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Chemietarifrunde vor schwierigen Verhandlungen

12.03.2010 -

Selbst die im Tarifkampf erprobten Metaller verzichteten unter dem Eindruck der Wirtschaftskrise in diesem Jahr auf die üblichen Rituale und rhetorischen Muskelspiele. Mitte März beginnt nun die Tarifrunde für ein weiteres industrielles Schwergewicht - die Chemiebranche. Der Abschluss der Metaller sei für sie kein Vorbild, lässt der Tarifexperte der Gewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE), Peter Hausmann, schon mal wissen. „Wir brauchen eine chemiespezifische Lösung."
Wie die IG Metall geht auch die IG BCE ohne konkrete Lohnforderung in die Verhandlungen für die rund 550 000 Beschäftigten in etwa 1900 Betrieben. Erhalt ihrer Jobs ist den Arbeitnehmern das Wichtigste. «Gleichrangige Ziele» seien aber Lohnerhöhung und Sicherung von Ausbildung und Übernahme. Eine Nullrunde komme nicht in Frage, sagt Hausmann.

Die Chemie-Tarifrunden waren früher meist ohne große Konflikte über die Bühne gegangen. Einfach dürften die Gespräche angesichts des Niedergangs der Branche in der Krise aber nicht werden. «Wir erwarten schwierige Verhandlungen», sagt Hausmann. Das Problem sei, dass die Situation in den Unternehmen sehr unterschiedlich sei. Da gibt es Autozulieferer, die wegen der schweren Absatzkrise vor dem Aus stehen. Andererseits gilt der Tarifvertrag auch für Pharmariesen, wie Bayer, und für Konzerne wie BASF oder Henkel, die trotz Krise noch hohe Gewinne einfahren.

Die IG BCE will deshalb einen differenzierten Weg gehen, Abweichungen nach oben» müssten möglich sein in den Betrieben, denen es gut geht. Mehr Geld aber sollen alle bekommen. Die Gewerkschaft verweist auch darauf, dass 2009 bereits in fast 350 Betrieben Öffnungsklauseln angewendet worden seien. Im Jahr davor war das nur nur in 140 Unternehmen der Fall. Mehr als 130.000 Beschäftigte hätten damit im vorigen Jahr schon Verzicht geübt - etwa bei Jahresleistung oder Arbeitszeitregelungen. Die Laufzeit des neuen Tarifvertrags soll nach Meinung der IG BCE wegen der konjunkturellen Unsicherheiten höchstens zwölf Monate betragen - lieber noch weniger. Dann will man neu verhandeln. Die Verträge in den elf Tarifregionen laufen zwischen Ende März und Ende Mai aus.