Innovationen für die Kunststoffwelt
27.03.2013 -
Innovationen für die Kunststoffwelt – Borealis setzt auf leistungsstarke, kosteneffektive und differenzierte Polymere.
Der Kunststoffhersteller Borealis gehört zu den Weltmarktführern in der Petrochemie, wobei das Hauptgeschäft auf der Herstellung von Polyethylen und Polypropylen liegt.
Neben mehreren Produktionsstätten in Europa und Nordamerika betreibt das Unternehmen ein Joint Venture mit der Abu Dhabi National Oil Company. Ziel soll es sein, die wachsenden Märkte im Mittleren Osten und Asien zu erschließen.
CHEManager befragte CEO John Taylor zu der positiven Geschäftsentwicklung im laufenden Jahr, den Strategien für die nähere Zukunft und dem weltweiten Engagement für innovative Kunststofflösungen. Die Fragen stellte Dr. Birgit Megges.
CHEManager: John Taylor, Borealis veröffentlichte außerordentlich gute Zahlen für das erste Halbjahr 2007. Was sind die Gründe für diese erfolgreiche Entwicklung des Unternehmens? Welche Geschäftsbereiche haben am meisten zum Erfolg beigetragen?
J. Taylor: Wir sind zufrieden mit unserem Ergebnis im ersten Halbjahr 2007. Im zweiten Quartal haben wir einen Nettogewinn von 137 Mio. € nach Steuern erreicht, das sind 20 % mehr als im vorangegangenen Quartal und ein 50 %iger Anstieg verglichen mit derselben Zeitspanne im letzten Jahr.
In der ersten Jahreshälfte erreichte unser Nettogewinn nach Steuern die Rekordmarke von 250 Mio. €. Wir sind also auf dem richtigen Weg und werden weiter hart daran arbeiten, unser Wachstum fortzusetzen.
Obwohl die Marktbedingungen dieses Ergebnis begünstigt haben, basiert unser Erfolg auf unserem Einsatz, für unsere Kunden spezialisierte Anwendungen in den drei Schlüsselbereichen Infrastruktur, das heißt Rohrsysteme, Kabel und Leitungen, Automobil und anspruchsvolle Verpackungen anzubieten.
Weiterhin haben wir es geschafft, effektiv auf steigende Rohstoffpreise zu reagieren und Wartungs-Turnarounds bei unseren Crackern in Norwegen und Finnland durchzuführen. Wenn man all diese Faktoren zusammen betrachtet, ist es offensichtlich, dass sich die Implementierung der „Value Creation through Innovation" Strategie rechnet.
Unser Rekordergebnis spornt uns auch an und wir erwarten eine weitere starke Jahresperformance 2007.
Inwiefern hat die Nachfrage nach recyclingfähigen und erneuerbaren Produkten einen positiven Einfluss auf das Geschäft?
J. Taylor: Wir berücksichtigen immer den gesamten Lebenszyklus unserer Produkte, deshalb glauben wir, dass Kunststoffe Teil der Lösung in Umweltfragen sind. Unsere Materialien tragen zur Abfallvermeidung und effektiven Wiederverwertung über die gesamte Wertschöpfungskette bei.
Für uns macht das einfach auch ökonomisch Sinn - die Zukunft unserer Industrie beruht auf einem nachhaltigen Ansatz und das spiegelt sich auch in den Wünschen unserer Kunden wider.
Vor nicht allzu langer Zeit ist Borealis ein Joint Venture mit der Abu Dhabi National Oil Company eingegangen. Welchen Zweck erfüllt diese Kooperation genau?
J. Taylor: Borouge, unser Joint Venture mit der Abu Dhabi National Oil Company (ADNOC), ist seit dem Beginn der Produktion im Dezember 2001 ein herausragender Erfolg und bleibt auch weiterhin ein entscheidendes Element in der Strategie, unsere Präsenz im Mittleren Osten und Asien zu erweitern.
Borouge teilt Creation through Innovation Strategie und zu Operational Excellence. Um den steigenden Bedarf nach innovativen, wertschaffenden Kunststofflösungen basierend auf unserer eigenen Borstar-Technologie erfüllen zu können, investiert Borouge in die Erweiterung der Anlage in Ruwais, Abu Dhabi, kurz Borouge 2. 2010, wenn die Anlage in Betrieb geht, wird sich die jährliche Kapazität auf 2 Mio. t Polyolefine beinahe verdreifachen und auch erstmals Polypropylen umfassen.
