Pharma-Logistik im Wandel
Neue Vertriebsmodelle und Outsourcing-Lösungen steigern Kundenservice entlang der Lieferkette
Dynamische Marktveränderungen haben dazu geführt, dass die Pharmahersteller die Lagerung und Distribution ihrer Produkte strategisch überdenken. Doch nicht nur Kostendruck, auch die Erkenntnis, dass Kundenservice entlang der Lieferkette zu einem wettbewerbsentscheidenden Faktor geworden ist, der von den Herstellern allein nicht gestemmt werden kann, führt hier zu neuen Vertriebsmodellen und Outsourcing-Lösungen. Oft entscheiden sich die Pharmaunternehmen dabei für Logistikkonzepte, die sich bereits in anderen Industrien bewährt haben. So erfahren Zentrallagerhaltung, Verpackungs- oder Postponement-Dienste eine wachsende Bedeutung. Gerade im Pharmabereich und speziell im Umgang mit temperaturempfindlichen Arzneimitteln sind solche Services eine Herausforderung für die Logistikdienstleister.
Für die meisten Pharmahersteller lassen sich die Anforderungen an ihre Logistikpartner klar beschreiben. Das eigene Engagement im Hinblick auf Distributionsaufgaben gering zu halten, ohne auf einen hohen Qualitätsstandard bei Lagerung und Transport verzichten zu müssen, steht in der Regel an erster Stelle. Ob national oder europaweit - alle Logistikdienstleistungen sollen darüber hinaus den Kundenservice verbessern, die eigene Flexibilität erhöhen und möglichst aus einer Hand kommen, um Transparenz zu garantieren und Kosten zu reduzieren. Dass hier Standardlösungen bald an ihre Grenzen stoßen, liegt auf der Hand. Deswegen hat die Movianto-Unternehmensgruppe mit ihrem Geschäftsmodell und dem Netzwerk aus Tochterunternehmen in zehn europäischen Ländern die infrastrukturellen Voraussetzungen geschaffen, um für ihre Kunden das jeweils passende Distributionsmodell aufzusetzen.
Neue Distributionsmodelle: Europäisches Zentrallager und Direktlieferung
Für zahlreiche Kunden ist das Zentrallager im saarländischen Neunkirchen zwischenzeitlich Dreh- und Angelpunkt für die Europalogistik des gesamten Sortiments. Von hier aus werden Großhändler, Apotheken und Krankenhäuser beliefert oder andere europäische Lager bestückt, welche wiederum die Endkunden vor Ort bedienen. Dem Hersteller von Medizinprodukten Smith & Nephew, der sein Wundversorgungsprogramm über das Zentrallager europaweit an seine Kunden verteilt, hilft dieses Distributionsmodell, Kosten zu sparen. Für ganz Europa ist nur ein Lager notwendig; gleichzeitig lässt sich der Kundenservice verbessern, weil alle Dienstleistungen aus einer Hand erfolgen.
Für kleine Einheiten von Arzneimitteln oder sehr spezielle Nischenprodukte bietet es sich an, diese direkt an Krankenhäuser und Apotheken zu liefern. Für das biopharmazeutische Unternehmen Celgene z.B. hat Movianto Deutschland im letzten Jahr die Logistik des Krebsmedikaments Revlimid übernommen. Weil das Medikament nicht in der Breite, sondern nur bei einzelnen Patienten zum Einsatz kommt, werden über das Zentrallager Kliniken und Apotheker innerhalb von 24 Stunden direkt beliefert. Auch Medice hat für sein neues Produkt Abseamed den klassischen Absatzweg über den Großhandel um die Direktlieferung erweitert. Abseamed erhielt die Zulassung zur Behandlung von Anämie bei Prädialyse- und Dialysepatienten sowie bei Tumorpatienten unter Chemotherapie. Deswegen werden neben dem Großhandel auch Dialysezentren, Apotheken und Krankenhäuser direkt beliefert - bedarfsgerecht und binnen Tagesfrist. Dass sich das Konzept der Direktlieferung noch ausbauen lässt, diese Erfahrung macht die Unternehmensgruppe in England, wo schwerkranke Patienten direkt zu Hause und in regelmäßigen Abständen beliefert werden.
Höchste Qualität: Beispiel Kühlkette
Für eine wachsende Anzahl pharmazeutischer und biotechnologischer Produkte gelten strenge Vorgaben, bezüglich der Einhaltung bestimmter Temperaturen während der Lagerung und dem Transport. Für Impfstoffe und andere temperaturempfindliche Arzneimittel gilt nach den EU-Richtlinien eine Temperaturspanne von 2°C bis 8°C. Sie ist von der Fertigstellung beim Hersteller bis zur Übergabe an die Apotheke oder den Patienten einzuhalten. Doch nicht nur immer strengere Gesetzesvorgaben, sondern auch die Sorge vor Haftungsansprüchen an die Hersteller lassen die Nachfrage nach einer durchgängigen und stets kontrollierbaren Kühllogistikkette beständig wachsen.
