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Weiter wachsen mit Einweg-Lösungen

05.03.2013 -

Weiter wachsen mit Einweg-Lösungen – Die wesentlichen Integrationsschritte bei Sartorius Stedim Biotech sind umgesetzt.

Der Zusammenschluss zwischen dem französischen Biotech-Ausrüster Stedim und der Biotechnologie-Sparte der deutschen Sartorius ist perfekt. Sartorius hat, nach der Ankündigung der Übernahme im Februar dieses Jahres, Ende Juni das mehrheitliche Aktienpaket der Stedim-Gründer erworben.

In einer außerordentlichen Hauptversammlung stimmten die Stedim-Aktionäre der Einbringung der Biotechnologiesparte von Sartorius in Stedim und der damit verbundenen Kapitalerhöhung zu.

Beschlossen wurde außerdem die Umbenennung von Stedim in Sartorius Stedim Biotech. Der Sartorius-Vorstandsvorsitzende Dr. Joachim Kreuzburg wurde zum Chairman of the Board und zum Chief Executive Officer (CEO) des neuen Unternehmens gewählt. CHEManager sprach mit Dr. Joachim Kreuzburg über die Sartorius Stedim Biotech und deren Zielsetzungen.

 


Herr Dr. Kreuzburg, Sie haben 2006 das Motto „Beschleunigung" für Sartorius heraus gegeben. Was bedeutet das für Sartorius und was hat das mit der Akquisition von Stedim zu tun?

Dr. J. Kreuzburg: Eine ganze Menge. Sartorius will deutlich wachsen und hat sich nach einer Phase der Konsolidierung auch wieder für Akquisitionen geöffnet. Mit dem Zusammenschluss unserer Biotech-Sparte mit Stedim beschleunigt Sartorius seinen Wachstumskurs in dem sehr attraktiven Segment der Bioprozesstechnik.

Beschleunigung heißt aber nicht nur Wachstum, sondern ist auch der Oberbegriff über die gesamte Entwicklung unseres Unternehmens.

Wir wollen unsere Innovationsrate erhöhen, die Belieferungsprozesse beschleunigen und haben zudem ein umfangreiches Führungskräfteentwicklungsprogramm gestartet, um unsere Führungskräfte bei der Bewältigung ihrer komplexen Aufgaben zu unterstützen.

 


Stehen weitere Übernahmen auf Ihrer Agenda?

Dr. J. Kreuzburg: Aktuell nicht. Wir konzentrieren uns jetzt auf die schnelle und erfolgreiche Integration der Sartorius Biotechnologie und Stedim. Eins plus eins soll ja mehr ergeben als zwei. Wir wollen Wachstumssynergien aus dem Zusammenschluss realisieren bzw. - weniger technisch gesprochen - wir möchten, dass ein Biotech- Zulieferer ganz neuer Qualität entsteht.

Richtig ist allerdings, dass uns die Übernahme der Stedim nicht zu einem finanziellen Konsolidierungskurs im Konzern zwingt, sondern wir uns auch weiterhin in einer strategisch handlungsfähigen Position befinden.

 


Wer hat welche Technologien in das neue Unternehmen eingebracht?

Dr. J. Kreuzburg: Sartorius hat seine komplette Biotechnologie-Sparte in das neue Unternehmen eingebracht, d.h. die Bereiche Fermentation, Filtration, Purification und Labor. Von Stedim kam der Bereich Fluid Management.

 


Welche Gründe sprachen für die Übernahme von Stedim?

Dr. J. Kreuzburg: Nachdem wir Einwegbehälter bereits über mehrere Jahre über ein Kooperationsmodell vertrieben haben, sprachen sowohl technologische als auch wirtschaftliche Gründe dafür, diese Technologie in das eigene Kompetenzportfolio aufzunehmen.

Die Bag-Technologie entwickelt sich zunehmend zu einer Plattformtechnologie auch für weitere Einwegprodukte, zum Beispiel für Einweg-Bioreaktoren oder Einweg-Transfersysteme.

Auch ganz neue Anwendungen sind denkbar, zum Beispiel im Laborbereich. Wir gehen davon aus, dass die Entwicklung dieses Marktes erst an ihrem Anfang steht und wollen globaler Marktführer auf dem Gebiet der Einwegprodukte für biotechnologische Anwendungen werden.

Dass sich uns mit Stedim die Gelegenheit bot, den Marktführer auf diesem Gebiet zu akquirieren, war natürlich eine besondere Chance, die es zu nutzen galt.

Stedim bringt nicht nur technologischen Know-how und Marktanteile ein, sondern verfügt zudem über sehr gute Produktionsstätten in Frankreich, Tunesien sowie den USA, was für unsere Kunden unter Aspekten der Liefersicherheit wichtig ist.

