Dow Chemical rutscht tiefer in die roten Zahlen
11.02.2013 -
Hohe Restruktierungskosten und eine schwache Kunststoffnachfrage haben Dow Chemical zum Jahresende noch tiefer in die roten Zahlen gedrückt. Vor allem in Europa und in China liefen im vierten Quartal die Geschäfte des amerikanischen BASF-Konkurrenten schleppend. Dow Chemical weitete seinen Quartalsverlust auf 716 Mio. US-$ aus nach einem Minus von 20 Mio. US-$ vor Jahresfrist, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Allein das laufende Sparprogramm verursachte Kosten von 990 Mio. US-$ im Quartal. Dow-Chef Andrew Liveris will weltweit 2800 Stellen streichen und 20 Werke schließen. Damit reagiert Liveris auf die sich eintrübende Nachfrage in vielen wichtigen Märkten.
Vor Sonderposten verdiente das Unternehmen aus Midland im US-Bundesstaat Michigan 33 Cent im Schlussquartal. Das ist ein Cent weniger als Analysten erwartet hatten. Bei Anlegern kamen das Zahlenwerk nicht gut an: Die Dow-Aktie verlor im US-Börsenhandel knapp 6%.
Für das Jahr 2013 gab Liveris einen eher verhaltenen Ausblick. In den Geschäftsplänen für das laufende Jahr werde nicht mit starkem Rückenwind von der Konjunkturseite gerechnet. Dow Chemical baue aber auf Vorteile in seiner Rohstoffversorgung, die vor allem im Kunststoffgeschäft spürbar würden. Zudem geht der Dow-Chef von anhaltend guten Geschäften in der Agrarchemie aus. Dow Chemical will weiter seine Kosten senken und die Gewinnmargen verbessern. "Das Dow-Team kennt seine Prioritäten, die sind klar, und wir wissen, was wir zu tun haben", sagte Liveris.
Marktumfeld setzt Dow zu
Das Fazit für die zurückliegenden Monate fiel eher verhalten aus. "Das zweite Halbjahr war durch eine erhebliche Verschlechterung der Märkte geprägt, die wir bedienen, vor allem in China", erklärte Liveris. Dow habe daher aggressive Maßnahmen ergriffen, um die Folgen weltweit nur schwach bis gar nicht wachsender Märkte abzumildern. Rund eine halbe Milliarde US-Dollar an Kosten will der Chemiekonzern bis Ende 2014 einsparen.
Dow Chemical setzte im Zeitraum Oktober bis Dezember 13,92 Mrd. US-$ um - das ist 1% weniger als vor einem Jahr. Schwach entwickelten sich die Geschäfte mit Poyurethan-Schäumen, Harzen und Farben und auch die Nachfrage nach Elektronik-Materialien blieb verhalten. Dazu kamen Wartungsstillstände bei Anlagen zur Produktion von Chlor. Dow ist der weltgrößte Produzent der Chemikalie. Westeuropa war die größte Schwachstelle im Quartal: Dort sank der Chemikalien-Absatz um 5%.
Auch das China-Geschäft blieb eher verhalten. Im Herbst hatte Liveris noch gesagt, ihm mache ein Umsatzrückgang in China mehr Sorgen als die möglichen Folgen eines ungelösten Haushaltsstreits in den USA. Inzwischen ist Liveris wieder etwas zuversichtlicher. Dem Fernsehsender CNBC sagte er am Donnerstag, er rechne damit, dass sich in diesem Jahr der Umsatz in China verbessern werde. Ein Lichtblick für Dow im Schlussquartal war das Geschäft mit Agrarchemikalien, dessen Umsatz um 17% nach oben schnellte. Besonders das Saatgutgeschäft florierte dank einer hohen Nachfrage der Landwirte in Nord- und Südamerika.
Auch Konkurrent Dupont schwächelt
Mit seinen schwachen Zahlen steht Dow Chemical nicht alleine. Auch beim US-Konkurrenten Dupont stotterten die Geschäfte aufgrund des härteren Marktumfelds. Der Gewinn des Rivalen brach im vierten Quartal um 70% auf 111 Mio. US-$ ein. Zwar liefen auch bei Dupont die Geschäfte mit Chemikalien für die Landwirtschaft rund. Eine schrumpfende Nachfrage nach Farbpigmenten und Produkten für die Solar-Industrie konnte das aber nicht wettmachen. Weltmarktführer BASF will seine Zahlen zum Schlussquartal und Gesamtjahr 2012 am 26. Februar vorstellen. Konkurrent Bayer will zwei Tage später folgen.