langfristige Sicht geprägt und versucht auch einen Weg zu ebnen, um den Nachfolgern Raum zu schaffen. Das geschaffene Vertrauen gilt es in der Zukunft weiter aufzubauen.

Erfolgsfaktor Kontinuität

Dies kann man laut Eben-Worlée nur mit einer tatenkräftigen Mannschaft realisieren: „Wir haben eine geringe Mitarbeiterfluktuation. Die meisten sind über zehn Jahre im Unternehmen." Wie findet man aber den richtigen Mitarbeiter? „Die Leute wissen, dass wir anspruchsvolle Tätigkeiten haben. Erfolg zieht erfolgreiche Leute an", beschreibt der geschäftsführende Gesellschafter die Maxime seiner Personalführung.
Kommen diese Worte auch bei der Belegschaft an? Werden die Absichten in reale Partnerschaften auf Dauer umgesetzt? Tatsächlich bestätigen die Mitarbeiter, wie wichtig Kontinuität als Leitmotiv für das Unternehmen ist - und wie sie diese Kontinuität auch selber spüren. Ein Mitarbeiter von Worlée formulierte es wie folgt: „Meine Visitenkarte ist 36 Jahre alt, dass können nicht viele behaupten." In diesen Worten schwingt ehrlicher Stolz, auch etwas Pathos mit. Zwar kann man immer an seinem Arbeitgeber etwas aussetzen aber die Haltung spiegelt die reale Beziehung wieder.

Die Kontinuität im Unternehmen wird von den Mitarbeitern wahrgenommen und geschätzt. Familien werden Teilzeit und Mutterschutzprogramme angeboten. Viele Kinder von Mitarbeitern wechseln später ins Unternehmen. Ein Laborleiter im Gespräch: „Meine Tochter hat jetzt angefangen Chemie zu studieren, um später auch bei Worlée arbeiten zu können." Neben der Familienfreundlichkeit werden, auch erst kurzangestellten Mitarbeitern, neue Möglichkeiten eröffnet. „Unser neuer Laborassistent durfte nach einer Woche schon nach China fliegen." Möglichkeiten gibt es anscheinend genug.
Nachhaltigkeit spielt auch bei der betrieblichen Gesundheitsfürsorge eine wichtige Rolle: Es finden Gesundheitstage statt, die Mitarbeiter können sich gratis an Obstkörben bedienen, Betriebsmasseure versuchen, Rückenleiden zu behandeln - und wer freiwillig ins Fitness-Center geht, bekommt die Hälfte der Kosten vom Betrieb erstattet. Das Signal ist offenkundig: Die Mannschaft ist wichtig und soll nicht über Bord gehen. „Doch wenn jemand gehen möchte, wird er nicht zum Bleiben animiert", so der Laborleiter im Gespräch.
In Zukunft soll der Markt wasserverdünnbarer Alkydemulsionen ausgebaut werden. Umweltfreundlich und mit der Kraft des Wassers strebt Reinhold von Eben-Worlée eine kontinuierliche Weiterentwicklung des Unternehmens an. Zudem sollen die Aktivitäten auf Kundenseite ausgebaut werden. Eben-Worlée ist zuversichtlich: „Wir haben noch genug zu tun für die nächsten 20 Jahre."