Service von der Planung bis zum Bau
M+W Process Industries liefert im Anlagenbau ganzheitliche Lösungen
M+W Process Industries ist Planer und Anlagenbauer für die Life Science Industrie. Zum Scope gehören integrierte Prozesslösungen und effiziente, nachhaltige Konzepte für Pharma- und Medizinproduktion, Biotechnologie oder Chemie und Feinchemie. CHEManager befragte Dr. Tobias Lücke, Geschäftsführer von M+W PI, über Trends im Anlagenbau und Aufgaben und Ziele des Unternehmens. Die Fragen stellte Dr. Volker Oestreich.
CHEManager: Die Vergangenheit der M+W Process Industries verbindet man mit den Namen Meissner + Wurst, Zander oder LSMW - eine recht wechselvolle Historie. Was ist die Konstante in Ihrer bisherigen Firmengeschichte?
Dr. Tobias Lücke: Zum einen: Ganz klar - unser Team. Ganz gleich in welcher Rechtsform oder unter welchem Namen, wir sind seit fast 20 Jahren am Markt und konnten unser Leistungsangebot systematisch erweitern. Viele Kollegen sind von Anfang an dabei, einige konnten wir auf dem Wege für uns gewinnen. Die Kontinuität der Kundenbeziehungen, die für uns sehr wichtig ist, entwickelten wir nachhaltig Das geht nur mit einer Stammmannschaft, die die Kunden und deren spezielle Probleme aus der langjährigen Zusammenarbeit kennt.
Zum anderen: Es war und ist natürlich unser Anspruch, unseren Kunden möglichst ganzheitliche Lösungen zu liefern, ganz gleich ob Consulting oder Turnkey Lieferung einer ganzen Anlage. Das haben wir über die Jahre entwickelt.
Welche Rolle spielt bei Ihnen der europäische Markt, und wie begegnen Sie dem starken Wachstum im Chemieanlagenbau in den asiatischen Ländern und zuletzt auch wieder in den USA?
Dr. T. Lücke: M+W als Gesamtorganisation hat sich früh einer Regionalisierung gestellt. So sind von den mehr als 8.000 Mitarbeitern nur 25% den europäischen Standorten zugeordnet. Die Mehrzahl arbeitet in den anderen Wachstumsregionen wie Asien, Middle East, aber auch in Nord-, Zentral- und Südamerika. Wir verfolgen klar eine Strategie der regionalen Plattformen und können so unsere Kunden sehr flexibel begleiten. Es ist für uns leicht, die ersten Projektphasen mit unseren Kunden an deren Headquarters in Europa oder in den USA durchzuführen und danach das Projekt dann in den Regionen abzuwickeln. Aber es geht natürlich auch anders herum, wir begleiten durchaus auch Unternehmen aus den Emerging Markets auf ihrem Weg nach Europa. Das ist der klare Vorteil einer regionalen Präsenz.
Wie sieht derzeit die regionale Verteilung Ihres Geschäftes aus und welche besonderen Projekte haben Sie in den letzten drei Jahren abgewickelt?
Dr. T. Lücke: Im Mittel hat die M+W Group ca. 1/3 des Umsatzes in Amerika, 1/3 in der EMEA Region und 1/3 in Asien, wobei starke Schwankungen auftreten. Insofern ist die Möglichkeit, weltweit Ressourcen auszutauschen, ein wichtiger Asset für uns.
Gibt es dabei Trends, was die Größe und den Lieferumfang bei Ihren Projekten angeht?
Dr. T. Lücke: Das ist sehr kundenspezifisch. Manche Kunden splitten Leistungen stark. So fragt uns aktuell einer der Global Player aus dem Life Science Bereich gezielt nach reinen Engineering-Leistungen. Andere Kunden tendieren eher zu Generalplanungen oder gehen gleich in Richtung Turnkey Lieferungen von Gesamtanlagen. Deshalb ist Flexibilität in den Vertragsmodellen für uns überlebensnotwendig. Da wir von unserem ganzheitlichen Ansatz überzeugt sind, wäre unsere erste Wahl das schlüsselfertige Konzipieren, Planen und Bauen von Anlagen.
Wie sehen Sie die Entwicklung in der europäischen Chemie-Industrie und was heißt das für Sie?
Dr. T. Lücke: Es rollt gerade eine Investitionswelle durch die chemische Industrie, die vor allem die base-chemicals betrifft. So entstehen aktuell in Deutschland sehr große Anlagen zur Herstellung von MDA und TDA mit allen notwendigen Nebenanlagen. Die Nähe zu den Verbrauchern und die damit verbundene Komplexitätsreduktion in den Supply Chains, das deutlich gestiegene Kostenniveau in einzelnen Emerging Markets und die Nutzung von Skaleneffekten an den großen europäischen Verbundstandorten spielen hier eine Rolle. Insofern war es richtig, dass wir in der Vergangenheit unsere Homebase Deutschland nie aus den Augen verloren haben. Diese werden wir insbesondere im Chemiebereich kräftig weiterentwickeln.
Industrie 4.0, Integrated Engineering oder Virtuelle Inbetriebnahme sind heute schon mehr als nur Schlagworte. Welche technologischen Trends haben aus Ihrer Sicht zukunftweisende Bedeutung und welche Leistungen können Sie dabei Ihren Kunden schon bieten?
