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Wacker-Gewinne brechen im zweiten Quartal ein

Ausblick auf das Gesamtjahr nicht möglich

30.07.2020 - Wacker Chemie hat das 2. Quartal 2020 mit einem Gesamtumsatz und einem EBITDA unter Vorjahr abgeschlossen. Im Berichtsquartal erwirtschaftete der Münchner Chemiekonzern Umsatzerlöse in Höhe von 1.072,4 Mio. EUR (Q2 2019: 1.268,5 Mio. EUR). Das sind 15% weniger als im Vorjahr. Gegenüber dem Vorquartal (1.197,5 Mio. EUR) ist der Umsatz um 10% gesunken.

Ausschlaggebend für diesen Rückgang waren niedrigere Absatzmengen auf Grund der Corona-Pandemie. Insgesamt niedrigere Preise, vor allem für Solarsilicium und Standardsilicone, haben die Umsatzentwicklung zusätzlich gebremst. Dagegen haben Wechselkursveränderungen durch den im Jahresvergleich stärkeren US-Dollar den Umsatz positiv beeinflusst.

Der Konzern hat im 2. Quartal 2020 ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 105,4 Mio. EUR erwirtschaftet. Das sind 50% weniger als im Vorjahr (210,7 Mio. EUR). Maßgeblich für diesen Rückgang waren niedrigere Absatzmengen sowie die geringeren Durchschnittspreise für Solarsilicium und Standardsilicone. Positiv ausgewirkt haben sich niedrigere Rohstoff- und Energiekosten. Gegenüber dem Vorquartal (174,1 Mio. EUR) ist das EBITDA um 39% zurückgegangen. Für das Berichtsquartal ergibt sich im Konzern eine EBITDA-Marge von 9,8% (Q2 2019: 16,6%). Im Vorquartal hatte sie 14,5% betragen.

Das Konzernergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) ist im Berichtsquartal auf 1,8 Mio. EUR gesunken (Q2 2019: 70,7 Mio. EUR). Das sind 98% weniger als vor einem Jahr und entspricht einer EBIT-Marge von 0,2% (Q2 2019: 5,6%). Auch gegenüber dem 1. Quartal 2020 (69,8 Mio. EUR) ist das EBIT deutlich zurückgegangen. Ausschlaggebend für den Rückgang waren die bereits genannten Faktoren. Die Abschreibungen beliefen sich im Berichtsquartal auf 103,6 Mio. EUR (Q2 2019: 140,0 Mio. EUR). Das sind 26% weniger als im Vorjahr. Hier wirkt sich unter anderem die Sonderabschreibung von 760 Mio. EUR auf die Polysiliciumanlagen aus, die Wacker zum 31. Dezember 2019 vorgenommen hatte. Die laufenden Abschreibungen sind dadurch zurückgegangen. Das Periodenergebnis des Berichtsquartals summiert sich auf 4,5 Mio. EUR (Q2 2019: 37,2 Mio. EUR) und das Ergebnis je Aktie beläuft sich auf 0,07 EUR (Q2 2019: 0,68 EUR).

Auf Grund der Risiken aus der Corona-Pandemie hat Wacker bereits im Bericht zum 1. Quartal 2020 davon Abstand genommen, eine Prognose für das Geschäftsjahr 2020 abzugeben. Eine verlässliche Einschätzung der weiteren Entwicklung ist nach wie vor nicht möglich. Das Unternehmen erwartet aber, dass in Folge der Pandemie der Umsatz, das EBITDA und die EBITDA-Marge für das Geschäfts-jahr 2020 unter dem Niveau des Vorjahres liegen werden. Beim Netto-Cashflow geht man von einem über dem Vorjahr liegen-den Wert aus.

