Zwei mittelständische Chemiedistributeure gehen ihren Weg abseits vom Massengeschäft
A. + E. Fischer-Chemie und Theo Seulberger-Chemie gewinnen durch gemeinsame Stärken
A. + E. Fischer-Chemie und Theo Seulberger-Chemie gehören schon seit den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts zusammen und haben sich in den Bereichen der Produkte, Kunden und der Lieferanten immer wieder ergänzt. Gesellschaftsrechtlich befinden sich beide Unternehmen immer noch vollständig in Familienbesitz und dies soll auch weiterhin erhalten bleiben. Dr. Birgit Megges wollte wissen, wie es mit der Weiterentwicklung der beiden Chemiedistributeure aussieht. Ihre Fragen beantworteten Manuel Fischer-Bothof (im Foto links) und Nikolaus Fischer-Bothof (im Foto rechts), beide Geschäftsführer der A. + E. Fischer-Chemie/Theo Seulberger-Chemie und Werner Milej (im Foto in der Mitte), Ein- und Verkaufsleiter, Theo Seulberger-Chemie.
CHEManager: Herr Fischer-Bothof, mit Ihren beiden Unternehmen agieren Sie von unterschiedlichen Standorten aus. In welcher Weise sind die Standorte miteinander verknüpft?
N. Fischer-Bothof: Im Bereich der Lösemittel übernimmt Theo Seulberger-Chemie in Karlsruhe die Umfüllung für A. + E. Fischer-Chemie in Wiesbaden. Fischer ersparte sich damals dadurch erhebliche Investitionskosten für die Umfüllung von brennbaren Stoffen. Das gleiche Brückensystem im Fuhrpark erlaubt es, die Fahrzeuge flexibel gemäß den Kundenwünschen im gesamten Verkaufsgebiet Deutschlands und den angrenzenden europäischen Nachbarn einzusetzen. Bei den Fahrzeugen handelt es sich um insgesamt 15 LKW für Stückgut und Flüssigprodukte im Aufsetztank.
Ein gemeinsames elektronisches Berichtswesen beziehungsweise eine gemeinsam genutzte Warenwirtschaft garantieren den umgehenden Informationsaustauch über Kunden, Lieferanten und Dienstleister und sorgt somit unter anderem dafür, dass eine flächendenkende Versorgung des gewerblichen Endverbrauchers mit chemischen Produkten garantiert ist.
Im Bereich der Speziallabfüllungen nutzen beide Firmen die halbautomatische Abfüllanlage in Wiesbaden für Flüssigprodukte, die unter HACCP-Bedingungen abgefüllt und gelagert werden müssen.
Sind in der näheren Zukunft Investitionen in Wiesbaden oder Karlsruhe geplant?
M. Fischer-Bothof: Nach der Vergrößerung des Silica-Verkaufsgebiets mussten die Lagerkapazitäten in Karlsruhe erweitert werden. Diese zusätzliche Feststoffhalle konnte im letzten Jahr fertig gestellt werden. Derzeit wird in Wiesbaden eine neue Feststoffhalle zur Lagerung von chemischen Produkten für die Lebensmittel-, Kosmetik und pharmazeutische Industrie geplant.
Im Flüssigbereich werden sowohl in Karlsruhe als auch Wiesbaden mehrere Tanks, sowohl im organischen als auch im anorganischen Bereich, erneuert beziehungsweise deren Kapazität vergrößert.
Ist die Vergrößerung Ihrer national und international Verkaufsgebiete geplant?
W. Milej: Frachtintensive Produkte werden in der Bundesrepublik weiterhin von den beiden Firmen dort vertrieben, wo sich solche Geschäfte auch lohnen. Mit den Spezialprodukten ist die Firmengruppe sowieso schon bundesweit aktiv. Was das internationale Geschäft betrifft, so ist geplant, die Kontakte zum deutschen Anlagenbau weiter auszubauen und das Geschäftsmodell des „Huckepackprinzips“ nicht nur im europäischen Ausland zu vergrößern. Hier sei zum Beispiel das Irangeschäft genannt.
Welche Rolle spielt für Ihre Unternehmen die Zugehörigkeit zur Penta-Gruppe?
N. Fischer-Bothof: Penta ist und bleibt auch in Zukunft ein Bestandteil der Unternehmenspolitik beider Firmen. So bietet Penta als Bezugsquelle von chemischen Produkten aus Deutschland, Europa und Fernost eine stabile Versorgung für unsere Unternehmen dar. Penta stellt darüber hinaus im Rahmen des sogenannten „Single Sourcing“ als Hub eine Verbindung von den Pentisten – darunter Fischer und Seulberger – zu europäischen Konzernen im Einkauf von chemischen Produkten her, die ihre Anzahl an Lieferanten verkleinern wollen.
Wie wird sich der Markt für mittelständische Chemiedistributeure Ihrer Meinung nach in den nächsten Jahren verändern?
M. Fischer-Bothof: Die weiter zunehmende und teilweise unsinnige Regulierung in der Distribution von chemischen Produkten wird weiterhin für jeden Distributeur – welcher Größe auch immer – eine Herausforderung bleiben. Nichtdestotrotz und dies hat die Vergangenheit immer wieder gezeigt, wird derjenige weiterhin erfolgreich sein, der flexibel auf neue Herausforderungen reagiert und gerade in personeller Hinsicht auf ein motiviertes Team in seinem Unternehmen bauen kann. Dies ist wiederum ein unschlagbarer Vorteil von jedem mittelständischen Unternehmen.
Was die Kundenseite betrifft, so werden die mittelständisch geprägten Unternehmen weiterhin dann erfolgreich sein, wenn sie sich unter anderem auf solche Kunden und Marktnischen konzentrieren, die von den großen Unternehmen links liegen gelassen werden, weil diese nicht in die standardisierten Abläufe von Konzernen passen.
Auch die Digitalisierung Stichpunkt 4.0 wird in der Chemiedistribution Einzug halten. Als Vorreiter sei hier nur die Tanktelemetrie genannt. Hier ist es wichtig, dass die mittelständische Chemiedistribution nicht den Anschluss verpasst.
Welchen Einfluss hat die chemische Industrie auf die Entwicklung der Chemiedistribution?
W. Milej: Die chemische Industrie als Lieferant wird weiterhin Bereiche wegen des zunehmenden Kostendrucks an den Handel abgeben. Die Chemiedistribution im Ganzen wird davon profitieren und der mittelständische Distributeur hat dann eine Chance, mit von der Partie zu sein, wenn er sich auf seine Fähigkeiten wie Schnelligkeit und Flexibilität konzentriert. Dabei kommt es darauf an, unabhängig vom allgemeinen Massengeschäft Funktionen für den Produzenten zu übernehmen, die wiederum nicht in die standardisierten Abläufe der Großfirmen in der Distribution passen. A. + E. Fischer-Chemie übernimmt zum Beispiel den weltweiten Versand von Kleinmengen für die Silicas von Evonik Resource Efficieny.