Produktionsversorgung auslagern?
Pharmaserv Logistics bietet Just-in-time-Lieferung direkt in die Pharmaproduktion
Die Produktionsversorgung auslagern? Was für die meisten Pharmaunternehmen noch immer undenkbar erscheint, ist in Marburg längst Realität. Und vielleicht bald auch an anderen Orten.
Rohstoffe und Produktionshilfsmittel in auftragsspezifischen Mengen werden in große, graue Kisten gepackt, dazu ein Dutzend Produktionsfilter und zwei Sets Einmalkleidung. Eine alltägliche Bestellung ist es heute, die über eine validierte Schnittstelle beim Dienstleister Pharmaserv Logistics eingegangen ist. Der Auftraggeber: ein weltweit bekanntes Pharmaunternehmen, das am Standort Behringwerke in Marburg Arzneimittel produziert – gerade einmal wenige hundert Meter vom Lagergebäude der Pharmaserv Logistics entfernt. Sobald die Kisten dort fertig gepackt sind, werden sie mit einem QR-Code zur Identifizierung versehen und per Lkw direkt in die Produktion des Auftraggebers geliefert.
Dort wiederum werden die Kisten durch den QR-Code direkt zur Produktionsschleuse geroutet – ein eingespieltes Prozedere. „Früher war das anders. Es war klar: Jeder Pharmaproduzent hat sein eigenes Produktionslager, seine eigene Produktionsversorgung“, erklärt Christoph Krug, Leiter Logistikplanung bei Pharmaserv Logistics. „Das ist ja quasi das Herzstück, dabei darf nichts schiefgehen: Wenn Rohstoffe oder Hilfsmaterial nicht pünktlich zur Verfügung stehen, kann das zum Stillstand der Produktion führen. Deshalb gehört schon großes Vertrauen dazu, einen solchen Bereich auszulagern – teilweise sogar mit dem sensiblen Probenzug unter Reinraumbedingungen.“
Die Marke „Pharmaserv Logistics“
Ein Vertrauen, das Pharmaserv Logistics aus Marburg genießt. Die Logistik-Experten gehören zu Pharmaserv, dem Eigentümer und Standortbetreiber der Behringwerke in Marburg. In dem Pharma- und Biotechnologiepark sind 16 Produktions- und Dienstleistungsunternehmen aus der Pharmabranche angesiedelt, rund 5.500 Mitarbeiter sind in den beiden Werksteilen tätig. Logistikdienstleistungen hat Pharmaserv, die im vergangenen Jahr ihren 20. Geburtstag gefeiert hat, für die Unternehmen am Standort schon immer angeboten.
„Wir haben auf diesem Gebiet ein großes Spezial-Know-how aufgebaut“, erklärt Manuel Papstein, Leiter Business Development bei Pharmaserv Logistics. „Im Laufe der Jahre haben immer mehr Unternehmen auch außerhalb von Marburg unsere Logistikdienstleistungen in Anspruch genommen. Deshalb haben wir uns vor einigen Jahren entschlossen, uns im Bereich Pharmalogistik noch klarer zu positionieren – und sind Anfang 2015 mit der Marke `Pharmaserv Logistics` gestartet.“
Spezielles GxP-Know-how
Heute gehören drei Bereiche zum Kerngeschäft des Pharmalogistikers: Lagerung und temperaturgeführte Distribution von temperatursensiblen Arzneimitteln, der Großhandel mit Laborverbrauchsmaterial, persönlicher Schutzausrüstung und Packmitteln für die Pharmaproduktion mit einem Showroom in Marburg und einem Online-Shop – und eben die systemintegrierte Produktionsversorgung. „Eine GMP-konforme Produktionslogistik können nur sehr wenige Anbieter in Deutschland abbilden“, so Manuel Papstein. „Weil es ein sehr sensibler Bereich ist, der eine hohe Expertise voraussetzt, wird das meistens noch von Abteilungen innerhalb der Pharmaunternehmen übernommen.“
Tatsächlich muss eine solche Produktionslogistik im Pharmabereich, ob intern oder extern, höchsten Ansprüchen genügen. Vom Wareneingang über die Lagerung bis hin zur Konfektionierung und Bereitstellung für die Produktion muss alles passen – wie bei Pharmaserv Logistics. Das beginnt schon bei den Räumlichkeiten: „Als wir unsere Lagergebäude in Marburg gebaut haben, haben wir sie von Anfang an auf die speziellen Pharma-Anforderungen zugeschnitten.“ In den verschiedenen Lagerhallen ist die durchgängige Lagerung auf dem richtigen Temperaturniveau sichergestellt, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind Spezialisten auf ihrem Gebiet.
