Zukunftsstandort Mitteldeutschland
01.11.2010 -
Die Chemiebranche in Ostdeutschland hat beste Perspektiven. Das betonte Ministerpräsident Prof. Dr. Wolfgang Böhmer auf dem Empfang im Ständehaus Merseburg aus Anlass der bundesweiten Zukunftskonferenz Chemie/Kunststoffe, die in Merseburg und Leuna in Sachsen-Anhalt stattfand. Wie schon im letzten Jahr lägen auch in diesem Jahr die Wachstumsraten bei Umsatz und Beschäftigung im Osten über dem gesamtdeutschen Durchschnitt. Böhmer informierte darüber, dass seit 1990 über 15 Mrd. € in die Umstrukturierung und Erneuerung der Chemiestandorte in den neuen Bundesländern investiert worden seien.
Modernste Chemieanlagen und Infrastruktur charakterisierten heute auch die Standorte in Sachsen-Anhalt. Sachsen-Anhalt trage rund ein Drittel zum Chemieumsatz aller ostdeutschen Bundesländer bei. Das hier entwickelte Chemieparkkonzept, in dem die beteiligten Unternehmen von der Nutzung einer gemeinsamen Infrastruktur und einem Stoffverbund profitierten, sei ein Erfolgsmodell.
Wirtschaftminister Dr. Reiner Haseloff erklärte: Das Management des Clusters Chemie/Kunststoffe wird in den kommenden drei Jahren mit insgesamt 500.000 € gefördert. Antragsteller sind die Infraleuna GmbH und die isw gGmbH. Einen entsprechenden Fördermittelbescheid überreichte der Landesvater am Rande der Zukunftskonferenz Chemie/Kunststoffe. Haseloff sagte: „Hier geht ein gut etabliertes Cluster zukünftige Herausforderungen strategisch an." Diese Arbeit sei zu unterstützen. Die Branche Chemie/Kunststoffe sei eine der bestimmenden in Mitteldeutschland. Sie habe sich hervorragend entwickelt und sei ein Motor für die Industrie der Region. „Gemeinsam wollen wir die Branchen weiter wettbewerbsfähig gestalten und auch weiteres Wachstum sichern". Dies beinhalte auch die Verankerung von Produkt- und Patentschutzmaßnahmen und die Unterstützung der Bundesregierung zum Schutz des geistigen Eigentums der Unternehmen.
„Das bedarf aber großer Anstrengungen in den kommenden Jahren." Er denke hier vor allem an die Themen Fachkräftesicherung, bessere Vernetzung von Wirtschaft und Wissenschaft, Stärkung des Innovationsstandortes und Sicherung von künftigen Investitionen am Standort, so der Minister. Bereits seit Sommer 2000 sei hierzu die IBG, die Innovations- und Beteiligungsgesellschaft Sachsen-Anhalt mbH, im Bereich Frühphasenfinanzierung von technologieorientierten Unternehmen und Unternehmens-gründungen erfolgreich tätig. „Die Gesellschaft agiert mit ihren Leistungen in der, so Haseloff, wohl wichtigsten Phase bei der Unternehmensgründung". Fremdkapital der Banken sei in dieser Phase schon aufgrund einschlägiger gesetzlicher Bestimmungen gar nicht vorgesehen. Die Identifikation, Entwicklung und die fünf bis zehnjährige Begleitung aussichtsreicher Unternehmensansätze ist die Hauptaufgabe der Beteiligungsgesellschaft, die bei gutem Erfolg neben einer angemessenen Eigenkapitalverzinsung der Gesellschaft einen Beitrag zur Schaffung und Stärkung nachhaltig wettbewerbsfähiger Wirtschaftsstrukturen leistet.
„Zum Thema Fachkräftesicherung gäbe es zwei wichtige Ansätze", erläuterte der Minister. Es sei richtig, die Fachkräfte von morgen im eigenen Land auszubilden und die wissenschaftliche Ausbildung in den Schulen zu fördern. „Wir müssen aber auch an den akuten Bedarf denken." Hierzu werde es eine Initiative des Ministeriums in Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit geben, nach der entsprechend qualifizierte Fachkräfte gezielt angesprochen werden. Angestrebt wird eine nachhaltige Beschäftigungswirkung. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sollen ihre beruflichen Perspektiven wieder in Sachsen-Anhalt sehen, die Abwanderung gut ausgebildeter Fachkräfte soll gestoppt werden. Mit Unterstützung der Landesregierung wurde das Programm „Junge Karriere in Mitteldeutschland" (Jukam) initiiert. Jukam bietet Kontakte zu Unternehmen aus Sachsen-Anhalt. Interessenten für eine Tätigkeit können sich zudem in einer Datenbank aufnehmen lassen.
Abschließend zog der Minister eine positive Bilanz. „Das Mitteldeutsche Chemiedreieck kann bei entscheidenden Themen wie Fachkräftesicherung, Forschung und Entwicklung sowie Investitionen Lösungen anbieten und Erfahrungen weitergeben."