Qiagen NV: Biotech-Zulieferer auf Expansionskurs
14.03.2011 -
Qiagen NV: Biotech-Zulieferer auf Expansionskurs - „Qiagen übernimmt ...“ hieß es bereits sechsmal seit Beginn dieses Jahres. Der Biotech-Zulieferer ist auf Expansionskurs. Anfang August befanden sich LumiCyte und SuNyx für einen Preis von 8,4 Mio. US-$ im Warenkorb des deutsch-niederländischen Unternehmens. Die Akquisitionen verstärken die Kompetenz Qiagens bei der Aufbereitung und Reinigung von Proteinen. Ähnlich wie bei synthetischen Nukleinsäuren will sich Qiagen auch hier als Marktführer etablieren. Mit der Übernahme des Pekinger Unternehmens TianWei Mitte Juni stärkte Qiagen seine Position in Asien. Inzwischen beschäftigt das Unternehmen rund 100 von weltweit 1.500 Mitarbeitern in dieser Region. Bereits Ende Mai erwarb Qiagen Artus, einen Hamburger Anbieter von PCR-Technologie für die Diagnostik von Infektionskrankheiten, der Genotypisierung und der Pharmakokinetik, zum Kaufpreis von 39,2 Mio. US-$. Artus erzielte zuletzt einen Jahresumsatz von 15 Mio. € und eine EBIT-Marge von über 30 %. „Eine perfekte Ergänzung des Produkt- und Technologieportfolios. Qiagen verbessert seine Position als Partner für die diagnostische Industrie“, bewertet Dr. Christa Bähr, Analystin der DZ Bank die Akquisition. Die räumliche Nähe und die bereits seit vielen Jahren bestehende Kooperation der Unternehmen ließen eine schnelle Integration erwarten, so die Analystin.
Potential in der Molekulardiagnostik „Noch wichtiger als Akquisitionen sind Kooperationen für Qiagen“, sagt Alexander Groschke von der Landesbank Rheinland-Pfalz (LRP). Auch hier kann das Unternehmen seit Jahresbeginn eine Reihe an Erfolgen aufweisen: Zum halben Dutzend Akquisitionen kommen acht neue Kooperationen, u.a. mit Epigenomics, Affymetrix, Roche und Abbott. Insgesamt verfügt Qiagen über ein Netz mit 15 Kooperationen in der Molekulardiagnostik und weiteren Lizenz- und Forschungspartnern. Analyst Groschke sieht ein enormes Potential am Markt für Molekulardiagnostik, den es sei absehbar, dass immer mehr Tests den Einzug in die Klinik halten. Zudem könnten die verschärften Standards der US-Behörde für die klinische Analyse von Gendaten dieses Geschäftssegment ankurbeln. Mittels Molekulardiagnostik lassen sich beispielsweise Hepatitis- Erkrankungen nachweisen, Biomarker zur Früherkennung von Krebs bestimmen, Vaterschaftstest durchführen oder der GMOGehalt (genetisch modifizierte Organismen) von Lebensmittel bestimmen.
Dynamisches Wachstum in Europa Die Kooperationen und Akquisitionen erweitern systematisch das Portfolio von Qiagen, das derzeit ca. 320 Produkte zählt. Zu den Kunden des Marktführers zählen Forschungsinstitute (Umsatzanteil 45 %), Pharmaund Biotechnunternehmen (35%) und die diagnostische Industrie (20%). Derzeit entfallen 46 % des Umsatzes auf Nordamerika. In dieser Region wuchs Qiagen im 2. Quartal um 11 %. Dynamischer entwickelte sich das Europageschäft (Umsatzanteil 44 %) mit einem Umsatzplus von 28 % im 2. Quartal. Dagegen zeigten die Qiagen- Umsätze in Japan nur eine flache Wachstumsrate. Wofür das Unternehmen die restriktive japanische Forschungspolitik verantwortlich macht.
Schwergewicht des TecDax Nicht nur die Pharma- und Biotechforschung auch Biotech- Investoren kommen an Qiagen kaum vorbei. Denn die Aktie, die seit Jahresbeginn mehr als 20 % an Wert gewann, ist ein Schwergewicht im TecDax und bildet ca. 10 % dieses Indices ab. Das nächstgrößte Biotechnunternehmen Morphosys weist nur ein Zehntel des Marktkapitalisierung auf. An der US-Börse wurde Qiagen im Mai 2002 als erstes Unternehmen mit einem Hauptsitz außerhalb Nordamerikas in den Nasdaq-Biotech- Index aufgenommen. In den kommenden fünf Jahren will Qiagen seinen Umsatz um 13 % bis 17% und den Gewinn jährlich um 25 % steigern. Im 2. Quartal 2005 hat das Unternehmen mit einem Umsatz von etwa 100 Mio. € (+13 %) und einer Betriebsmarge von 25 % seine selbst gesetzten Ziele erreicht. Damit dies auch in Zukunft so bleibt, müssen die Akquisitionen in kurzer Zeit zum Umsatz beitragen und sich die Wachstumsraten in Nordamerika wieder erhöhen.