Dr. T. Lücke: Integrierte, datenbankbasierte Projektabwicklung ist mittlerweile der Standard. Anlagendaten des Planers werden nach Abschluss der Planungen in den Life-Cycle der Anlage überführt.
Die 3D-Tools zur Planung sind so mächtig, dass heute Anlagen und vor allem deren Bedienung und Instandhaltung in virtueller Realität vorab simuliert werden. Wir sitzen also mit den 3D-Brillen nicht nur mit unseren Familien im Kino, sondern gehen zusammen mit unseren Kunden durch noch nicht gebaute Anlagen, immer auf der Suche nach optimalen Lösungen.
Gibt es weitere besondere technologische Trends, die den Anlagenbau betreffen oder gar verändern werden?
Dr. T. Lücke: Sicher gibt es eine Reihe von Trends. In der Biotechnologie werden die Zellen immer effizienter, die Fermenter-Volumina sinken, was zu komplett neuen Anlagenkonzepten geführt hat. Disposables spielen eine große Rolle und ein gerüttelt Maß an Engineering ging weg vom Anlagenbauer hin zu den Lieferanten. Dem mussten wir uns natürlich stellen.
Modulare Lösungen spielen eine immer größere Rolle, wobei wir immer genau hinschauen, ob im Einzelfall Module wirklich die richtige Lösung sind. Unsere Erfahrung wächst hier ständig: Wir haben in der letzten Zeit gerade im Gesundheitswesen Sterilbereiche zunehmend als Module realisiert. Ein aus dieser Erfahrung abgeleitetes Highlight war sicher die Entwicklung einer kompletten Anlage zur Antikörperproduktion auf Basis von vorgefertigten Gebäudemodulen zusammen mit den Kollegen von GE Healthcare.
Der von Ihnen angesprochene Healthcare- und Pharmamarkt ist ja relativ streng reguliert. Wie wird die Entwicklung weitergehen und welche Differenzierungsmöglichkeiten gibt es für Anlagenbauer in diesem Marktsegment?
Dr. T. Lücke: Wir sehen eine gewisse internationale Harmonisierung der GMP-Regelwerke und eine Stabilisierung derjenigen normativen Anforderungen, die direkte Auswirkung auf die Anlagentechnik haben. Viele Techniken, wie Isolatoren sind mittlerweile auch ausgereift, die regulatorische Anforderungen sind relativ klar. Da ist auch das Differenzierungspotential eher gering.
Wir sehen aber bei unseren Kunden ganz andere Herausforderungen: Eine immer größere Produktvielfalt, geringere Chargengrößen, schrumpfende Lagerbestände und deutlich verkürzte Lieferzeiten - bis hin fast zum „just in time supply". Damit verlieren traditionelle Anlagenkonzepte, die nur die Economy of Scale betrachten, ihre Berechtigung. Elemente des Lean Manufacturing und die Integration von Logistik-Prozessen in die Herstellung werden immer bedeutender. Wir arbeiten mittlerweile viel für sehr stark kostengetriebene Branchen wie die Lebensmittel- und Konsumgüterindustrie. Dort ist Lean Manufacturing und die Entwicklung und Umsetzung von flexiblen, lean-basierten Anlagenkonzepten überlebensnotwendig.
Das prägt uns natürlich. Hierzu haben wir auch unser Team gezielt verstärkt, denn dort sehen wir die Scheidelinie zwischen nur gutem Engineering und echter Innovation.
Noch eine Frage zur Differenzierung: Wie messen Sie Ihren Erfolg - außer durch Umsatz und Rendite - um langfristig eine stabile Position im Markt zu haben?
Dr. T. Lücke: Wir messen natürlich, neben den üblichen KPI wie EBIT, auch eher weiche Faktoren wie das Volumen des „repeated business" und die Kundenzufriedenheit. Am Ende ist es ja der Kunde, der unser Gehalt zahlt. Zudem ist uns eine gewisse Technologie- und Methoden-Führerschaft wichtig. Gerade im Bereich Biopharmazie konnten wir in den letzten Jahren, gemeinsam mit unseren Kunden mehrfach den renommierten „Facility of the year award" der ISPE in verschiedenen Kategorien gewinnen. Das ist nur ein „soft-fact", aber auch das hat uns gezeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.
Wie soll Ihr Unternehmen in zehn Jahre aussehen?
Dr. T. Lücke: Ich glaube nicht, dass eine Vorschau auf die nächsten 10 Jahre heute seriös ist. Ich bin seit 10 Jahren Geschäftsführer der M+W PI. Ich hätte mir damals nicht wirklich vorstellen können, in welcher Breite wir heute arbeiten. Neben den Branchen Pharma- und Biotech sind das die Lebensmittel-, die Konsumgüterindustrie, das Gesundheitswesen und auch die chemische Industrie.
Für die Zukunft ist vor allem das wichtig, was uns auch in der Vergangenheit geleitet hat: Wir wollen unser bestehendes Portfolio professionell managen und vor allem Erfahrungen quer zu den Branchen nutzen. Und wir wollen neugierig bleiben. Nur so wächst Business. Dazu Realismus und ein gesundes Gespür für das Machbare. Alles Andere wird sich dann ergeben.
M+W Process Industries auf der
Vision Pharma / Lounges 2014, 3.-5. Juni 2014,
Messe Stuttgart, Halle 1, Stand A3.3