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WeylChem richtet sich auf Wachstum aus

Interview mit Dr. Frank Wegener, Präsident der WeylChem-Gruppe

09.02.2016 -

WeylChem blickt auf eine kurze, aber bewegte Geschichte zurück. Die Wurzeln reichen zurück in das Jahr 2005 als die International Chemical Investors Group (ICIG) einige Unternehmensteile von Rütgers erwarb. 2013 hat ICIG mit dem Erwerb der AllessaChemie und des Detergents & Intermediates-Geschäfts von Clariant weitere ehemalige Hoechst-Aktivitäten unter dem WeylChem-Dach wiedervereint. Nach Phasen der Umstrukturierung richtet sich die Gruppe, deren Fokus auf der Herstellung von Spezialchemikalien sowie Synthesedienstleistungen für die Agrochemie-, Kunststoff- und Kosmetikindustrie liegt, nun auf künftiges Wachstum aus. Dr. Michael Reubold sprach darüber mit Dr. Frank Wegener, der das Geschäft von WeylChem innerhalb der ICIG seit Anfang 2015 als Vorsitzender der Geschäftsführung verantwortet.

CHEManager: Herr Dr. Wegener, innerhalb der letzten zwei Jahre hat sich das Geschäftsvolumen der ICIG verdoppelt. Können Sie diese Entwicklung kurz Revue passieren lassen?

Dr. F. Wegener: ICIG ist im Vergleich mit vielen anderen Chemikalienproduzenten noch ein sehr junges Unternehmen. Wir haben im vergangenen Jahr erst das 10-jährige Bestehen gefeiert. Dennoch erzielt das Unternehmen inzwischen einen Gesamtumsatz von über 2 Mrd. EUR und beschäftigt rund 6.000 Mitarbeiter. Die letzte und auch größte Akquisition, die ICIG realisiert hat, war die Übernahme der Chlorvinyl-Aktivitäten von Inovyn im August 2015. Dieser Aktivitäten haben wir in eine neue Plattform namens Vynova eingebracht, die unsere bisherigen Plattformen WeylChem und CordenPharma ergänzt.

Wird ICIG weiter so rasant wachsen?

Dr. F. Wegener: Ich denke, das Ende ist noch nicht gekommen. Da wird noch einiges auf uns warten. Große Produzenten wollen sich von non-Core Assets trennen, an denen wir häufig Interesse haben. Das Wachstum durch Akquisitionen kann man jedoch nicht planen. Aber es ist vorauszusehen, dass dieser Trend unter den großen Chemiekonzernen, ihr Portfolio umzubauen und zu fokussieren, anhalten wird.

Es ist aber kein Wachstum um jeden Preis, sondern es steckt eine Strategie dahinter…

Dr. F. Wegener: Das ist richtig. Es gibt immer wieder Gelegenheiten und derzeit auch attraktive Finanzierungskonditionen. Aber - und damit komme ich jetzt zur WeylChem – wir haben nicht nur bei ICIG, sondern auch bei WeylChem das Geschäftsvolumen innerhalb der letzten beiden Jahre in etwa verdoppelt und eine Größe erreicht, mit der wir bei aktuell und im Falle weiterer Zukäufe Synergien nutzen können. Das gilt insbesondere im Bereich exklusive Kundensynthese, aber inzwischen auch bei unseren Linienprodukten, das sind chemische Produkte, die nicht nur für einen Kunden hergestellt werden. Unsere Kunden schätzen an uns die Technologien, die wir akkumuliert haben, und die Synergien, die zwischen unseren Gesellschaften ausgetauscht werden können. Wenn eine Technologie an einem Standort nicht zur Verfügung steht, können wir die in aller Regel von einem anderen Standort zur Verfügung stellen.

Welche Standorte gehören inzwischen zur WeylChem-Gruppe?

Dr. F. Wegener: Wir haben eine Akkumulation im Rhein-Main-Gebiet mit etwa 1.200 Mitarbeitern. Einige dieser Standorte haben ein Erbe, das Hoechst heißt. Wir besitzen einige Produktionen am Standort Frankfurt-Höchst selbst, außerdem eine recht große Produktion am Standort Frankfurt-Griesheim. Und wir haben seit der Akquisition der Allessa 2013 eine Produktion am Standort Frankfurt-Fechenheim. Zudem sind wir durch die Akquisition des Detergents & Intermediates-Geschäfts der Clariant im Industriepark Kalle-Albert in Wiesbaden. Auch das ist ein ehemaliger Hoechst-Standort. Und gerade zwischen diesen Standorten findet ein erheblicher Austausch an Synergien und Technologien statt.