 


Wenn man das Stedim-Merger in Zahlen sieht, dann bringt Sartorius mit seiner Biotech-Sparte etwa 1.700 Mitarbeiter und ca. 270 Mio. € Umsatz in das neue Unternehmen ein. Von Stedim kommen 540 Mitarbeiter und etwas über 90 Mio. € Umsatz. Vor dem Hintergrund, dass Sartorius den weitaus größeren Anteil eingebracht hat und der bestimmende Mehrheitsgesellschafter des neuen Unternehmens ist, verwundert es, dass der Hauptsitz des neuen Unternehmens im südfranzösischen Aubagne ist bzw. bleibt. Wie kommt das?

Dr. J. Kreuzburg: Das hat ausschließlich rechtliche Gründe. Wir haben als Transaktionsstruktur einen so genannten „Reverse Merger" gewählt, bei dem im Ergebnis die Sartorius Stedim Biotech ein in Frankreich börsennotiertes Unternehmen bleibt.

Dies hat zur Folge, dass auch der Hauptsitz des Unternehmens in Frankreich ist, obwohl die wesentlichen globalen Funktionen des Unternehmens ganz überwiegend am Standort der Sartorius Gruppe in Göttingen liegen. In Göttingen ist also auch für die Sartorius Stedim Biotech das „zentrale Nervensystem".

Die gewählte Transaktionsstruktur bot viele Vorteile: Sie war mit deutlich weniger Finanzierungsbedarf verbunden, vergleichsweise zügig umsetzbar und damit insgesamt mit weniger Risiken behaftet als andere Übernahmemodelle.

 


Wann soll die Integration von Sartorius Stedim Biotech abgeschlossen sein?

Dr. J. Kreuzburg: Das ist eine Frage des Maßstabes, den man anlegt. Die vier Monate zwischen der Bekanntgabe der Transaktion im Februar und ihrem Vollzug Ende Juni haben wir intensiv für die Integrationsplanung genutzt.

Insofern konnten wir schon am Tag nach dem „Closing" die neue, integrierte Organisation einführen und arbeiten seitdem in diesen neuen Strukturen. Einige andere Dinge wie zum Beispiel weltweit durchgängige integrierte Belieferungsprozesse dauern naturgemäß etwas länger.

Diejenigen Punkte der Integration, die derzeit noch nicht umgesetzt sind, wollen wir weitestgehend bis zum Jahresende erledigt haben.

 


Wie ist denn die Position des neuen Unternehmens im Weltmarkt?

Dr. J. Kreuzburg: Sartorius Stedim Biotech ist eines der weltweit marktführenden Unternehmen in der Bioprozesstechnik. Wir sind - durch Stedim - die Nummer Eins in der Bag-Technologie für biopharmazeutische Anwendungen.

Das ist wichtig, weil dies eine Plattform-Technologie für verschiedene Einweg-Anwendungen in der Bioprozesstechnik ist. In der Fermentation, Bioprozessfiltration und bei verschiedenen Aufarbeitungstechnologien, zum Beispiel in der Membran-Chromatographie, die alle von Sartorius kommen, sind wir ebenfalls führend.

Über eine derart breite Aufstellung verfügt derzeit keiner unserer Wettbewerber.

Wir bieten Gesamtlösungen an und werden unsere Strategie, uns entlang der Prozesskette unserer Kunden aufzustellen, weiterhin konsequent verfolgen.

 


Das hört sich aber doch nach weiteren Akquisitionen an.

Dr. J. Kreuzburg: Nicht unbedingt. Wir können unser Leistungsspektrum auch durch geeignete Kooperationen erweitern und tun das auch laufend. Wir bewegen uns in der Bioprozesstechnik in einem Marktumfeld, das nicht nur schnell wächst, sondern das zudem durch rasanten technologischen Wandel geprägt ist.

Da ist es weder sinnvoll noch möglich, alles selbst zu entwickeln oder alles dazu zu kaufen. Natürlich kann es im Laufe einer solchen Kooperation auch zu weitergehenden Überlegungen wie einer Akquisition kommen - das muss es aber nicht.

 


Welches sind die wichtigsten Vorzüge der Einweg-Technologie?

Dr. J. Kreuzburg: Die Einweg-Technologie bietet den biotechnologisch produzierenden Unternehmen mehr Sicherheit im Hinblick auf mögliche Produktverunreinigungen bzw. -kontaminationen, signifikant geringere Produktionskosten und eine deutlich höhere Flexibilität, zum Beispiel bei Produktwechseln, aber auch bei der Inbetriebnahme neuer Produktionskapazitäten.

