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Verantwortung – von Anfang an

Evonik verstärkt sein Engagement zu Corporate Responsibility

12.08.2010 -

Das wachsende Interesse der Finanzmärkte zeigt: Nachhaltigkeit und unternehmerische Verantwortung, Corporate Responsibility, sind zu strategisch bedeutsamen Leitbildern heutiger Unternehmenspolitik geworden. Wirtschaftlicher Erfolg und ein Beitrag zur nachhaltige Entwicklung der Gesellschaft sind nicht nur gleichzeitig möglich, sondern in Zukunft auch notwendig - insbesondere für Unternehmen, die einen IPO planen. Dr. Andrea Gruß sprach zu diesem Thema mit Ralf Blauth, Arbeitsdirektor bei Evonik Industries und verantwortlich für das Thema Corporate Responsibility im Vorstand des Konzerns.

CHEManager: Die Themen Nachhaltigkeit und unternehmerische Verantwortung gelangten durch die Wirtschaftskrise verstärkt in den Fokus von Öffentlichkeit und Unternehmen. Erwarten Sie, dass diese Entwicklung auch nach der Krise anhält?

R. Blauth: Ja, denn die Menschen sind deutlich sensibler geworden in Bezug auf die Glaubwürdigkeit von Unternehmen und deren zukünftige Rolle in unserer Gesellschaft. Nicht nur die Entscheidungen im Finanzsektor, auch die der Industrie werden kritischer hinterfragt. Zudem sind sich heute viele Unternehmen bewusst, dass sie längerfristig nur dann Erfolg haben werden, wenn ihnen Vertrauen entgegengebracht wird, und zwar von den unterschiedlichsten Stakeholdern. Hierbei spielt Corporate Responsibility, kurz CR, eine wichtige Rolle - insbesondere für ein Unternehmen wie Evonik, das sich auf dem Weg in den Kapitalmarkt befindet. Denn hierfür brauchen wir nicht nur das Vertrauen unserer Anteilseigner und künftiger Investoren, sondern auch das unserer Kunden, Mitarbeiter und letztlich der Gesellschaft.

In dem Ende Juli veröffentlichten CR-Bericht 2009 kündigt Evonik die Intensivierung des CR-Engagements an. Was ist geplant?

R. Blauth: Unsere CR-Strategie umfasst die Handlungsschwerpunkte Geschäft, Mitarbeiter und Prozesse. In allen Dimensionen haben wir uns für die nächsten Jahre viel vorgenommen: Wir wollen Werte schaffen und mit Verantwortung wachsen und unsere Kapitalmarkfähigkeit weiter verbessern. Das im Mai 2010 beschlossen CR-Programm sieht vor, unsere Aktivitäten weiter zu systematisieren und bis zum Jahr 2012 ein CR-Steuerungsmodell zu entwickeln. Darüber hinaus arbeiten wir an weiteren Projekten; die wichtigsten betreffen die Ausbildung, das CR-Issues-Management, das Lieferantenmanagement und die Klimastrategie des Konzerns.

Wodurch unterscheidet sich die CR-Strategie von Evonik von der anderer Unternehmen?

R. Blauth: CR kann in einem Unternehmen nur dann erfolgreich umgesetzt werden, wenn die Mitarbeiter es aus ganzem Herzen mittragen und es ein selbstverständliches Thema im Unternehmen ist. Deshalb haben wir uns entschlossen einen Schritt zu machen, den viele andere Unternehmen noch nicht getan haben, nämlich CR als Thema für die Berufsausbildung zu etablieren. Hierbei knüpfen wir an unsere guten Erfahrungen bei der Arbeitssicherheit an: Wenn ein junger Mensch bei Evonik in die Berufsausbildung eintritt, dann ist sicheres Arbeiten ein Thema vom ersten Tag an.

