Deutsche Chemiekonzerne investieren in den USA
Übernahmeziele in BRIC-Ländern laut PwC-Studie im 3. Quartal kaum gefragt
In der Chemieindustrie hat der Gesamtwert der angekündigten Fusionen, Übernahmen und Beteiligungen im 3. Quartal 2012 deutlich zugenommen. Das Volumen stieg zwischen Juli und September 2012 auf 20,2 Mrd. US-$ und legte damit im Vergleich zum Vorquartal um mehr als sieben Mrd. US-$ zu. Dabei stieg insbesondere das Interesse deutscher Chemieunternehmen an Übernahmen in den USA. Zu diesem Ergebnis kommt die Analyse „Chemical Compounds" der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC.
Zwar fiel die Gesamtzahl der Transaktionen im 3. Quartal mit einem Wert von mehr als 50 Mio. US-$ von 38 auf 29, dafür hat sich das durchschnittliche Deal-Volumen durch die steigende Zahl großer Abschlüsse mehr als verdoppelt - von 340 Mio. US-$ im 2. Quartal auf 698 Mio. US-$.
„Einige Chemieunternehmen nutzen die Cash-Bestände, die sie in den vergangenen zwei Jahren aufbauen konnten, nun gezielt für Übernahmen. Insgesamt steht die Chemiebranche Fusionen und Übernahmen jedoch eher verhalten gegenüber. Potenziellen Käufern ist das Umfeld zu unsicher, zu sehr prägen die Schuldenkrise in Europa und die nachlassende Weltkonjunktur die Stimmung. Bevor Investoren neue Transaktionen in Angriff nehmen, brauchen sie bessere Nachrichten von der Konjunkturseite", kommentiert Dr. Volker Fitzner, verantwortlicher Partner für den Bereich Chemicals Advisory bei PwC.
Im 3. Quartal 2012 überschritten gleich vier Deals die Schwelle von 1 Mrd. US-$. Unter den Käufern finden sich zwei deutsche Unternehmen: Im Juli hat der Industriegaskonzern Linde die Übernahme von Lincare, einem US-Hersteller von Sauerstoffgeräten, im Wert von 3,7 Mrd. US-$ angekündigt. Kurz darauf gab BASF bekannt, das US-Unternehmen Becker Underwood, einen Anbieter von Technologien zur biologischen Saatgutbehandlung, für einen Preis von 1,02 Mrd. US-$ erwerben zu wollen.
Übernahmeziele in den BRIC-Ländern Brasilien, Russland, Indien und China haben im 3. Quartal 2012 an Attraktivität verloren. Allein in China brach das Transaktionsvolumen gegen den weltweiten Trend von 4,25 Mrd. US-$ im 2. Quartal auf 563 Mio. US-$ ein. Dagegen stieg das Interesse an Übernahmen in den USA: Knapp 35 % der Zielunternehmen sind in Nordamerika ansässig. Alle vier Megadeals beziehen sich auf Unternehmen in den USA und mehr als zwei Drittel der weltweiten Übernahmekandidaten stammten im 3. Quartal 2012 aus entwickelten Ländern.