WVIS-Branchenmonitor 2015: Industrieservice mit klarem Wachstumsschub
29.09.2015 -
Der Industrieservice hat seine gute Form vom Vorjahr deutlich verbessern können. Laut „Branchenmonitor 2015“ des WVIS, den der Wirtschaftsverband für Industrieservice jetzt anlässlich seiner Mitgliederversammlung vorgelegt hat, verzeichnete die Branche 2014 in Deutschland, aber auch international einen deutlichen Wachstumsschub. Im WVIS-Branchenmonitor werden jährlich Marktdaten des Industrieservice weltweit erhoben und Wachstumsperspektiven aufgezeigt.
Speziell in Deutschland und Europa präsentieren sich die industriellen Dienstleister in Bestform. Dem aktuellen WVIS-Branchenmonitor zufolge kam Deutschland 2014 bei der Umsatzentwicklung auf ein Plus von knapp 10% – nach 2% im Jahr 2013. Europa legte gar um rund 11 (2013: 2,3%) zu. Der Weltmarkt verbuchte einen Umsatzanstieg um 7,5 (2013: 3,8%). Im Schnitt konnten die Industrieserviceanbieter 2014 ihre Umsätze um 9,8% verbessern. Dabei machten vor allem kleine und mittlere Industriedienstleister deutlich Boden gut – nicht zuletzt aufgrund ihrer Spezialisierung. „Besonders kleine und mittlere Unternehmen sind optimistisch, mit ihren Dienstleistungen zusätzlich in Branchen vorzudringen, die heute noch einen geringen Servicegrad aufweisen“, erklärt WVIS-Geschäftsführer Dr. Reinhard Maaß.
Positiv ist die Stimmung der Industrieserviceunternehmen im Hinblick auch auf künftige Wachstumschancen in Deutschland. Diese liegen laut aktuellem WVIS-Branchenmonitor langfristig bei 9%. Im Vorjahr waren es lediglich 5,4% gewesen. Damit rangiert Deutschland unter den Wachstumsmärkten an dritter Stelle – nach den USA und China, für die mit 15 beziehungsweise 14% das größte Potenzial gesehen wird. Die Wachstumsprognosen für Russland sind dagegen zurückgegangen. Nach 5% im Jahr 2013 sind es nun nur noch 3%.
Klassische Instandhaltung dominiert die Nachfrage
Die industriellen Dienstleistungen werden weiterhin zu einem hohen Anteil in der Prozessindustrie erbracht. Dabei bleibt die Chemische Industrie die wichtigste Klientel für den Industrieservice. 2014 steuerte diese Branche im Schnitt 39% zum Gesamtumsatz der Anbieter von Industriedienstleistungen bei. Durchschnittlich 34% entfielen auf das Segment Kraftwerke, Energie- und Umwelttechnik, gefolgt vom Automobil- und Fahrzeugbau mit 30%. Bei den nachgefragten Dienstleistungen dominierte die klassische Instandhaltung, sprich: Wartung, Instandsetzung und Inspektion. Dieser Bereich machte 2014 durchschnittlich 13,5% des Gesamtumsatzes der industriellen Dienstleister aus. Das Segment „Montage/Installation“ kam im Schnitt auf 11%, „Technische Reinigung/Isolierung/Gerüstbau“ auf 9,5%. Dies spiegelt auch die Umsatzverteilung im Industrieservicemarkt wider. Danach erreichten Instandhaltung sowie Technische Reinigung/Isolierung/Gerüstbau jeweils einen Anteil von 24%. Auf Montage/Installation entfielen 14%, auf Engineering 11%.
Automobilindustrie und Maschinenbau haben noch Potenzial
Als künftige Wachstumstreiber gelten in erster Linie Instandhaltung, Engineering sowie Montage/Installation. Bezogen auf die Branchen wird sowohl für die Automobilindustrie als auch für den Maschinenbau noch Potenzial gesehen, was den Einsatz professioneller Industriedienstleister anbelangt. Zugleich bleiben Anlagen- und Arbeitssicherheit in Großanlagen und der schwierig zu deckende Bedarf an qualifizierten Mitarbeitern die Top-Themen im Industrieservice. Die Personalgestellung nimmt weiter zu, und der Fachkräftemangel wird auf Sicht eine verstärkte Zusammenarbeit der industriellen Dienstleister erfordern, beispielsweise bei Großprojekten wie Turnarounds und Revisionen. Betont Maaß: „Neben hoch qualifizierten und motivierten Mitarbeitern setzen Industrieserviceunternehmen trotz oder gerade wegen ihrer Spezialisierung auf den Trend, auch fachübergreifende Dienstleistungen anzubieten.“
Ein Stück weit getrübt wird die gute Stimmung im Industrieservice allerdings durch die nachteiligen Auswirkungen des vermehrten Ausbaus der erneuerbaren Energien. Die für die Stromversorgung in Deutschland dringend notwendigen thermischen Kraftwerke sind kaum noch wirtschaftlich betreibbar. Dies hinterlässt auch Spuren im Instandhaltungsbudget. So haben zahlreiche Anlagenbetreiber von vorbeugender Instandhaltung auf eine risikobasierte Strategie umgestellt. Dies führte in einer der wichtigsten Kundenbranchen des Industrieservice dazu, dass sich das Gesamtbudget mehr als halbierte. WVIS-Geschäftsführer Maaß stellt fest: „Welche Folgen eine risikobasierte Instandhaltung, gepaart mit einer vermehrten flexiblen Fahrweise, auf die Zuverlässigkeit des Kraftwerkparks hat, wird die Zukunft erst noch zeigen. Auch nimmt der Marktdruck in der Chemie und Petrochemie ständig zu. Dies kann dazu führen, das die erwarteten positiven Wachstumsraten nicht gehalten werden können.“
Industrie der Zukunft weckt Erwartungen
Hoffnung machen dagegen das Trendthema Industrie 4.0 sowie das „Internet der Dinge“. Für den Industrieservice ergeben sich in diesem Zusammenhang neue Dienstleistungen rund um die gesamte Wertschöpfungskette der Industrie, zugleich werden Know-how-trächtige Dienstleistungen immer wichtiger. So zieht die Automatisierung einhergehend mit Digitalisierung und Big Data auch in der Prozessindustrie die Flexibilisierung der Wertschöpfungsketten nach sich. Dies kann Effizienzsteigerungen in der Industrie 4.0 bedeuten, etwa durch vorbeugende Instandhaltung. Gleichzeitig führen Vernetzung und Flexibilisierung der Wertschöpfungsketten zur Fragmentierung der Prozesse und unterstützen so den Trend zur Einbindung von Industrieservice in Kernprozesse. „Doch auch Leistungen, die nicht zum Kerngeschäft des Kunden zählen, eröffnen weiterhin Chancen für den Industrieservice“, ist Maaß überzeugt. „Insbesondere dann, wenn hierbei kundenspezifische Lösungen entwickelt werden.“
Eine Gelegenheit, sich über die Wachstumschancen mit neuen Dienstleistungen in der Industrie 4.0 zu informieren, bietet die neue Leitmesse INservFM vom 23. bis 25. Februar 2016 in Frankfurt am Main stattfindet. Der WVIS unterstützt die Messe mit angeschlossenem Fachkongress als Kooperationspartner.