Die letzten Jahre waren bei WeylChem aber nicht nur von Wachstum geprägt, sondern auch von Umstrukturierung, Integration und Verschlankung.

Dr. F. Wegener: Ja, nach den letzten beiden Akquisitionen im Rhein-Main-Gebiet – die der Allessa in Fechenheim und der D&I-Aktivitäten am Standort Wiesbaden - mussten wir uns personalmäßig verschlanken. Das war leider notwendig, um die Standorte wettbewerbsfähig zu halten. Wir sind nunmehr dabei, weitere Potentiale aufzudecken, die es uns ermöglichen, nachhaltig wettbewerbsfähig zu bleiben.

Und dazu kommen Standorte in Frankreich, Italien und USA?

Dr. F. Wegener: Ja, wir haben zwei Standorte in Frankreich. WeylChem Lamotte, der letzte dazugekommene Standort, ist ein ehemaliges Clariant-Werk in Trosly-Breuil, nordöstlich von  Paris, mit knapp 500 Mitarbeitern, das als Industriepark betrieben wird. Dort sind nicht nur wir, sondern weitere Firmen wie Archroma oder Merck. Daneben betreiben wir einen Standort in Thann im Elsass.

In Italien besitzen wir 2 Standorte: einen in Pieve Vergonte  in der Nähe des Lago Maggiore einen in Trissino in der Nähe von Venedig. Daneben befinden sich zwei weitere Gesellschaften in den USA, eine in Elgin, South Carolina, und eine weitere in Harrison, Ohio.

Ihre Strategie umfasst nicht nur Wachstum durch Zukäufe, sondern auch organisches Wachstum. Wie sieht das aus?

Dr. F. Wegener: Wir investieren in unsere Standorte und Mitarbeiter. Was die Standorte betrifft, haben wir momentan eine ganze Menge an Investitionen in der Pipeline. Der Bau einer neuen Anlage für biobasiertes Polyol in Fechenheim ist bereits fertiggestellt. Basierend auf einer von DuPont lizensierten Technologie erweitert die Anlage unser Portfolio an Line Products um Polypropandiol - PO3G.

Die Investitionen in eine zukunftssichere Energieversorgung des Industrieparks Griesheim durch den Bau einer modernen Anlage zur Erzeugung von Dampf mit variablem Brennstoffeinsatz laufen gerade an. Dieses neue Kraftwerk ist absolut notwendig, um den Standort zu sichern und wettbewerbsfähig zu machen. Am Standort Lamotte wurde die Kapazität der Glyoxalproduktion durch eine neue Anlage erweitert. In Thann haben wir gerade mehr als 50 Mio. EUR in die Produktion investiert, um insbesondere die Chloralkali-Elektrolyse vom Quecksilber-Amalgam- auf das moderne Membran-Verfahren umzustellen und daneben noch eine Brom-Wiedergewinnung zu ergänzen. Brom ist bei der Chloralkali-Elektrolyse ein Abfallprodukt, für unsere Produktion allerdings sehr wertvoll. Auch hier sehen Sie also einen Synergieeffekt.

Und im Bereich Exklusivsynthese liegt es in der Natur des Geschäftsmodells, dass wir weiter signifikante Beträge investieren. Denn wenn wir mit Kunden ein neues Projekt beschließen, dann ist das in aller Regel mit einer Investition verbunden. Darüber hinaus investieren wir in Anlagentechnologie, um auch was die Infrastruktur und unterstützendes Equipment anbelangt, in der Lage zu sein, wettbewerbsfähig zu produzieren. Das zielgerichtete Investieren, sowohl in Linienprodukte als auch in Exklusivsynthese, wird weitergehen.

