Roche unterstreicht mit Gewinnsprung starke Verfassung
26.07.2013 -
Der Pharma- und Diagnostikkonzern Roche hat mit einem Gewinnsprung von 40% im ersten Halbjahr seine gute Verfassung unterstrichen. Während große Branchenvertreter mit steigender Konkurrenz durch günstigere Nachahmer-Medikamente kämpfen, sprudeln bei dem Basler Arzneimittelhersteller dank seiner Krebsmedikamente die Verkaufserlöse. Und neue Medikamente aus einer prall gefüllten Entwicklungspipeline versprechen fortgesetztes Wachstum. "Wir schätzen Roche unvermindert wegen des hohen Cashflows, des Fehlens auslaufender Patente und der Innovationskapazität", erklärte Vontobel-Analyst Andrew Weiss.
Die Börse quittierte die Zwischenbilanz am Donnerstag mit Applaus. Die Roche-Genussscheine stiegen um 0,8% auf 235,30 CHF und gehörten damit zu den wenigen Gewinnern unter den europäischen Gesundheitswerten. Lokalrivale Novartis hatte in der Vorwoche die Anleger trotz einer angehobenen Jahresprognose nicht überzeugen können.
Roche schloss die erste Jahreshälfte mit 6,05 Mrd. CHF Reingewinn ab. Analysten hatten im Schnitt lediglich mit 5,83 Mrd. CHF gerechnet. Neben den weiterhin stark anziehenden Verkäufen von Krebsmedikamenten half dem Konzern, dass anders als im Vorjahr keine Kosten für den Konzernumbau anfielen.
Der Umsatz stieg unter Ausschluss von Währungseinflüssen um 5% auf 23,3 Mrd. CHF, wie der Konzern mitteilte. Vor allem die umsatzstarken Krebsmedikamente Mabthera, Herceptin und Avastin trieben das Wachstum an. Aber auch neue Krebsmittel verkaufte Roche häufig. Kadcyla - eine im Februar zugelassene sogenannte zielgerichtete Arznei gegen Brustkrebs, in die Roche große Hoffnungen setzt - brachte es auf 83 Mio. CHF Umsatz. Das Augenmittel Lucentis wuchs trotz zunehmender Konkurrenz - etwa durch das Bayer-Medikament Eylea - um 9%.
Regional entwickelten sich die Verkäufe in den USA und in den Schwellenmärkten mit zweistelligen Zuwachsraten am stärksten. In Europa resultierte wegen des anhaltenden Preisdrucks nur ein bescheidenes Plus von einem Prozent.
Roche bekräftigte seine Jahresprognose. Der Konzern will den Umsatz dieses Jahr zu konstanten Wechselkursen ebenso stark steigern wie 2012, als das Wachstum 4% betrug. Der Kerngewinn je Titel, der Sonderposten ausklammert, soll stärker als der Umsatz zulegen. Im ersten Halbjahr wuchs er um 12% auf 7,58 CHF.
Die Aktionäre dürfen zudem mit einer weiteren Dividendenerhöhung rechnen. Zuletzt hatten sie 7,35 CHF je Genussschein und Inhaberaktie erhalten. Vom Rückkauf eigener Titel hält Konzernchef Severin Schwan wenig. "Wir haben uns immer auf Dividenden konzentriert statt auf Aktienrückkäufe, um Geld an die Aktionäre zurückzuführen."
Um das Wachstum zu sichern, setzt Roche auf die eigene Forschung. "Auch künftig wird Innovation bei uns im Fokus stehen", erklärte Schwan. Roche habe 68 neuartige Wirkstoffe in der Entwicklungspipeline. Bei Akquisitionen blieben ergänzende Zukäufe im Mittelpunkt. Ob Roche an Alexion Pharmaceuticals sei, wie Insider sagen, wollte er nicht kommentieren. Analysten sind angesichts des exorbitanten Börsenwerts der US-Firma allerdings skeptisch, ob sich die Investition für die Schweizer rentieren würde.
Anfang des Monats hatte der Konzern mit dem Kauf der US-Firma Constitution Medical sein Diagnostikgeschäft gestärkt. Roche zahlt für den in Boston, Massachusetts, ansässigen Bluttest-Spezialisten 220 Mio. US-$.