Bis dato wurden Verträge im Wert von 4,7 Mrd. US-$ unterzeichnet. Der Erfolg von Borouge vom Beginn an, gepaart mit den positiven Wachstumsaussichten für den Mittleren Osten und Asien, bestätigen unsere Entscheidung das Borouge 2 Projekt fortzusetzen.
Asien ist der am schnellsten wachsende Verbrauchermarkt der Welt. Es wird erwartet, dass auch die Nachfrage nach Kunststoffen in den nächsten Jahren zwischen 6 % und 8 % wachsen wird.
Unsere Partnerschaft mit ADNOC ist eine starke Basis für das weitere Wachstum in der Region. Der strategische Zugang zu den Gas-Rohstoffquellen ermöglicht eine einmalige Wettbewerbsposition. Skaleneffekte werden die Wettbewerbsfähigkeit von Borouge erhöhen, während die Einführung der Polypropylenproduktion neue Märkte eröffnen wird.
Welche Märkte werden vom Mittleren Osten aus beliefert?
J. Taylor: Die in Abu Dhabi erzeugten Produkte versorgen die wachsenden Märkte im Mittleren Osten und Asien. China und Indien sind die wichtigsten Wachstumsmärkte, aber wir sehen auch großes Wachstumspotential in verschiedenen Ländern Südasiens.
Weitere Märkte sind der Vietnam, Thailand und Malaysien, die sich positiv für unsere Produkte entwickeln.
Wie sehen die Strategien für Europa aus?
J. Taylor: Unsere Strategie für Europa ist die Stärkung unserer Anlagen, um die Wettbewerbsfähigkeit von den Rohstoffen bis zu unseren Kunden sicherzustellen. Das heißt, wir setzen auf Operational Excellence, Verlässlichkeit, Qualität, und natürlich, Sicherheit.
Wir sind zwar bereits führend im Bereich Sicherheit in unserer Industrie, aber wir müssen auch in Zukunft hart daran arbeiten, dass niemand während der Arbeit verletzt wird.
Ein Motto, das alle Mitarbeiter bei Borealis sehr gut kennen, lautet: „Wenn wir etwas nicht sicher machen können, dann machen wir es gar nicht!" Innovation spielt eine zentrale Rolle in unserer Strategie, Wert zu schaffen und an unsere Kunden weiterzugeben.
Unsere Polymerforschung und -entwicklung legt den Fokus auf leistungsstarke, kosteneffektive, differenzierte Polymere. Ungefähr 10 % der Mitarbeiter arbeiten in unseren drei Innovationszentren in Linz, Österreich, Porvoo, Finnland und Stenungsund, Schweden.
Im zweiten Quartal haben wir unser norwegisches Polyolefingeschäft und Anteile am Noretyl Gas Cracker für 290 Mio. € an Ineos verkauft.
Dies unterstützt unsere Strategie in Europa, die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern und ermöglicht uns, uns auf die Aktivitäten in Österreich, Belgien, Finnland, Deutschland und Schweden zu konzentrieren.
Eine weitere wichtige Entwicklung für unser Unternehmen war der Abschluss der Akquisition der Agrolinz Melamine International (AMI), ein international führender Anbieter von Melamin und Pflanzennährstoffen.
Dies ist Teil unserer Entwicklungsstrategie für das Geschäft mit Basischemikalien. Borealis und AMI sind in ihren jeweiligen Märkten in Europa gut positioniert und wachsen im Mittleren Osten und Asien.
Im Melaminsektor ist die AMI der Marktführer in Europa und der zweitgrößte Produzent weltweit, sowie ein erfolgreicher Anbieter von Pflanzennährstoffen für die Düngemittelindustrie.
Wo und in was wird in dieser Region investiert?
J. Taylor: In Deutschland investieren wir derzeit 200 Mio. € in die Erweiterung unserer auf Borstar-Technologie basierenden Polypropylen-Anlage in Burghausen. 330.000 t/a an zusätzlicher Kapazität, dies ist ein Anstieg von 80 %, werden hauptsächlich dazu verwendet, den Markt für anspruchsvolle Verpackungen zu versorgen.
Unsere Kunden verwenden unsere innovativen Materialen zum Beispiel für hoch-transparente, Cast- und Blasfolie in Anwendungen für Nahrungs- und medizinische Verpackungen, dünne Haushalts- und Transportverpackungen, transparente Flaschen für Reinigungsmittel und Kosmetika, sowie Fasern für Anwendungen im Hygienebereich.
Wir arbeiten auch weiterhin eng mit unserem Eigentümer, der OMV zusammen, die eine neue Metathese Anlage und einen Cracker errichtet. Diese erfolgreiche Partnerschaft ermöglicht uns, unsere Anlagen zu optimieren, und konkurrenzfähig zu bleiben.
