Wacker investiert in weiteres Wachstum
Ausschlaggebend für den Anstieg waren vor allem deutlich höhere Preise. Effekte aus Wechselkursveränderungen durch den stärkeren US-Dollar haben den Umsatz eben-falls positiv beeinflusst. Dagegen haben die gegenüber dem Vorjahr insgesamt etwas niedrigeren Absatzmengen die Umsatzentwicklung gebremst.
Das Konzernergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) ist im Geschäftsjahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 35% gestiegen. Es beläuft sich auf 2,08 Mrd. EUR (2021: 1,54 Mrd. EUR). Das entspricht einer EBITDA-Marge von 25,4% (2021: 24,8%). Neben dem deutlichen Umsatzanstieg haben Einsparungen aus den laufenden Effizienzprogrammen des Konzerns die Ergebnisentwicklung im operativen Geschäft positiv beeinflusst. Dagegen haben stark gestiegene Energie-, Rohstoff- und Logistikkosten die EBITDA-Entwicklung gebremst. Die Mehrkosten lagen im Jahresvergleich bei etwa 1,3 Mrd. EUR.
Das Konzernergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) ist auf Grund der oben beschriebenen Effekte um 48% auf 1,68 Mrd. EUR (2021: 1,13 Mrd. EUR) gewachsen. Das entspricht einer EBIT-Marge von 20,5% (2021: 18,3%). Die Abschreibungen beliefen sich im Geschäftsjahr 2022 auf 402 Mio. EUR (2021: 404 Mio. EUR). Das Jahresergebnis 2022 beträgt 1,28 Mrd. EUR (2021: 828 Mio. EUR).
Bei der Dividende peilt das Unternehmen einen neuen Höchstwert an. Vorstand und Aufsichtsrat schlagen der Hauptversammlung eine Dividende von 12,00 EUR je Aktie vor. Damit schüttet Wacker entsprechend seiner Dividendenpolitik rund 50% des Jahresergebnisses aus. Bezogen auf die am 31. Dezember 2022 dividendenberechtigten Aktien entspricht die Bardividende einer Ausschüttungssumme von 596 Mio. EUR. Bezogen auf den durchschnittlichen Börsenkurs der Wacker-Aktie im Jahr 2022 ergibt sich eine Dividendenrendite von 8,6%.
„Der Krieg in Europa ist eine Zerreißprobe für die gesamte Welt und er hat das globale Räderwerk der Wirtschaft aus dem Gleichgewicht gebracht“, sagte Konzernchef Christian Hartel am Dienstag in München. Wacker habe in dieser unberechenbaren und instabilen Gemengelage das Geschäftsjahr 2022 sehr erfolgreich gestalten können. „Mit 8,2 Milliarden Euro Umsatz und einem EBITDA von mehr als zwei Milliarden Euro war es das mit Abstand erfolgreichste Jahr in der Geschichte.“
Das hohe Wachstum, das Wacker in den vergangenen beiden Jahren operativ vorgelegt hat, werde sich Stand heute in diesem Jahr allerdings so nicht fortsetzen lassen, führte Hartel weiter aus. „Die Dynamik der Weltwirtschaft hat sich deutlich abgeschwächt. Das wirtschaftliche und politische Umfeld weltweit bleibt volatil. Die hohen Preise für Energie, insbesondere in Europa, belasten weiter unser Geschäft.“
In den ersten beiden Monaten des laufenden Jahres ist die Nachfrage in einer Vielzahl von Abnehmerbranchen zurückgegangen. Sowohl der Konzernumsatz als auch das EBITDA liegen unter Vorjahr. Insgesamt rechnet Wacker im 1. Quartal 2023 mit einem Konzernumsatz von rund 1,7 Mrd. EUR (Q1 2022: 2,08 Mrd. EUR). Auch das EBITDA des Konzerns wird im 1. Quartal 2023 zurückgehen und wird zwischen 250 Mio. EUR und 280 Mio. EUR erwartet. Hier machen sich vor allem niedrigere Absatzpreise und rückläufige Mengen bemerkbar.
Für das Gesamtjahr rechnet Wacker mit einem Umsatz in der Bandbreite von 7 Mrd. EUR bis 7,5 Mrd. EUR. Verantwortlich dafür ist eine Kombi-nation von deutlich niedrigeren Absatzpreisen, im Jahresverlauf steigenden Absatzmengen und positiven Produktmixeffekten in den Chemiebereichen. Auf Grund dieser Trends wird das EBITDA des Konzerns 2023 zwischen 1,1 Mrd. EUR und 1,4 Mrd. EUR erwartet. Gebremst wird die EBITDA-Entwicklung zudem durch leicht höhere Energiekosten.
