Device Type Manager: Field Device Tool Zertifikat
24.03.2011 -
Device Type Manager: Field Device Tool Zertifikat - Zertifizierung von DTMs: der erste Schritt in die richtige Richtung. Zertifikat bescheinigt die Einhaltung der Spezifikation, aber nicht die Funktionalität des Gerätes.
FDT (Field Device Tool) ist eine Technologie für den einfachen Umgang mit Feldgeräten. Sie wurde als offene Spezifikation eingeführt und ist deshalb herstellerunabhängig. Gerätehersteller fügen ihren jeweiligen Feldgeräten einfach ein kleines Programm so ähnlich wie ein Druckertreiber bei, welches sich Device Type Manager, kurz DTM, nennt. FDT Frame-Applikationen kommunizieren nun mit Hilfe dieser DTMs über den Feldbus mit jedem Gerät. Dabei ist die Konfiguration des Gerätes und der Datenzugriff ausgesprochen einfach. CHEManager befragte Sven Seintsch vom Prüflabor der R&M Industrieservice Höchst (früher Infraserv Höchst Technik), das jetzt als eines von insgesamt vier Testcentern DTMs zertfiziert, zu den bisherigen Erfahrungen mit DTMs und der Zukunft dieser Technologie.
CHEManager: Herr Seintsch, welche Erfahrungen haben Sie bisher beim Einsatz von DTMTechnologie gesammelt?
Sven Seintsch: Vor zwei Jahren haben wir eine große Untersuchung zu diesem Thema durchgeführt. Ziel war, die Technologie auf ihre Alltagstauglichkeit hin zu untersuchen. Im Vordergrund stand dabei die Interoperabilität zwischen DTMs und FDTs, aber auch die Verfügbarkeit von Komponenten und Handhabung. Die Ergebnisse waren mehr als ernüchternd: DTMs waren fast nur für HART-Geräte erhältlich, nicht aber für Profibus-Geräte. Bei der Kommunikation hatten 20–40% Probleme, je nach dem, welche Gerätekombination – Frame, Schnittstelle, Gerät – gewählt wurde. Aber das ist zwei Jahre her, und im letzten Jahr haben wir an einem Projekt mitgearbeitet, bei dem erstmalig eine große Anzahl von Feldgeräten mittels DTMs ins Leitsystem eingebunden wurde. Zwar gab es auch hier noch Probleme, aber die konnten gelöst werden.
Glauben Sie, dass Ihre Erfahrungen mit zertifizierten DTMs positiver ausgefallen wären?
Sven Seintsch: Ja. Zwar wird auch die Zertifizierung nicht alle Probleme lösen, da hier nur die Einhaltung der Spezifikation überprüft wird und nicht die Funktionalität des Gerätes, aber im Zusammenspiel FDT mit DTM erwarte ich bei getesteten DTMs weniger Probleme. Wichtig für den Anwender ist auch, dass er nicht zwischen die Hersteller von FDTs und DTMs gerät, d.h. dass die Schuld immer auf den anderen geschoben werden kann. Das löst keine Probleme.
Ihr Prüflabor hat sich entschlossen als DTM-Testcenter aufzutreten, um DTMs der Gerätehersteller zu zertifizieren. Was erhoffen Sie sich davon?
Sven Seintsch: Durch unser Nähe zu den Endanwendern und die langjährige Erfahrung im Test von Geräte-Technik haben wir sehr tiefe Einblicke in die Forderungen der Endanwender und können somit Dienstleistungen über die eigentliche Zertifizierung hinaus anbieten. Wir wissen, welche Funktionalität vom Anwender gewünscht ist die in die verschiedenen Messgeräte implementiert werden sollte. Gerade im Bereich Diagnose wird das zukünftig ein wichtiger Punkt werden. Natürlich sind wir in der Lage, auch das zu prüfen, hierzu haben wir z.B. für Stellungsregler verschiedene Testanlagen entwickelt. Damit unterscheiden wir uns deutlich von reinen Softwarehäusern.
Bisher werden nur die DTMs, also die Gerätetreiber, zertifiziert. Meinen Sie nicht, dass auch die Rahmenapplikationen der FDT zertifiziert werden müssen um eine einwandfreie Funktion der Technologie zu gewährleisten?
Sven Seintsch: Mit dem Zertifizieren der DTMs ist auf alle Fälle der erste Schritt in die richtige Richtung getan. Es gibt heute schon eine Vielzahl von DTMs für Feldgeräte auf dem Markt, bisher alle nicht getestet, aber nur eine sehr überschaubare Anzahl von Rahmenapplikationen. Das heißt, wenn sichergestellt wird, dass eine Seite sich an die Spezifikation hält, ist diese Fehlerquelle eliminiert. Sie haben allerdings prinzipiell Recht, dass auch die FDTs getestet werden müssen, damit beide Seiten einwandfrei zusammen arbeiten – soweit ich weiß, wird an einer entsprechenden Software auch gearbeitet.
Wenn sich zentrale Konfigurationstools in den Anlagen durchsetzen, bleiben Programme wie z.B. PactWare dann auf der Strecke?
Sven Seintsch: Ich denke nicht. Die Werkstätten der Anwender setzen z.B. eine Vielzahl von unterschiedlichsten Gerätetypen instand. Anschließend müssen diese parametriert und konfiguriert werden. Es wird also immer nur ein Gerät angeschlossen, jedoch wechselt dieses ständig. Existiert zu dem Gerät ein DTM, kann es einfach über ein Laptop bedient werden. Den DTMs ist es schließlich egal, ob sie auf einem Leitsystem oder einem Stand-Alone-Tool laufen. Hierzu eignen sich Programme wie Pactware, die die nötige Flexibilität bieten. Leider stellen noch nicht alle Hersteller ihre DTMs, wie von der NAMUR gefordert, mit der gesamten Funktionalität kostenfrei und unlizenziert zur Verfügung. Bei manchen DTMs werden Druckund Speicherfunktionen in den Demoversionen blockiert. Das steht dem Einsatz von DTMs entgegen und verhindert die Verbreitung. Die Namur hat hierauf reagiert: Die Prüflabors der Anwender werden künftig keine Geräte mehr empfehlen, zu denen keine lizenzfreien und voll funktionsfähigen DTMs frei erhältlich sind.
Stellt sich am Ende immer noch die Frage, ob sich die FDT/DTMTechnologie zukünftig auch durchsetzen wird, nachdem große Hersteller von Automatisierungssystemen diese nicht unterstützen?
Sven Seintsch: Diese Antwort wird der Anwender geben. DTMs wird es zukünftig für alle Feldgeräte geben. Auch bei Leitsystemherstellern, die keine FDT-Schnittstelle integrieren, ist der Aufbau eines getrennten Feldgeräte-Engineerings mit FDT/DTM möglich, wenn der Anwender sich hiervon entscheidende Vorteile erhofft.