Wartung und Diagnose von Feldbussen und Industrial Ethernet
Karl-Heinz Richter von Indu-Sol im Interview
Seit 10 Jahren ist Indu-Sol als herstellerneutrales Unternehmen auf dem Gebiet der Bewertung und Qualitätssicherung industrieller Datennetzwerke tätig. Was vor 10 Jahren mit einer 2-Mann-Firma begann, hat sich heute zu einem weltweit agierenden Unternehmen mit 50 Mitarbeitern entwickelt. CHEManager sprach mit Karl-Heinz Richter, Geschäftsführer Marketing & Vertrieb von Indu-Sol, über heutige und zukünftige Aufgaben des Unternehmens. Das Interview führte Dr. Volker Oestreich.
CHEManager: Was waren die Ziele bei der Gründung von Indu-Sol vor 10 Jahren?
Karl-Heinz Richter: Gemeinsam mit meinem Geschäftspartner René Heidl hatten wir schon vor der Unternehmungsgründung die Möglichkeit, uns mit der Feldbustechnik zu beschäftigen. Modulausfälle wurden damals sehr schnell einer mangelnden Herstellerqualität zugeordnet. Dass die Ursachen größtenteils in der Nachlässigkeit in der Installation oder Unwissenheit über Richtlinien und Empfehlungen lagen, war zur damaligen Zeit schwer zu vermitteln. Der Grundgedanke war „plug and play" und alles sollte funktionieren.
Da sich beim damaligen Arbeitgeber Ausfälle und Reklamationen häuften, musste ein messtechnischer Nachweis der Ursachen im Feld gefunden werden. Durch diese Tätigkeit reifte die Geschäftsidee, sich als Messgeräteverkäufer selbstständig zu machen. Sehr schnell wurde jedoch klar, dass man nur dann in Messequipment investierte, wenn Ausfallszenarien eingetreten und mit schmerzhaften Folgen verbunden waren. Um es kurz zu sagen:
Die erste Idee des alleinigen Messgerätevertriebes hat leider nicht funktioniert. Aber in unseren vielen Gesprächen deutete sich an, dass Indu-Sol als Dienstleister, also der Mann für alle Fälle, zu einem wichtigen Geschäftspartner werden könnte. Daraus resultierend entstand, neben dem Vertrieb der Diagnosetools, der Bereich Troubleshooting, der noch heute die Kernkompetenz darstellt.
Wie genau sah damals zur Firmengründung die Feldbuslandschaft aus?
Karl-Heinz Richter: Zunächst gab es ein Kopf-an-Kopf Rennen zwischen Profibus und Interbus. Festzustellen war jedoch, dass ein Troubleshooting -Bedarf sich überwiegend bei Profibus entwickelte und wir uns somit auf Profibus konzentrierten. Die Ausrichtung lag damit fest, aber mit Weitblick haben wir im Laufe der Zeit auch unsere Dienstleistungen auf Interbus, ASi und CAN erweitert. Grundsätzlich galt aber der Fakt, dass Indu-Sol als Dienstleister oder Messgerätelieferant nur dann gefragt war, wenn plötzliche oder sporadische Busstörungen zu kostenintensiven Produktausfällen geführt haben. Von Abnahmemessung oder Prophylaxe wollte zur damaligen Zeit niemand etwas wissen.
Was sind aus Ihrer Sicht die Gründe für die immer noch geringe Akzeptanz von Feldbussen in der Prozessindustrie?
Karl-Heinz Richter: Tatsächlich stehen wir in der Prozessautomation immer noch am Anfang der Feldbustechnik. Das hat bestimmt etwas mit der langen Laufzeit der Anlagen und der damit verbundenen, eher konservativen Haltung in der Instrumentierung zu tun. Aber ein Wandel steht bevor. Der Generationswechsel der Automatisierungsgeräte und Systeme wird vorangetrieben. Unabhängig vom Leittechniklieferanten, egal ob Siemens, ABB oder andere, ist festzustellen, dass bei Neuprojekten oder Retrofit die Feldbustechnik in der Prozessindustrie Einzug hält. Mit dem Ziel der Prozessoptimierung bieten Feldbussysteme im Sinne der Steuerung, Regelung und Visualisierung Vorteile, auf welche die Prozessautomatisierer nicht mehr verzichten können. Sicherlich ist ein Wandel im Bereich Wartung und Instandhaltung zu erwarten, dennoch wird man sehr schnell die Vorzüge der Diagnosemöglichkeiten zu schätzen und zu „lieben" wissen.
Ihre Empfehlung für die Prozessautomatisierer?
Karl-Heinz Richter: Die Grundangst etwas Bewährtes wie die „4-20mA Welt" zu verlieren und möglicherweise einen unsicheren Weg mit der Bustechnik zu gehen, können wir aus unseren heutigen Erfahrungen jedem Automatisierer nehmen. Natürlich werden wir dann, das für die Leittechnik bisher übliche Netzwerk-Monitoring auch auf die Prozessebene erweitern und ein entsprechendes Alarmmanagement, im Sinne der Warnung vor dem Ausfall, etablieren. Dies ist aber nichts Neues und schon heute realisierbar. Erste Anwendungsfälle in der Chemieindustrie sowie in der Kraftwerkstechnik können als Referenz genannt werden. Neben der Funktion der Datenkommunikation sollten wir von vornherein mit in Betracht ziehen, dass der Feldbus ein Asset ist, das wegen seiner zentralen Bedeutung sorgsam beobachtet werden muss. Um ein langfristiges, ungestörtes Übertragungsverhalten sicher zu stellen, sollten genaue Abnahmekriterien definiert werden.