Organisches Wachstum wird aber auch durch die Stärkung unserer Vertriebsaktivitäten vorangetrieben. Gerade im Bereich Exklusivsynthese müssen unsere Mitarbeiter sowohl technisch als auch kommerziell hochqualifiziert sein, um kompetente Ansprechpartner für unsere Kunden zu sein. Wir sind dabei, uns qualitativ und quantitativ für die Zukunft zu rüsten, d.h. wir werden unser Team verstärken und die Kompetenzen der Mitarbeiter an die gestiegenen Ansprüche unserer Kunden anpassen.

Das Exklusivsynthese-Geschäft ist anspruchsvoll und der Markt umkämpft. Wie sehen Sie WeylChem da aufgestellt?

Dr. F. Wegener: Auf dem Gebiet der Exklusivsynthese bzw. Custom Manufacturing bedienen wir mit unseren non-GMP-Anlagen insbesondere die Bereiche Pharmazeutika und Pflanzenschutzmittel, aber auch andere Segmente wie z.B. Personal Care, Kunststoff oder Katalysatoren. Etwa 30% unseres Gesamtgeschäfts entfallen auf Pflanzenschutzmittel und in dieser Branche sind wir als einer der Marktführer in der exklusive Kundensynthese etabliert. Wir haben ein breites Portfolio an Technologien; bei einigen sind wir sogar der einzige verbliebene Anbieter in Europa. Unsere Kunden schätzen an uns, dass wir in der Lage sind, die Synthese ihres Produkts von der ersten Idee des Moleküls bis zur großtechnischen Realisierung darstellen können. Wir sind in der Regel von der Markteinführung an dabei.

Das Positive am Pflanzenschutzbereich ist, dass es ein Grundwachstum gibt, da der dahinterstehende Megatrend, d.h. die wachsende Weltbevölkerung und eine nicht vermehrbare Anbaufläche, nach wie vor intakt ist und es in aller Regel ein Nachfolgeprodukt gibt, wenn ein Wirkstoff vom Markt genommen wird. Allerdings zeigt der Markt für Pflanzenschutzmittel derzeit nicht die Wachstumsraten wie in den letzten Jahren. Das ist aber aus unserer Sicht eine vorübergehende Erscheinung, die sich wieder normalisieren wird. Eine weitere Herausforderung im Pflanzenschutzmittelsegment ist die fortschreitende Marktkonsolidierung. Die Fusion von Dow und DuPont ist der nächste Schritt und es wird ein weiterer Spieler am Markt verschwinden. Waren es zuvor sieben Spieler, die zusammen einen Marktanteil von 80% hatten, werden es künftig nur noch sechs Spieler mit einem Marktanteil von 80% sein. Und auch die Zukunft von Syngenta ist ja noch nicht geklärt. Das müssen wir akzeptieren und uns darauf einstellen.

ICIG hat gerade im Pharmabereich ehrgeizige Ziele. Werden Sie davon profitieren?

Dr. F. Wegener: Es ist richtig, dass die Wachstumspläne für unsere Plattform CordenPharma ehrgeizig sind. Das ist aber im Falle von Akquisitionen opportunitätsgetrieben und nicht planbar. Das Gleiche gilt auch für WeylChem. Wir haben uns in den letzten beiden Jahren dem Ziel verschrieben, uns so aufzustellen, dass wir dieses Wachstum sowohl organisch als auch durch Akquisitionen  begleiten können. Wenn es um die Kunden aus der pharmazeutischen Industrie geht, tauschen wir uns mit CordenPharma aus. WeylChem ist in der Regel der Ansprechpartner der Wahl, wenn es um non-GMP-Produkte geht, d.h. frühe Stufen eines Wirkstoffs. Corden Pharma konzentriert sich auf die GMP-Produktion.

Wenn sich Gelegenheiten ergeben, wird also auch WeylChem weiter durch Zukäufe wachsen. Es gibt momentan einige Möglichkeiten, die wir uns anschauen, aber dazu können wir verständlicherweise nichts sagen.

Sie haben bereits über Wettbewerbsfähigkeit gesprochen. Wie sieht das konkret bei der Exklusivsynthese aus, einem Bereich, der auch von asiatischen Konkurrenten angeboten wird?

Dr. F. Wegener: Wir haben momentan sehr viele Anfragen, die allerdings mit einem bestimmten Vorlauf behaftet sind, gerade was Neuprodukte anbelangt. Im Exklusivsynthesegeschäft sind Vertrauen, Zuverlässigkeit, Qualität und auch Umweltschutz Kernelemente.