„Die Ausbreitung des Coronavirus hat weltweit zu einem wirtschaftlichen Abschwung geführt“, sagte Konzernchef Rudolf Staudigl am Donnerstag in München. „Auch wir spüren die Auswirkungen der Pandemie auf unser Geschäft. Je nach Marktsegment waren die Effekte unterschiedlich stark. In unseren Chemiebereichen haben wir den Nachfragerückgang vor allem bei Siliconen für die Segmente Automobil und Textil im 2. Quartal deutlich gespürt. Im Baubereich ist die Nachfrage dagegen vergleichsweise stabil geblieben. Bei Silicon- und Hybriddichtstoffen, ebenso wie im Geschäft mit Dispersionspulvern und Baudispersionen, waren die Rückgänge deshalb wesentlich geringer. Sehr solide gestaltete sich das Geschäft mit Produkten für Anwendungen rund um die Themen Medizin, Gesundheit und Hygiene.“

Weiterhin schwierig sind nach Staudigls Worten die Marktbedingungen im Geschäft mit Solarsilicium. Die Absatzmengen seien im 2. Quartal auf Grund des Nachfragerückgangs in Folge der Corona-Pandemie rückläufig gewesen. Dazu komme das niedrige Preisniveau, das nicht nur Wacker Polysilicon, sondern auch die Wettbewerber des Unternehmens weiterhin vor große Herausforderungen stelle.

„Nach wie vor bestehen bei Solarsilicium strukturelle Überkapazitäten chinesischer Wettbewerber. Deutlich besser dagegen verlief das Geschäft mit der Halbleiterindustrie. Hier blieb die Nachfrage unserer Kunden auf hohem Niveau“, betonte der Konzernchef.

Mit Blick auf die Herausforderungen, die sich aus der Corona-Pandemie für das Unternehmen ergeben haben, sagte Staudigl: „Wir haben in den vergangenen Monaten alle nötigen Maßnahmen ergriffen, um die Gesundheit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bestmöglich zu schützen und gleichzeitig unser operatives Geschäft am Laufen zu halten. Hygiene- und Abstandsregeln, die wir frühzeitig im Unternehmen eingeführt haben, haben sich bewährt. Regelungen zu Dienstreisen und Arbeiten aus dem Home-Office werden dem Infektionsgeschehen entsprechend laufend angepasst.“

Wie Staudigl weiter erläuterte, steuert man in einigen Bereichen weiterhin gezielt mit Kurzarbeit gegen, um seine Kapazitäten dem Marktbedarf anzupassen. Gleichzeitig habe das Unternehmen sein Investitionsbudget für das laufende Jahr der gegenwärtigen Wirtschafts- und Geschäftslage angepasst und entsprechend auf 250 Mio. EUR zurückgenommen. Dies stärke die Liquidität.

Zum laufenden Effizienzprogramm des Konzerns sagte Staudigl: „Die Auswirkungen der Corona-Pandemie zeigen uns deutlich, dass die Umsetzung von „Zukunft gestalten“ wichtiger und dringlicher denn je ist. Mit dem Programm, das wir bereits im November 2019 angestoßen haben, wollen wir unsere Wettbewerbsfähigkeit weiter stärken, unser Unternehmen schlanker, schneller und flexibler machen und unsere Kosten signifikant senken. Die angestrebten Einsparungen von jährlich 250 Mio. EUR kommen dabei je zur Hälfte aus Sachkosten und Personalkosten.“

Staudigl sieht das Unternehmen bei der Umsetzung des Effizienzprogramms auf einem guten Weg. Während die Einsparungen bei den Personalkosten 2020 noch gering seien, erwarte er bei den Sachkosten bereits im laufenden Jahr eine Summe von mehr als 50 Mio. EUR. Mit der vollen Summe aus dem Gesamtprogramm von 250 Mio. EUR jährlich rechne das Unternehmen ab Ende des Jahres 2022.

„Für die organisatorische Neuausrichtung des Unternehmens und die dazu notwendigen Einzelmaßnahmen haben wir einen detaillierten Plan aufgestellt, den wir derzeit mit den Arbeitnehmervertretungen erörtern. Unser Ziel ist es, dass wir hier zügig zu einer Vereinbarung kommen“, hob der Konzernchef hervor.

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