Evonik auf den letzten Metern zur Börse
11.04.2013 -
Evonik biegt nach mehreren vergeblichen Anläufen nun doch auf die Zielgerade zur Börse ein. Die Deutsche Bank und die Investmentbank Main First sollen die Zulassung der Evonik-Aktien an den Börsen in Frankfurt und Luxemburg bis Ende April begleiten, teilten der Essener Konzern und seine Eigner RAG-Stiftung und CVC am Mittwoch mit und bestätigten damit Informationen der Nachrichtenagentur Reuters. Ein öffentliches Angebot soll es dabei nicht geben - nur institutionelle Investoren können sich in einem letzten Schritt Aktien im Umfang von voraussichtlich noch rund 2% des Grundkapitals von Evonik sichern.
Wahrscheinlich würden die Evonik-Aktien am 24. oder 25. April erstmals an der Börse notiert, hatte es in Finanzkreisen geheißen. Aktien im Volumen von rund 300 Mio. € sollen bis dahin noch verkauft werden. Damit wären dann rund 14% an Evonik an der Börse handelbar.
Beim Verkauf der letzten Tranche werde eine Bewertung des Konzerns von etwas mehr als 15 Mrd. € erwartet, hieß es in Finanzkreisen weiter. Der Finanzinvestor CVC und die RAG-Stiftung werfen dabei jeweils ein Prozent auf den Markt. Die Investoren sollen aber nur etwa zwei Tage Zeit bekommen, die Papiere zu zeichnen. "Es gilt, eine gute Mischung zwischen langfristigen Anlegern und solchen Investoren zu finden, die aktiv am Handel teilnehmen wollen", sagte einer der Insider. Die Banken müssen dafür sorgen, dass der Handel in Evonik-Aktien von Anfang an in Schwung kommt. CVC dürfte nach der Erstnotiz bald weitere Papiere verkaufen, die RAG-Stiftung setzt dagegen weiter auf die Dividenden des Konzerns. Erst nach dem Börsengang haben die Eigentümer die Freiheit, unabhängig voneinander Anteile abzugeben.
Evonik strebt nach mehreren gescheiterten Anläufen durch die Hintertür aufs Börsenparkett. Die beiden Eigentümer haben schon in den vergangenen Wochen 12% an große Investoren wie den Staatsfonds Temasek aus Singapur veräußert. Mit dem Verkauf machten die Stiftung und CVC Kasse: Sie hätten dafür 1,7 Mrd. € eingestrichen, hieß es in ihrem Umfeld. Mit den noch ausstehenden 300 Mio. € kommen sie dann zusammen auf etwa 2 Mrd. €.
Mut für den neuen Anlauf hatten den Evonik-Eigentümern die gestiegenen Bewertungen von Chemieunternehmen gemacht. Im Sommer 2012 waren die Börsenpläne noch auf die lange Bank geschoben worden, weil Anleger nicht bereit waren, die Preisvorstellungen der Stiftung zu erfüllen. Damals war Evonik mit insgesamt 12 Mrd. € bewertet worden - nun sind es mit über 15 Mrd. € deutlich mehr. Der Finanzinvestor CVC kann sich also freuen - dieser habe einen "vernünftigen Schnitt" gemacht, hatte Evonik-Chef Klaus Engel Mitte März gesagt. Auch die RAG-Stiftung - und damit auch der Steuerzahler - kann sich freuen: Die Essener Stiftung soll einmal mit den Einnahmen, die ihr Evonik in die Kassen spült, für die Folgekosten des auslaufenden Steinkohlebergbaus in Deutschland gerade stehen, der unter ihrem Dach gebündelt ist.
Evonik hatte im vergangenen Jahr bei Umsatz und operativem Ertrag leichte Einbußen verbucht, den Gewinn aber auf einen Rekordwert in die Höhe geschraubt. So sanken 2012 die Erlöse um 6% auf 13,629 Mrd. €. Netto blieben indes mit 1,164 Mrd. € 15% mehr als vor Jahresfrist in der Kasse - der höchste Gewinn in der Konzerngeschichte. Für das laufende Jahr hatte Engel eine Umsatzsteigerung und einen operativen Ertrag in der Höhe von 2012 angekündigt, für 2014 "einen spürbaren Anstieg von Umsatz und operativen Ergebnissen". Bis 2016 will Engel zudem insgesamt mehr als 6 Mrd. € investieren - allein 2 Mrd. € davon in den Wachstumsmärkten Asiens.