Wenn dies von Anfang an vermittelt und praktiziert wird, wird es bald zur Selbstverständlichkeit im Berufsalltag. Dies möchten wir auch für das Thema CR erreichen, deshalb haben wir im Herbst 2009 ein Projekt gestartet, bei dem wir Mitarbeitern schon in der Ausbildung zeigen, dass verantwortliches Handeln einen Mehrwert schafft und ein tragender Pfeiler unserer Unternehmenskultur ist. Mittelfristig soll CR als messbare Größe fester Bestandteil der Zielvereinbarungen mit den Mitarbeitern werden.

Und diese wirkt sich letztlich auch auf die Geschäfte von Evonik aus...

R. Blauth: Genau. Auch in der CR-Dimension Geschäft setzen wir mit der unternehmerischen Verantwortung ganz am Anfang der Kette an, z.B. bei unseren Rohstofflieferanten. Unser Einkauf berücksichtigt bei der Auswahl der Lieferanten Arbeits-, Sozial- und Umweltstandards. Dies auszubauen ist für eine verantwortliche Unternehmensführung zunehmend von Bedeutung. Auch unsere Geschäftsbereiche werden von ihren Kunden verstärkt aufgefordert darzulegen, wie wir mit diesen Themen umgehen.

Welche Ansätze verfolgen Sie bei der eingangs erwähnten Klimastrategie?

R. Blauth: Ziel des Geschäftsfelds Chemie ist eine dauerhafte Verbesserung des Evonik Carbon Footprint, denn dies birgt zugleich wirtschaftliche Potenziale. In unserem Science-to-Business-Center Eco2 untersuchen wir systematisch, welchen ökologischen Einfluss unsere Prozesse und Produkte haben. Über eine einheitliche Bewertungsmethode - die sogenannten Life-Cycle-Assessments - wollen wir Klarheit über den ökologischen Fußabdruck unserer Produkte erreichen.

Dabei kommen wir teilweise zu erstaunlichen Ergebnissen, z.B. für unsere Aminosäure Methionin. Mit Hilfe dieses Proteinbausteins können Hühner ihr Futter besser verwerten. Betrachtet man den gesamten Produktlebenszyklus, werden für 1 t CO2, die bei der Produktion von Methionin entstehen, 23 t CO2 eingespart. Damit leisten wir einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz.

Arbeitsgruppen bei Evonik beschäftigen sich darüber hinaus mit den notwendigen Rahmenbedingungen, den Methoden zur Integration in die Managementprozesse sowie der Entwicklung von Zielen und Indikatoren zur Messung und Bewertung der Evonik-Klimastrategie.

Evonik will mit Verantwortung wachsen. Welche Produkte könnten in Zukunft dazu beitragen?

R. Blauth: Hier ist insbesondere unsere Lithium-Ionen-Technologie zu nennen. Lithium-Keramik-Speicher sind nicht nur Treiber der Elektromobilität, sie können auch zur Netzstabilisierung und zur Regelfähigkeit von erneuerbaren Energien beitragen, und damit konventionelle Kraftwerke bei der Regelung entlasten. In dem Projekt LESSY arbeiten wir derzeit an den entsprechenden Lithium-Elektrizitäts-Speicher-Systemen.

Nur mit Innovationen und Technologien dieser Art können wir eine zukunftsfähige Entwicklung der Gesellschaft und unseren Wohlstand sichern. Doch hierfür brauchen wir das Vertrauen der Menschen. Wir wollen daher in Zukunft noch intensiver das Gespräch, gerade mit jungen Menschen, suchen, um schon früh ein allgemeines Verständnis für unsere Industrie zu schaffen und den Nachwuchs für technische und industrielle Berufe zu begeistern.

Sehen Sie einen Zusammenhang zwischen dem CR-Management und der Innovationsfähigkeit eines Unternehmens?

R. Blauth: Ja, das ist zweifellos so. In unseren Managementstrukturen ist CR bereits heute als unternehmerische Verantwortung integriert. Ein gutes CR-Management setzt auch Orientierungspunkte für diejenigen, die forschen und entwickeln. Indem wir Megatrends, aber auch neue ökologische und soziale Herausforderungen aufgreifen, können daraus neue Geschäfte entstehen, die maßgeblich zur Zukunftsfähigkeit von Evonik und auch zur nachhaltigen Entwicklung der Gesellschaft beitragen. 

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