Für einen Neukunden zieht der Pharmalogistiker seit 2018 sogar mit eigenem Personal Proben in einem eigens eingerichteten Reinraum. „Der Kunde hat uns damit beauftragt, den Probenzug seiner Rohstoffe durchzuführen. Das ist schon ein besonderer Vertrauensbeweis“, sagt Manuel Papstein. Einen weiteren Reinraum bei Pharmaserv Logistics nutzt ein anderer Kunde mit eigenem Personal, hier übernimmt Pharmaserv Logistics die Warenbereitstellung und den vollständigen Betrieb des Reinraums.
Tägliche Just-in-time-Belieferung
Und so ist Pharmaserv Logistics bestens ausgestattet für einen Rundum-Service. „Die Unternehmen lassen ihre Rohstoffe und Produktionsbedarfe direkt zu uns liefern. Wir nehmen die Ware an, überprüfen Identität, Quantität und Zertifikate der Ware, ziehen Proben und lagern die Ware ein.“ Und zwar so lange, bis sie konkret gebraucht wird. Ein- bis zweimal pro Tag bestellt der Produktionsbetrieb genau das, was er für die Produktion der nächsten Charge benötigt. Alles wird exakt konfektioniert, in die leicht zu reinigenden Mehrweg-Transportkisten gepackt und innerhalb kürzester Zeit an verschiedene Schleusen unterschiedlicher Produktionsgebäude ausgeliefert.
„Das ist natürlich sehr praktisch für unsere Kunden. Sie müssen kein Pufferlager in der Produktion vorhalten, sich nicht einmal um die Entsorgung der Verpackung kümmern“, weiß Christoph Krug. „Die räumliche Nähe garantiert zudem, dass wir schnell nachliefern können, wenn bei der Produktion mal etwas fehlen sollte.“
Gespräche an anderen Pharmastandorten
Vor allem also sind es zwei Dinge, von denen es abhängt, ob ein Unternehmen eine externe Produktionsversorgung in Erwägung zieht. Erstens das Vertrauen in die Expertise, zweitens die räumliche Nähe. „Seit wir diesen Service in Marburg anbieten, bekommen wir immer wieder Nachfragen auch von Unternehmen an anderen Standorten“, erzählt Manuel Papstein. „Wir sind schon angesprochen worden, ob wir uns nicht auch an anderen Ort ansiedeln könnten.“
Ganz abwegig scheint das nicht zu sein – mit den technischen Services hat Pharmaserv im vergangenen Jahr eine Niederlassung in Köln eröffnet, um näher bei den Kunden in dieser Region zu sein. Die Experten von Pharmaserv Logistics sehen sich derzeit diejenigen Standorte in Deutschland, an denen es besonders viele Pharmaproduzenten gibt – dazu zählen der Großraum Frankfurt, München, Nordrhein-Westfalen, Hamburg und Berlin.
Interessenten sind zudem in Marburg herzlich willkommen, wenn sie sich die Produktionslogistik im Echt-Betrieb ansehen möchten, so Manuel Papstein: „Wir freuen uns, wenn wir Neukunden von unserem Service überzeugen können.“ (sa)