Führungs- und Fachkräftemangel
Positionspapier des VAA - Führungskräfte Chemie
Der Vorstand des VAA - Führungskräfte Chemie hat seine Position zum Führungs- und Fachkräftemangel gegenüber der Politik verdeutlicht. In einem Positionspapier mahnt der Verband zur Konsistenz: Die Maßnahmen der Bildungs-, Gesellschafts- und Zuwanderungspolitik müssen zwingend mit der Forschungspolitik abgestimmt werden.
Die Bedrohung des Industrie- und Wirtschaftsstandorts Deutschland durch den Fachkräftemangel gilt für die Chemiebranche in besonderer Weise: Sie ist auf einen hohen Anteil von Fachkräften angewiesen. Der VAA begrüßt deshalb ausdrücklich das von der Bundesregierung beschlossene „Konzept Fachkräftesicherung". Zugleich fordert er die Bundesregierung auf, bei der Bekämpfung des Fachkräftemangels verstärkt auf Maßnahmen zu setzen, die besonders forschungsintensive und innovationsträchtige Schwerpunktbereiche unterstützen. [...]
Die Bundesregierung hat in ihrem Fachkräfte-Konzept die Ausschöpfung der vorhandenen Potentiale zum vorrangigen Ziel erklärt. Die zügige und entschlossene Umsetzung dieser Absicht ist aus Sicht der Chemie-Führungskräfte absolut geboten.
Vereinbarkeit von Beruf und Familie herstellen
Gerade das Potential von Frauen als Fach- und Führungskräfte kann und muss durch familienfreundlichere Rahmenbedingungen stärker genutzt werden als bislang. In der aktuellen VAA-Umfrage zur Chancengleichheit unter den Führungskräften der chemischen Industrie geben über 80 % der Frauen in Teilzeit Kinderbetreuung als Grund für ihre Teilzeittätigkeit an.
Die bessere Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Karriere kann nur erreicht werden, wenn eine Bewusstseinsänderung in der gesamten Gesellschaft stattfindet. Es muss zur Selbstverständlichkeit werden, dass die Betreuung von Kindern und pflegebedürftigen Angehörigen nicht zum Stillstand in der Karriere führt. Um das Potential aller gut ausgebildeten Arbeitnehmer - Frauen wie Männer - zu nutzen, sind entsprechende Arbeitsbedingungen in den Unternehmen notwendig. Aufgabe der Politik ist es, schneller als bislang mehr für eine gute und bedarfsgerechte Infrastruktur in der Kinderbetreuung zu tun.
Beschäftigungsfähigkeit Älterer sicherstellen
Von entscheidender Bedeutung für die Bewältigung der demografischen Entwicklung wird auch sein, dass die Potentiale älterer Arbeitnehmer voll ausgeschöpft werden. Die Gruppe der Über-50-Jährigen wird durch die demografische Entwicklung stark anwachsen. Hier bedarf es - als Ergänzung zu der bereits beschlossenen Erhöhung der Regelaltersgrenze - eines klaren Konzepts, um die dauerhafte Beschäftigungsfähigkeit dieser Altersgruppe sicherzustellen. [...]
Zielgenau in Bildung investieren
Es muss verstärkt in Bildungsmaßnahmen investiert werden, die das Arbeitskräftepotential im naturwissenschaftlich-technischen Bereich auf eine breitere Basis stellen. [...] An den Hochschulen darf das Erreichen höherer Bildungsabschlüsse in den MINT-Fächern nicht durch eine Quotierung beim Übergang von Bachelor- auf Masterstudiengänge erschwert werden. Nur so kann eine ausreiche Zahl von Nachwuchs-Fachkräften im MINT-Bereich sichergestellt werden. [...]
Forschungsinvestitionen fördern, Abwanderung von Fachkräften verhindern
Einer Volkswirtschaft, die den Arbeitskräftebedarf der ansässigen Unternehmen dauerhaft nicht decken kann, droht Abwanderung. Für die chemische Industrie als forschungsintensive Branche gilt dies umso mehr, weil auch der globale Wettbewerb um die besten F&E-Rahmenbedingungen schärfer wird. [...]
Gerade in innovationsträchtigen Schwerpunktbereichen wie der Nanotechnologie spielt die Chemie eine Schlüsselrolle. Um die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft zu erhalten, ist hier eine verstärkte Investition in die Forschung geboten. Die Bundesregierung muss diese Investitionen - wie im Koalitionsvertrag vorgesehen - durch eine steuerliche Forschungsförderung unterstützen. Das richtige und wichtige Ziel der Haushaltskonsolidierung darf solchen Zukunftsinvestitionen nicht dauerhaft im Weg stehen. Wenn eine gezielte Forschungsförderung eng mit einer aktiven Industriepolitik verzahnt wird, die den Unternehmen verlässliche Rahmenbedingungen für ihre Investitionen bietet, werden attraktive Arbeitsplätze entstehen und erhalten bleiben. Das ist zudem der beste Schutz gegen das Problem der Abwanderung hoch qualifizierter, junger Spitzenkräfte aus Deutschland.
Gezielte Zuwanderung ermöglichen
Die Anziehungskraft der Arbeitsplätze darf sich nicht allein auf den Führungskräftenachwuchs aus dem Inland beschränken. Um alle notwendigen Potentiale auszuschöpfen, ist auch eine sinnvoll geregelte Zuwanderung nötig. [...] Eine generelle Entbürokratisierung des deutschen Zuwanderungsrechts (ist) ebenso notwendig wie die Einführung eines qualifikationsorientierten Zuwanderungskonzepts.
Die vollständige Fassung des Positionspapiers kann unter www.vaa.de heruntergeladen werden.