Strategie & Management

Wasser sparen mit modernen Verfahren

Niederdruckoxidation macht aus hochbelastetem Abwasser Brauchwasser für die Produktion

08.09.2010 -

Temperaturen von über 40°C sind in der Negev-Wüste keine Seltenheit. In dieser trockenen Hitze fällt manchmal sogar das Atmen schwer. Besonders für einen Rheinländer wie Henner Schlieper. Dass der Ingenieur trotzdem von Zeit zu Zeit in diesen unwirtlichen Teil Israels fährt, hat damit zu tun, dass dort der Industriepark Ramat Hovav liegt. Zu den 22 dort ansässigen Firmen gehört auch Makhteshim Chemical Works (MCW), der bedeutendste israelische Hersteller von Pflanzenschutzmitteln.

Das Unternehmen hat bei Bayer Technology Services (BTS) eine Anlage bestellt, die stark verunreinigtes Abwasser aus der Produktion vorreinigen soll, bevor es in die biologische Kläranlage fließt. Schlieper betreut nicht nur den Bau der Anlage. Als Leiter des Bereichs Infrastructure Engineering von BTS hat er auch maßgeblich an deren Planung mitgewirkt. Die MCW-Anlage wird nach dem Loprox-Verfahren arbeiten. Der Produktname steht für „Low Pressure Oxidation" - Niederdruckoxidation. Dabei wird belastetes Abwasser in einen Reaktor gepumpt, in dem Temperaturen von rd. 220°C und Drücke von bis zu 30 bar herrschen. Doch das allein reicht nicht aus, um die Schadstoffe zu knacken. Erst der Zusatz von Sauerstoff, einem Katalysator sowie einer starken Säure macht aus den für Bakterien schwer verdaulichen Substanzen leicht bekömmliches Futter. Damit der Stahlreaktor, der auf dem Gelände des Industrieparks einmal 24 m hoch in den Wüstenhimmel ragen wird, diesen drastischen Bedingungen widerstehen kann, hat ihn BTS innen mit säurebeständigem Titan plattieren lassen.
Neu ist das Loprox-Verfahren nicht, eine Anlage läuft bereits seit fast 25 Jahren. Jüngere Anlagen reinigen u.a. Abwässer aus der Pharmaproduktion in La Felguera (Spanien) oder solche aus einer Farbstoffherstellung in Cilegon (Indonesien). Allein am Bayer-Standort Leverkusen arbeiten drei Loprox-Reaktoren. Dass Loprox dennoch immer noch Neues bietet, liegt an den stetigen Verbesserungen: „Wir entwickeln das Verfahren ständig weiter und passen es auf die speziellen Bedürfnisse unserer Kunden an", sagt Schlieper. Besonders bei hohen Schadstoffkonzentrationen bietet es im Vergleich mit anderen Verfahren einen großen Kosten-Nutzen-Vorteil.
Anfang 2010 hat der neue Reaktor seinen Betrieb aufgenommen. Pro Stunde können nun bis zu 75 m3 Abwasser vorgereinigt werden. Ein guter Zeitpunkt, denn ab diesem Jahr greifen in Israel strengere Abwassergrenzwerte. „Dank Loprox kann MCW diese Auflagen nicht nur erreichen, sondern sogar unterschreiten", sagt Schlieper. Das vorgereinigte Wasser werde eine Güte haben, die einen sicheren und stabilen Betrieb der nachfolgenden Reinigungsstufe gewährleistet.
Für BTS ist die Anlage aber nicht nur in dieser Hinsicht ein Vorzeigeobjekt. Sie ist auch die bisher größte weltweit - und die erste für einen externen Kunden. „Wir zählen zu den Unternehmen, die langjährige Erfahrungen in Sachen Abwasserreinigung mitbringen", so Schlieper. Auf Basis dieser Kenntnisse sei es sogar möglich, Abwässer so zu behandeln, dass sie am Ende Brauchwasserqualität erreichen - und z.B. direkt in die Produktionsprozesse zurückgeführt werden können.
Auch beim Loprox-Verfahren haben die BTS-Ingenieure bereits die nächste Optimierungsphase eingeläutet: „Wir wollen jetzt erreichen, dass die Oxidation in einem neutralen chemischen Milieu erfolgt", sagt Schlieper. Dann könne man auf die starke Säure verzichten. Damit wären auch die strengen Anforderungen an das Reaktormaterial geringer, was die Investitionskosten für die Unternehmen ganz erheblich senken würde. 

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