Die geringen Produktionskosten resultieren vor allem aus niedrigeren Investitionskosten. Aber auch bei den Betriebskosten haben Einweglösungen Vorteile, weil die aufwändigen Reinigungsprozesse mit Wasseraufbereitung, Abwasserentsorgung und hohem Energieaufwand weitgehend entfallen.

Zudem ist auch der Validierungsaufwand deutlich geringer.

 


Wie groß ist denn der Markt für Einweg-Produkte in Bioprozessanwendungen? Welche Wachstumschancen bestehen in diesem Marktsegment?

Dr. J. Kreuzburg: Wir schätzen die Größe des Weltmarktes allein für Einwegbeutel, die allerdings nicht einfach zu bestimmen ist, auf etwa 100 - 120 Mio. € in 2006.

Dabei lag das Marktwachstum in 2006 bei etwa 20 %. Während die Biopharma-Industrie mit etwa 12 % pro Jahr weiter wachsen dürfte, schätzen wir das weitere Marktwachstum für Einwegprodukte für Bioprozesse auf etwa 18 %, da die derzeitige Durchdringungsrate mit dieser Technologie erst bei ca. 15 % liegt.

In diese Schätzungen haben wir andere, heute noch kleinere Marktsegmente wie z. B. sterile Konnektoren und Transfersysteme nicht aufgenommen, weil deren Marktgröße für eine tragfähige Einschätzungen noch zu klein ist und sich wie viele Produkte am Beginn ihres Lebenszyklusses sehr sprunghaft entwickelt.

 


Wo bestehen augenfällige Synergien zwischen dem Produktportfolio und Stedim und Sartorius?

Dr. J. Kreuzburg: Das ist bei den Einwegbeuteln und den Sterilfiltern der Fall, denn beide werden in der Regel gemeinsam verwendet. Derzeit gehen etwa 10 % unserer Sterilfilter in Anwendungen mit Einwegbeuteln, und wir schätzen, dass der Anteil in den nächsten Jahren auf etwa 30 % wachsen wird.

Dabei gehen wir davon aus, dass der Markt für die Anwendungen mit den Einwegbeuteln schneller wächst als der restliche Markt - und somit zu einem Motor für unser Filtergeschäft wird. Und natürlich sichern wir dadurch auch den Absatzmarkt für die Sterilfilter.

 

 


Kurzprofil Sartorius Stedim Biotech

Geplanter Pro-forma Umsatz 2007: 400 - 420 Mio. €
Mitarbeiter: über 2.200
Hauptsitz: Aubagne, Frankreich
Geplante Wachstumsrate (2007-2011): 14-15 % (im Durchschnitt pro Jahr)
Operative EBITA-Marge: ca. 14 %, soll weiter steigen

 

 


Chairman of the Board und Chief Executive Officer (CEO) des Unternehmens ist Dr. Joachim Kreuzburg. Desweiteren gehören dem Gremium in operativer Funktion an: Liliane de Lassus, Volker Niebel und Reinhard Vogt. Nicht operativ tätige Board-Mitglieder sind Stedim-Gründer Bernard Lemaître, der Aufsichtsratvorsitzende der Sartorius AG, Arnold Picot, und Henri Riey.


Das Unternehmen verfügt über fünf Produktfelder plus übergreifendem Service, die jeweils von einem Marketing Manager weltweit geführt werden:

  • Fermentation mit Bioreaktoren für den Labor- bis zum Produktionsmaßstab - einschließlich der so genannten „Einweg"-Reaktoren.
  • Filtration mit Filterkerzen und -kassetten für die Bioprozesstechnik im Prozessmaßstab
  • Purfication von Bioprozessmedien mit Crossflow-Filtration und Membran-Chromatographie
  • Fluid Management: Sterile Einweg-Behälter und Transfer-Systeme für Bioprozessmedien einschließlich der „freeze thaw"-Technologie zur Konservierung (Zwischenlagerung und Transport) von proteinhaltigen Medien.
  • Laboratory: Produkte für die Zellkultur, Filtration und Reinigung und mikrobiologische Analytik sowie Reinstwassersysteme für den Labormaßstab
  • Service mit Kundenberatung für die Prozessoptimierung, Validierung und in regulatorischen Fragen
  • Der Vertrieb ist nach Regionen aufgeteilt - Nordamerika, Europa und Asien - wobei es zusätzlich weltweite Key Account Manager gibt.

 


Kontakt:

Sartorius Biotech GmbH, Göttingen
Tel.: 0551/308-0
Fax: 0551/308-3289