Treffen der Betriebsingenieure VDI-GVC/Rhein-Ruhr
Inbetriebnahme – eine höchst komplexe Teamaufgabe
Christian Poppe, Vorsitzender des VDI-Fachbeirats Betrieb verfahrenstechnischer Anlagen, und die Geschäftsführerin des VDI-GVC, Frau Ljuba Woppowa, luden zum Treffen im Online-Format ein, an dem circa 50 Mitglieder teilnahmen. Peter Lehner, Covestro, und Jörg Quindt, Quarzwerke, berichteten über ihre Erfahrungen aus Anlageninbetriebnahmen und über klugen Strategien dafür. In seinem Vortrag mit dem Titel „Inbetriebnahme einer chemischen Produktionsanlage aus Sicht eines Betriebsleiters“ schilderte Lehner den Ablauf der Inbetriebnahme einer TDI-Anlage in Dormagen im Jahr 2014, die etwa 300 kt/a PUR produziert. Die Inbetriebnahme steht am Ende eines bereits lange laufenden Projektes, in dem die Verantwortung mit der Mechanical Completion (MC, Mechanische Fertigstellung) auf den Betriebsleiter übergeht. Um die weiteren Schritte des Projektes erfolgreich zu gehen, gehört Kommunikationsfähigkeit mit allen Stakeholdern zu einer der wichtigsten, gerne unterschätzten Aufgaben des verantwortlichen Ingenieurs. Es gilt nicht nur, die engen Mitarbeiter zu motivieren und mitzunehmen, sondern auch alle anderen Beteiligten wie bspw. Lieferanten, Kontraktoren, externe Experten und Projektmitarbeiter, das Marketing und nicht zuletzt das Management zu informieren und die Kommunikation in alle Richtungen reibungslos ablaufen zu lassen. Daher sind Transparenz und Organisation besonders hervorzuhebende Aspekte in solch umfassenden Projekten. Das Unerwartete erwarten und möglichst viele Szenarien durchdenken, rät Lehner den Teilnehmenden. Außerdem erfordere er, jeglichen Standesdünkel abzulegen, der Teamgedanke zähle. Eine Inbetriebnahme erfordert außergewöhnliches Engagement des gesamten Teams und hier zeige sich, wie wertvoll kompetentes und engagiertes Personal sein kann.
Jörg Quindt stellte in seinem Vortrag die definierten Phasen eines Anlagenprojektes vor. Die Inbetriebnahme ist zugleich die letzte Phase der Projektabwicklung, wie auch die erste Phase des Betreibens der Anlage. Sie ist die Übergangsphase vom quasi-stationären Zustand nach MC, in den quasi-stationären Zustand des Dauerbetriebes. Und genau hier liege die Spezifik und die Schwierigkeit, betont Quindt. Nicht nur muss der Verantwortliche die Risiken richtig einschätzen und Abläufe genau definieren, sondern auch weitere Schritte aus dem Testlauf für den Dauerbetrieb ableiten sowie Empfehlungen geben. Die anschließende Diskussion war auch im Online-Format gelungen. Auf die Frage welche Bedeutung Remote-Prozesse bei der Inbetriebnahme und Instandhaltung haben, war zwar das Interesse groß, doch Anwendungen in der Praxis waren unter den Teilnehmenden eher die Ausnahme. Daher dürfen sich die Teilnehmenden des nächsten Treffens im Herbst auf Berichte aus der Praxis über die Anwendung digitaler Tools freuen.
Autorin: Etwina Gandert, Chefredakteurin, CITplus
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