Altana verkauft Pharmageschäft an Nycomed
11.03.2013 -
Altana verkauft an Nycomed. Das dänische Unternehmen zahlt 4,5 Mrd. €. Der Chemie- und Pharmakonzern Altana verkauft sein Pharmageschäft an Nycomed, ein Pharmaunternehmen mit Sitz in Dänemark, für einen Gesamtkaufpreis von ca. 4,5 Mrd. €. Mit dieser Transaktion spaltet sich nicht nur einer der letzten gemischten Chemie- und Pharmakonzerne auf, es geht zugleich ein weiteres deutsches Pharmaunternehmen nach Aventis in ausländischen Besitz. Altana Pharma soll mit Wirkung zum 1. Januar 2007 an Nycomed übergehen. Das fusionierte Unternehmen wird einen Pro- Forma-Umsatz von etwa 3 Mrd. € erzielen.
„Mit diesem Schritt haben wir, wie angekündigt, die Weichen für die strategische Weiterentwicklung sowohl des Pharmawie des Chemiegeschäftes der Altana-Gruppe gestellt. Es ist, knapp 30 Jahre nach Gründung im Jahre 1977, der bedeutendste Einschnitt in der Unternehmensgeschichte. Die Trennung der beiden bisher unter dem Dach der Altana operierenden Unternehmenseinheiten in zwei selbständige Gesellschaften mit unterschiedlicher Aktionärsstruktur fußt auf der Überzeugung, dass sich für beide Unternehmenseinheiten in der zukünftigen Konstellation neue strategische Gestaltungsmöglichkeiten für eine erfolgreiche Zukunft ergeben“, erklärte Dr. Nikolaus Schweickart, Vorstandsvorsitzender der Altana.
Nycomed war bislang Partner des Bad Homburger Konzerns und vertreibt dessen Umsatzträger, das Magenmittel Pantoprazol, in Skandinavien und Belgien. Das Unternehmen beschäftigt 3.500 Mitarbeiter in Europa und Russland-GUS und erzielt mit rund 750 Mio. € in etwa ein Drittel des Jahresumsatzes von Altana Pharma mit weltweit 9.000 Mitarbeitern. Nycomed konzentriert sich auf Arzneimittel und Medizinprodukte für den klinischen und chirurgischen Bereich und auf die klinische Entwicklung, Registrierung und das Marketing von Produkten.
Altana Pharma fokusiert sich auf innovative Therapeutika, Kontrastmittel und OTC-Medikation. Therapeutika, das bedeutendste Geschäftsfeld, basiert auf verschreibungspflichtigen Medikamenten zur Behandlung von Magen-Darm- und Atemwegserkrankungen.
„Nycomed als auch Altana Pharma sind erfolgreiche und wachsende Unternehmen mit sehr komplementären Geschäftsfeldern. Der Zusammenschluss der beiden Unternehmen wird in unseren europäischen Heimatmärkten eine Führungsposition ermöglichen und eine starke Plattform in einigen der wachstumsstärksten Pharmamärkte weltweit, einschließlich Russland-GUS und Südamerika“, erläutert Dr. Håkan Björklund, CEO von Nycomed.
Neuer Hauptsitz in der Schweiz
Das fusionierte Unternehmen wird seinen Hauptsitz in Zürich haben, die Forschung und Entwicklung soll auch weiterhin vom bisherigen Sitz der Altana Pharma in Konstanz geleitet werden. Nach Zustimmung zur Transaktion wird Dr. Håkan Björklund CEO der zusammengeführten Gruppe bleiben. Dr. Hans-Joachim Lohrisch, derzeitiger Vorsitzender des Vorstands Altana Pharma, wird Mitglied des Boards werden.
Wie Merck wurde auch Altana bei der Transaktion von Goldman Sachs beraten. Obwohl der Käufer Nycomed sich im Besitz der Beteiligungsgesellschaften Nordic Capital, Credit Suisse Private Equity und Blackstone befindet, spricht Schweickart von einem strategischen Investor: „Mit Nycomed haben wir einen strategischen Käufer für unser Pharmageschäft gefunden. Die Kombination aus Marktstärke und Forschungspotential von Altana Pharma mit Nycomeds Stärke in Entwicklung und Einlizenzierung bietet eine nachhaltige Zukunft für das neue Unternehmen“, sagt der Vorstandsvorsitzende. Mit der Veräußerung des Pharmageschäfts wird die bereits angekündigte Aufgliederung des Altana-Konzerns in zwei eigenständige Pharma- und Chemiegeschäfte zum Abschluss gebracht. Nach der Veräußerung wird sich Altana auf das Spezialchemiegeschäft Altana Chemie konzentrieren. Susanne Klatten, Erbin der Unternehmerfamilie Quandt, bleibt mit 50,1% der Anteile Mehrheitsaktionärin von Altana.
Das Unternehmen wird börsennotiert bleiben, aber voraussichtlich in den MDAX absteigen, so dass es nicht zu dem geplanten, separaten Börsengang der Altana Chemie kommen wird. Der Hauptsitz des Konzerns wird künftig der Sitz des Chemiegeschäfts in Wesel am Niederrhein sein und die Konzern-Holding mit 60 Mitarbeitern in Bad Homburg, die bislang beide Altana-Geschäftsbereiche zusammenfasste, soll aufgelöst werden. Damit verliert die Region Rhein-Main einen weiteren Dax-Konzern. Bereits zuvor hatte Linde nach der Fusion mit BOC angekündigt, seinen Hauptsitz von Wiesbaden nach München zu verlegen.