„Auch wenn wir im Moment konjunkturell eher Gegen- als Rückenwind spüren, blicken wir optimistisch in die Zukunft“, so Hartel weiter. Im vergangenen Jahr hat Wacker seinen strategischen Kurs für die kommenden Jahre festgelegt. „Mit unserer Strategie 2030 haben wir ein klares Ziel im Blick: Mehr Tempo beim Wachstum, eine hohe Profitabilität und eine erhöhte Widerstandskraft in Zeiten des permanenten Wandels“, erläuterte Hartel. Ein wesentlicher Baustein, um diese Ziele zu erreichen, seien höhere Investitionen, die sich weltweit auf mehr als 40 verschiedene Projekte verteilen. Im Geschäftsjahr 2023 steigen diese auf rund 650 Millionen Euro. „In den Chemiebereichen fließen die Investitionen vor allem in den Ausbau von Spezialprodukten. Im Bereich der Biotechnologie forcieren wir den weiteren Ausbau unserer Standorte. Im Polysiliciumgeschäft liegt der Fokus auf Halbleiteranwendungen“, kündigte Hartel an.
Investitionen
Im Geschäftsjahr 2022 beliefen sich die Investitionen des Konzerns auf 547 Mio. EUR (2021: 344 Mio. EUR). Das sind 59% mehr als vor einem Jahr.
Wacker hat in den Ausbau seiner Produktionskapazitäten in allen Regionen der Welt investiert. Der größte Anteil floss dabei in die Chemiebereiche. Die Mittel gingen unter anderem in neue Anlagen für Zwischen- und Fertigprodukte für Flüssigsiliconkautschuke in Adrian, USA, und Burghausen sowie in hochtemperaturvernetzende Festsiliconkautschuke in Panagarh, Indien. Außerdem wurden die Kapazitäten in Nünchritz und bei der Tochtergesellschaft SICO Performance Material am Standort Jining, China, ausgebaut. Weitere Mittel flossen in den Bau eines Dispersionsreaktors und eines Sprühtrockners in Nanjing, China.
Im Bereich Biotechnologie wurde der Standort Amsterdam weiter ausgebaut. Am Standort Halle hat der Bau eines mRNA-Kompetenzzentrums begonnen. Weitere Investitionen gingen in Anlagentechnik zur Herstellung von qualitativ besonders hochwertigem Polysilicium für Halbleiteranwendungen.
Mitarbeiter
Die Zahl der Mitarbeiter im Konzern ist im Geschäftsjahr 2022 um 1.319 Beschäftigte gewachsen. Zum 31. Dezember 2022 waren welt-weit 15.725 Mitarbeiter (31.12.2021: 14.406 Mitarbeiter) für Wacker tätig. An den deutschen Standorten arbeiteten zum Stichtag 10.424 Mitarbeiter (2021: 10.006), im Ausland waren es 5.301 (2021: 4.400).
Netto-Cashflow, Nettofinanzvermögen und Eigenkapitalquote
Der Netto-Cashflow von Wacker summierte sich 2022 auf 439 Mio. EUR (2021: 761 Mio. EUR). Auf Grund des umsatzbedingt gestiegenen Working Capital sowie der höheren Investitionen ist er im Vergleich zum Vorjahr um 42% zurückgegangen. Das Nettofinanzvermögen belief sich zum 31. Dezember 2022 auf 409,2 Mio. EUR (31. Dezember 2021: 546,5 Mio.).
Die Bilanzsumme des Konzerns lag zum 31. Dezember 2022 bei 9,40 Mrd. EUR (31.12.2021: 8,13 Mrd. EUR). Das ist ein Anstieg um 16%. Die größten Veränderungen betreffen dabei die langfristigen Vermögenswerte sowie die umsatzbedingt gestiegenen Vorräte des Konzerns. Auch das Eigenkapital ist deutlich gewachsen, vor allem wegen des hohen Jahresergebnisses und der wesentlich geringeren Pensionsrückstellungen auf Grund höherer Diskontierungssätze. Es belief sich zum Bilanzstichtag auf 5,03 Mrd. EUR (31.12.2021: 3,10 Mrd. EUR). Damit beträgt die Eigenkapitalquote 54% (31.12.2021: 38%).
