Verband der Chemischen Industrie plädiert für Vorrangrouten für LKW
Exklusiv-Beitrag für Sites & Services von Gerd Deimel, Sprecher der Initiative Verkehrsinfrastruktur beim VCI
Trucker brauchen gute Straßen. Die Chemie braucht beides: gute Straßen und gute Trucker. Denn die chemische Industrie ist eine der transportintensivsten Wirtschaftszweige in Deutschland. Im Jahr 2012 hat sie rund 226 Mio. t chemischer Erzeugnisse befördert; knapp zwei Drittel davon mit dem Lkw. Bundesweit ist die Branche der zweitgrößte Auftraggeber von Transportdienstleistungen. Etwa 80 % der Produktion gehen an industrielle Weiterverarbeiter. Deshalb sind die Unternehmen auf funktionstüchtige Straßen, Eisenbahnen und Binnenwasserwege angewiesen, um ihre Kunden pünktlich beliefern, die eigene Rohstoffversorgung sichern und im internationalen Wettbewerb weiterhin eine bedeutende Rolle einnehmen zu können.
Doch löchrige Straßen und marode oder sogar komplett gesperrte Brücken verhindern immer mehr die Zuverlässigkeit von Transporten. Mehr als 2.500 Brücken müssten saniert werden, davon sind 300 sogar akut gefährdet. Der Industriestandort Deutschland muss deshalb dringend die Leistungsfähigkeit der Verkehrsinfrastruktur erhöhen, um seine internationale Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten und auszubauen. Denn Verkehrspolitik ist Standortpolitik und beeinflusst damit maßgeblich die Zukunft des Standortes.
In den kommenden Jahren ist eine signifikante Steigerung der Verkehrsleistung zu erwarten, allein beim Güterverkehr auf der Straße um rund 38 %. Deshalb plädieren wir dafür, Lkw-Fahrspuren auf Autobahnen zu erweitern. Noch wichtiger erscheint aber, Telematiksysteme zu vernetzen. Diese sollten sich nicht nur auf reine Verkehrslenkungsmaßnahmen beschränken, sondern auch die Schnittstellen zur verladenden Industrie berücksichtigen: Ein Slot-genaues Eintreffen der Lkw in den Chemiewerken verhindert unnötige Wartezeiten am Tor und ermöglicht ein zügiges Be- und Entladen.
Um die Lieferpünktlichkeit zu gewährleisten, hält die Chemie auch ein Lkw-Navigationsprogramm für hilfreich. Denn ein solches Programm kann die Fahrer über so genannte Vorrangrouten führen. Damit wird verhindert, dass Lkw in Sackgassen stecken bleiben, durch Anliegerstraßen fahren müssen oder einfach zu lang für enge Gassen sind. Mit Hilfe von Vorrangrouten wird ein besserer Verkehrsfluss erreicht, und das führt zu weniger Emissionen. Die heute schon überlasteten Straßen können gezielt entlastet werden. Gleichzeitig vermeidet man Straßenschäden, die erst durch „Umleitungsverkehr" entstehen. Dadurch wird ein Dominoeffekt durch immer neue Umleitungen und daraus entstehende Beschädigungen gestoppt.
Aus Sicht der chemischen Industrie kommt es nun vor allem darauf an, dass die Politik zügig handelt und den Verfall der Verkehrsinfrastruktur stoppt. Sie muss in den Erhalt und gezielten Ausbau von Straßen, Brücken und Schienen investieren und zwar entsprechend des Schadensausmaßes und Verkehrsaufkommens sowie der Umfahrungsmöglichkeiten. Einzelne Verkehrsmittel oder singuläre Maßnahmen dürfen nicht im Mittelpunkt stehen, sondern sie müssen gleichberechtigt gefördert und intelligent verknüpft werden. Denn nicht nur die Straße, sondern zunehmend auch Schiene und Binnenwasserwege sind für die chemische Industrie bedeutsame Verkehrsträger. Hier beobachten wir besorgt die derzeitige Leistungsfähigkeit, die stark eingeschränkt ist - bedingt durch marode Bauwerke und fehlende Instandsetzung. Die Folge: Nachlassende Planbarkeit und Zuverlässigkeit sowie Unsicherheiten im Lieferstrom gefährden die Qualität der Marke „Made in Germany". Um diesen Trend aufzuhalten, ist der Bund in der Pflicht!
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