Welchen Anteil Ihres Umsatzes erzielen Sie heute in der Prozessautomation und in welchen Branchen sind Sie dort besonders gut vertreten?
Karl-Heinz Richter: Heute sind es etwa 10 % von unserem Umsatz, die wir mit Produkten und Dienstleistungen in der Prozessindustrie erwirtschaften. Natürlich ist der überwiegende Anteil im Bereich des Troubleshooting zu sehen. In jüngster Vergangenheit zahlen sich jedoch unsere Kontakte zu den Planungsbereichen aus. Diese orientieren sich nicht selten an unseren Erfahrungen im Umgang mit der Feldbustechnik und vertrauen auf unsere Systemlösung zur permanenten Netzwerküberwachung im Sinne eines Condition Monitoring. Als Beispiel ist hierfür die chemische Industrie, Öl und Gas sowie der Kraftwerksbereich zu nennen.
Und mit welchen Produkten und Leistungen punkten Sie dabei besonders?
Karl-Heinz Richter: Bei unseren Gesprächen punkten wir am meisten und überwiegend mit unserem Wissen und der Erfahrung. Der Ansatz und die Klarstellung, dass die zuständigen Wartungs- und Instandhaltungsbereiche gleichfalls über ein gutes, fundiertes Grundwissen verfügen sollten, macht Indu-Sol als Wissenslieferant zusätzlich begehrt. Indu-Sol sieht sich zwar als „Chefarzt", möchte aber durch Schulungen und Qualifizierungen viele „Allgemeinmediziner" als Feldbusdoktoren ausbilden. Wir legen großen Wert darauf, dass uns die Instandhalter in den Anlagen vor Ort bei unserer Arbeit, im wahrsten Sinne des Wortes, über die Schulter schauen und von unseren Einsätzen zusätzlich profitieren. Natürlich sehen wir mit unserer INspektorfamilie und der Monitoring Software PROmanage zunehmendem Interesse entgegen.
Was hat sich in den 10 Jahren des Bestehens Ihres Unternehmens in der industriellen Kommunikation gewandelt und wie wird es in den nächsten 10 Jahren weitergehen?
Karl-Heinz Richter: Heute kann man - anders als vor 10 Jahren - offen und mit entgegen gebrachtem Interesse über die Themen Feldbus-Diagnose und Feldbus-Wartung reden. Vorbeugende Maßnahmen zur Stabilität der Bussysteme, die nicht selbstverständlich sind, werden immer gefragter. Dies ist nicht zuletzt auch dadurch begründet, dass das Automatisierungsvolumen sich permanent vergrößert, aber das Instandhaltungspersonal konstant oder eher kleiner wird. Aus diesem Grund werden natürlich automatisierte Überwachungen und Analysemöglichkeiten gezielt nachgefragt.
Ich bin kein Hellseher und kann auch nicht in die Glaskugel schauen, aber ein paar Trends zeichnen sich doch schon deutlich ab:
In der Prozessindustrie wird der Feldbus in den nächsten Jahren deutliche Marktanteile gewinnen. Profibus sowie Ethernet basierte Systeme werden intensiv in die industrielle Kommunikation einziehen und sich durch ihre Möglichkeiten und Funktionalitäten als echten Gewinn für die Prozessautomatisierung auszeichnen. Neben der Busanalyse ergeben sich damit für uns neue technische Herausforderungen. Ein neuer Geschäftsbereich „EMV- in der Feldbusumgebung" wurde bereits etabliert. Dieser ist zurzeit mit der Entwicklung von Mess- und Prüfmöglichkeiten über funktionale Aussagen und Qualität von Potenzialausgleichsystemen, Ableitströmen sowie zum Aufspüren ungeliebter, hochfrequenter Störquellen beschäftigt. Bereits jetzt gibt es hierfür von Errichtern und Anwendern eine spürbare Nachfrage nach Dienstleistungen, welche die von uns geforderte Einhaltung der Maßnahmen nach DIN EN50310 bestätigt.
Was ist der wichtigste Grund für einen Prozessautomatisierer, den Indu-Sol-Stand auf der bevorstehenden SPS/IPC/Drives in Nürnberg zu besuchen?
Karl-Heinz Richter: Weil wir, begründet aus unserer Tätigkeit im Rahmen der Dienstleistungen, mehr zu bieten haben als nur Produkte. Wir suchen gezielt das Gespräch über Themen, die wir erfahren konnten und die unsere Kunden bewegen. Letztendlich sehen wir unseren Erfolg, wenn der Kunde aus dem Einsatz von Feldbus- und der industriellen Ethernet- Kommunikation den Mehrwert für sich erkennt und uns als Partner wahrnimmt.
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