Ausblick
Wacker hat im Jahr 2022 die Weichen gestellt, um in den kommen-den Jahren sein Wachstum zu beschleunigen. Im März 2022 hat der Konzern seine strategischen Ziele bis 2030 dem Kapitalmarkt vorgestellt. Demnach soll der Umsatz bis 2030 auf mehr als 10 Mrd. EUR wachsen. Treiber für dieses Wachstum sind höhere Mengen und ein besserer Produktmix sowie ein Fokus auf nachhaltige Produkte und Anwendungen. Bisher lag die durchschnittliche prozentuale Wachstumsrate zwischen 4 und 5% pro Jahr. Künftig soll sie um den Faktor 1,5 bis 2 höher liegen. Gleichzeitig setzt Wacker auf eine hohe Ertragskraft. Hier peilt das Unternehmen bis 2030 eine EBITDA-Marge von über 20% an. Ziel ist es, gemessen am eingesetzten Kapital, das Doppelte der Kapitalkosten zu verdienen.
„Höhere Investitionen sind ein wichtiges Sprungbrett, um unsere Ziele zu erreichen. In den kommenden Jahren werden die Investitionen deutlich über den Abschreibungen liegen“, betonte Vorstandschef Christian Hartel. Wacker verfüge dafür über die notwendige finanzielle Stärke. Mehr als 400 Mio. EUR gehen künftig pro Jahr in die Chemie-bereiche Wacker Silicones und Wacker Polymers. In den Bereich Biosolutions sollen mehr als 80 Mio. EUR fließen.
Für den Bereich Wacker Polysilicon sind rund 100 Mio. EUR pro Jahr geplant. „Nachhaltigkeit ist dabei ein integraler Bestandteil unserer Strategie 2030. Wir haben die Messlatte für unsere Nachhaltigkeits-ziele deutlich höher gelegt. Unsere CO2-Emissionen wollen wir bis 2030 um 50% verringern, in absoluten Zahlen und unabhängig vom Mengenwachstum. Bis zum Jahr 2045 wollen wir klimaneutral sein. Schneller wachsen und nachhaltiges Wirtschaften sind für uns kein Widerspruch“, erläuterte Hartel.
Für das Geschäftsjahr 2023 rechnet Wacker mit einem Umsatz in der Bandbreite von 7 Mrd. EUR bis 7,5 Mrd. EUR. Das EBITDA wird zwischen 1,1 Mrd. EUR und 1,4 Mrd. EUR erwartet. Dabei belasten vor allem deutlich niedrigere Absatzpreise die Ergebnisentwicklung. Die EBITDA-Marge wird voraussichtlich deutlich unter Vorjahr liegen. Die Investitionen wer-den mit 650 Mio. EUR deutlich höher sein als im Vorjahr. Sie liegen damit auch deutlich über den Abschreibungen, die sich auf rund 450 Mio. EUR belaufen. Der Konzernjahresüberschuss wird deutlich unter dem Vor-jahr liegen. Der Netto-Cashflow soll positiv, aber deutlich niedriger als im Vorjahr sein. Für das Jahr 2023 wird eine geringe Nettoverschuldung erwartet.
In seinem Chemiegeschäft rechnet das Unternehmen für das laufende Jahr mit einem rückläufigen Umsatz. Grund dafür sind vor allem sinkende Absatzpreise. Wacker Silicones erwartet einen Umsatz von 3,1 Mrd. EUR bis 3,3 Mrd. EUR, die EBITDA-Marge des Geschäftsbereichs soll bei rund 15% liegen. Der Umsatz von Polymers wird sich voraussichtlich auf etwa 1,8 Mrd. EUR belaufen, die EBITDA-Marge soll leicht über dem Niveau des Vorjahres liegen. Im Geschäftsbereich Biosolutions geht der Konzern von einem Umsatzanstieg aus, der voraussichtlich im niedrigen zweistelligen Prozentbereich liegen wird. Das EBITDA soll deutlich über dem Vorjahr liegen.
Wacker Polysilicon erwartet für 2023 einen Umsatz von 1,6 Mrd. EUR bis 1,8 Mrd. EUR. Ausschlaggebend dafür sind niedrigere Durchschnittspreise für Polysilicium sowie niedrigere Absatzmengen, bedingt durch einen geänderten Produktmix. Das EBITDA wird voraussichtlich zwischen 300 Mio. EUR und 500 Mio. EUR liegen.