Ein Hersteller eines neuen patentgeschützten Produkts möchte nicht, dass seine Intellectual Property in Hände gelangt, denen er nicht vertraut. Dieser Mangel an Vertrauen ist im asiatischen Bereich nach wie vor da, auch wenn dieses Problem nicht mehr so evident ist wie es früher einmal war. Auch das Thema Lieferzuverlässigkeit spielt eine große Rolle und verhilft uns noch zu einem Vorteil gegenüber Wettbewerbern aus Asien. Bei der Qualität hingegen haben Anbieter aus westlichen Ländern gegenüber Asiaten längst keinen Vorsprung mehr. Aber die weiter steigenden Anforderungen unserer Kunden in Bezug auf den Umweltschutz sind von asiatischen Produzenten nicht immer darstellbar.

Bei der Frage des Wettbewerbs durch asiatische Produzenten können wir also gut mithalten und uns diesen Problemen erwehren. Und wenn es um ein neues patentgeschütztes Produkt geht, spielt der Preis auch eine geringere Rolle als es der Fall sein wird, wenn das Produkt generisch wird. Das ist die Erfahrung, die wir gemacht haben.

Im Vergleich mit anderen europäischen Produzenten sind wir bei den Technologien, die wir den Kunden bieten können, sehr breit aufgestellt.

Um unsere Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten und weiter auszubauen, betrachten wir unsere Wertschöpfungsketten in aus  allen möglichen Raumrichtungen. Auch das schätzen die Kunden an uns. Wir stellen beispielsweise einen Wirkstoff für ein wichtiges Fungizid her, der Teil einer Wertschöpfungskette ist. Und nur durch die Nutzung der gesamten Wertschöpfungskette ist es uns möglich, dem Kunden das Produkt zu einem wettbewerbsfähigen Preis zur Verfügung zu stellen - gegen chinesische und indische Wettbewerber.

Was sind die nächsten Pläne für WeylChem?

Dr. F. Wegener: Wie bereits angedeutet sind wir nach einer Phase, in der die Erzielung von Synergien innerhalb der Gruppe im Fokus stand, nun dabei, unseren Marktauftritt zu erneuern. Seit dem 1. September 2015 haben wir eine neue Organisation, die die Kundensegmente sehr viel stärker in den Vordergrund stellt. Nun werden wir unseren Außenauftritt noch stärker auf die Marke WeylChem, die vorhandenen Synergien und Technologien sowie unsere qualifizierten Mitarbeiter abstellen. Das wird ein sichtbarer Aspekt unserer Strategie 2020 sein, die wir in den letzten Monaten mit unseren Mitarbeitern erarbeitet haben.

Wir sind absolut zuversichtlich, dass wir unsere Profitabilitäts- und Wachstumsziele erreichen können. Ich bitte um Verständnis, dass ich keine Details nennen kann, da wir diese Unternehmenskennzahlen nicht publizieren. Aber sie sind anspruchsvoll, so viel kann ich Ihnen verraten.

ICIG

Die International Chemical Investors Group (ICIG) ist eine Industrieholding, die seit ihrer Gründung im Jahr 2005 mehr als zwei Dutzend Geschäfte oder Betriebe von Unternehmen der chemischen oder pharmazeutischen Industrie erworben hat. Zuletzt übernahm die ICIG im August 2015 die Chlorvinyl-Aktivitäten von Inovyn. Das Geschäft mit einem Umsatz von über 850 Mio. EUR bildet nun unter dem Namen Vynova die dritte Plattform innerhalb des ICIG-Portfolios. Die beiden anderen Plattformen sind das Feinchemie- und Auftragssynthese-Geschäft der WeylChem (rund 670 Mio. EUR Umsatz) und die Pharmadivision CordenPharma (rund 330 Mio. EUR Umsatz). Diese Plattformen werden von der ICIG Enterprises mit den Sparten CarboTech, Enka und Rütgers Organics (ca. 110 Mio. EUR Umsatz) ergänzt. Insgesamt umfasst das ICIG-Portfolio Geschäfte mit rund 2 Mrd. EUR

 

Kontakt

WeylChem International GmbH

Alt Fechenheim 34
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