Die Expansion läuft nach Plan und wird voraussichtlich Ende des Jahres in Betrieb gehen.
Sie wollen die Borstar-Technologie am Standort Burghausen vorantreiben. Was sind die Vorteile dieser Technologie?
J. Taylor: Borstar ist unsere eigene Prozess- und Katalysatortechnologie, die die Produktion einer Reihe von hochwertigen Polyethylen- und Polypropylen-Produkten unterstützt. Wie ich bereits erwähnt habe, lautet unsere Strategie „Value Creation through Innovation".
Das bedeutet, dass wir für unsere Kunden Wert schaffen durch Innovation, Operational Excellence und höchstmögliche Qualität. Um die Nachfrage nach hochwertigen Kunststoffen erfüllen zu können, ist die Borstar-Technologie ein entscheidendes Element für die Entwicklung von innovativen, hochwertigen Kunststoffen der nächsten Generation.
Mit der Entwicklung von Borstar PE 2G bringen wir die Borstar-Technologie noch einen Schritt weiter.
Das ist ein Meilenstein im Bereich des Polymer-Designs. Indem wir von bimodalen auf multi- modale Polyethylene umsteigen, ist es uns möglich, eine noch größere Palette an Kunststoffen zu produzieren, die alternative Materialen bei der Erfüllung von Anforderungen der Produzenten und Endverbrauchern übertreffen.
Borstar PE 2G ermöglicht Einsparungen von 20 % bis 25 %, was wiederum zu Einsparungen von Ressourcen zum Nutzen unserer Kunden und der Umwelt führt. Diese Art von Innovation unterscheidet uns von unseren Mitbewerbern und lässt unsere Kunden mit ihren anspruchsvollen Anforderungen immer wieder zu uns zurückkehren.
Wo sehen Sie die größten Herausforderungen für die Petrochemie in der nahen Zukunft?
J. Taylor: Ich sehe eine glänzende Zukunft für Kunststoffe, denn sie sind ein Material, das mit seinen Eigenschaften wie leichtes Gewicht und höhere Energieeffizienz, verglichen mit traditionellen Materialien, überzeugt.
Tatsächlich sparen Kunststoffe mehr Energie und Ressourcen während ihres Lebenszyklus ein, als sie während der Produktion verbrauchen. Plastics Europe hat kürzlich berechnet, dass durch den Ersatz von traditionellen Materialien durch Kunststoffe, jährlich Energie in Höhe von 22 Mio. t Rohöl eingespart wird.
Wir werden auch weiterhin das tun, was wir am besten können, und das ist die Entwicklung von innovativen Lösungen, die für unsere Kunden und die Gesellschaft Wert schaffen.
Das bedeutet, verlässliche, qualitativ hochwertige Produkte, die auf die Bedürfnisse unserer Kunden maßgeschneidert sind. Das bedeutet auch, dass diese Lösungen Antworten auf einige der größten globalen Herausforderungen, wie zum Beispiel der Zugang zu sicherem Wasser für mehr als 1,1 Mrd. Menschen und die Bereitstellung von adäquaten Sanitäranlagen für mehr als 2 Mrd. Menschen weltweit, geben.
Unsere Lösungen helfen dabei, die Energieversorgung sicherzustellen, CO2 Emissionen über die ganze Wertschöpfungskette zu reduzieren, die Aufbewahrung und den Transport von Nahrungsmitteln weiterzuentwickeln, Kommunikationsnetzwerke auf der ganzen Welt zu verbessern, die Menschen mit sicheren und treibstoffsparenden Autos zu versorgen, sowie leistbare und sichere medizinische Ausrüstung zu garantieren.
Welche Rolle spielen erneuerbare Rohstoffe für Borealis angesichts des zunehmenden Mangels an fossilen Rohstoffen?
J. Taylor: Es gibt heutzutage viele Diskussionen über erneuerbare Rohstoffe, aber ein Wechsel zu erneuerbaren Rohstoffen wirft auch einige sehr wichtige Nachhaltigkeitsfragen auf.
Ja, Polyolefine können aus Biomasse erzeugt werden. Die Herausforderung ist dabei aber, dass der Großteil an erneuerbaren Rohstoffen in den Biosprit- und Energiemärkten verwendet wird. Das hat wiederum signifikante Auswirkungen auf die Lebensmittelpreise.
Dies könnte Nahrung genau für jene Menschen unleistbar machen, die sie am nötigsten brauchen. Jüngstes Beispiel dafür ist Mexiko, wo sich die Preise für Mais verdoppelt haben.