Die gekühlte Lagerung ist bereits technisch anspruchsvoll; die Anforderungen steigen noch, wenn die Produkte transportiert werden, denn auch hier müssen Temperaturen eingehalten werden. Je nach Art des Produkts und dem gewählten Distributionsmodell bietet sich die aktive oder passive Kühlung an. Bei der herkömmlichen passiven Kühlung kommen validierte Kühlboxen zum Einsatz, die mithilfe von Kühlaggregaten und einer besonderen Behälterisolierung die gewünschte Temperatur halten. Die Behälter sind mit Temperaturschreibern ausgestattet. Künftig werden die Kühlboxen zusätzlich mit einem RFID-Chip, einem GSM-Modul und einem Sensor zur Überwachung der Boxenöffnung ausgestattet. Neben der Temperatur wird Luftfeuchtigkeit sowie der Standort erfasst. Der Haftungsübergang wird durch die Messung des Lichteinfalls beim Öffnen der Kühlbox durch den Empfänger dokumentiert. Durch kontinuierliches Weiterleiten der Signale an einen Logistik-Server können die Daten über eine web-basierte Oberfläche abgerufen werden. Bei der aktiven Kühlung erfolgt der Transport mit validierten Kühlfahrzeugen mit durchgängiger Temperaturmessung und -kontrolle. Auf diese Weise hat das Unternehmen letzten Herbst für Solvay in Frankreich die Kühllogistik von rund drei Millionen Einheiten des Grippeimpfstoffs Influvac erfolgreich durchgeführt.
Mehr Service: Beispiel Postponement
Für viele Pharmahersteller ist es wichtig, dass sie nicht nur die Lagerhaltung und den Transport ihrer Produkte von A nach B auslagern, sondern möglichst sämtliche Aufgaben entlang der Lieferkette an einen Dienstleister delegieren können. Dazu können administrative Arbeiten gehören, wie z.B. das Auftrags- und Rechnungsmanagement oder die Bearbeitung von Retouren.
Als effizienzsteigernd und kostensparend erweisen sich jedoch darüber hinaus vor allem auch solche Dienstleistungen, die bereits in der Endphase der Produktion ansetzen. Postponement z.B. bezeichnet die spätestmögliche Endfertigung eines Produkts, um länderspezifische Besonderheiten oder Kundenwünsche berücksichtigen zu können. Insbesondere für Produkte, die europaweit vertrieben werden, ist Postponement eine hervorragende Möglichkeit der flexiblen und zugleich kostensparenden Lagerhaltung und Distribution. Movianto lagert dafür die Basisprodukte seiner Kunden ein: Bis zu diesem Zeitpunkt sind die Produkte nicht fertig konfektioniert - die Verpackungen sind neutral und noch nicht gemäß der länderspezifischen Anforderungen bedruckt. Erst nach Auftragseingang wird die bestellte Menge der Arzneimittel oder Medizinprodukte fertig gestellt; dazu gehört neben dem Konfektionieren und Verpacken z.B. der Druck von Etiketten und das Hinzufügen von Packungsbeilagen in unterschiedlichen Sprachen.
Große Hersteller wie Smith & Nephew greifen auf den Postponement-Service zu, weil sie auf diese Weise die Lagerhaltung bereits differenzierter Produkte limitieren und Fehlbestände vermeiden können. Gerade für den europaweiten Vertrieb ist die zentrale Endfertigung auf Anfrage von Vorteil, wenn so die Bereitstellung von Lagerplätzen in den einzelnen Ländern entfallen kann. Postponement erhöht die Flexibilität beim Handling weltweit eingehender Aufträge und die Kontrolle über die gesamte Lieferkette.
Für die Healthcare-Industrie spielt die Logistik eine immer größere Rolle in der Optimierung und Effizienzsteigerung ihrer Supply Chain. Mit Outsourcing-Strategien lassen sich nicht nur Einsparpotentiale entlang der Lieferkette erzielen, sondern auch Servicegrad und Qualität im Logistikprozess steigern. Und sie unterstützen die Unternehmen dabei, neue Distributions- und Vertriebswege einzuschlagen.
Kurzprofil Movianto
Movianto bietet seinen Kunden aus Pharma-, Biotechnologie- und Healthcare-Industrie innovative Logistik- und Distributionslösungen. Die Unternehmensgruppe ist mit über 1.500 Mitarbeitern in zehn europäischen Ländern vertreten. Movianto kennt die Anforderungen des Pharma- und Gesundheitsmarktes und die wachsenden Herausforderungen an qualitativ hochwertige Logistik- und Distributionsprozesse. Entsprechend stellt das Unternehmen seinen Kunden verschiedene und individuelle Distributionsmodelle zur Verfügung - auch über Ländergrenzen hinweg. Dabei sind einheitlich hohe Qualitätsstandards und die Durchgängigkeit bzw. Transparenz der Prozesse oberstes Gebot. Bereits heute vertrauen mehr als 400 Kunden der Unternehmensgruppe, einer Geschäftseinheit von Celesio, darunter die weltweit größten zehn Pharmahersteller.
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