Recruiting-Experte Alexander Baumann, Geschäftsführer der Online-Jobbörse Jobcluster, besuchte im Oktober die „Zukunft Personal" in Köln, eine der größten Fachmessen Europas für Personalmanagement. Lesen Sie seine Einschätzung.

Die Recruiting-Welt wird immer komplexer. Längst hat sich die Personalsuche im Internet etabliert, ohne dass dabei klassische Instrumente wie die gedruckte Stellenanzeige an Bedeutung verlieren würden. Die Möglichkeiten werden vielfältiger und es gilt, am besten die gesamte Bandbreite zu beherrschen.

Ein wichtiges Instrument, an dem auch auf der „Zukunft Personal" niemand vorbeikam, ist in diesem Zusammenhang das sog. Responsive Design: Eine Gestaltung, die Webseiten auf den unterschiedlichsten Endgeräten ansprechend darstellt. Dies ist wichtiger als mancher denkt. Große Jobbörsen stellen fest, dass bereits jeder fünfte Leser ihrer Stellenanzeigen über das Smartphone oder den Tablet PC kommt. Und kaum ein Unternehmen kann es sich leisten, 20% potenzieller Bewerber zu ignorieren.

Web-Inhalte müssen deshalb für unterschiedliche Endgeräte attraktiv aufbereitet sein. Denn Format und Auflösung der jeweiligen Displays können erheblich variieren. Responsive Design passt sich beim Aufruf der Seite selbstständig an das Format des Gerätes an - so z.B. mit der Anordnung und Darstellung von Navigation, grafischen Elementen und Text, aber auch hinsichtlich der Eingabemethoden per Maus oder Touchscreen. Ein solches Design ist schon heute weit oben auf der Trendskala, in Zukunft aber wird es noch entscheidender werden. Schließlich wächst die Produktvielfalt der Endgeräte in rasendem Tempo.

Jobbörsen werden die damit verbundenen technischen Herausforderungen schnell lösen, sofern sie es nicht bereits getan haben. Unternehmen jedoch sind genauso im Zugzwang - sie sind sich dessen nur nicht immer bewusst. Doch schließlich soll der Leser einer Anzeige ja weiterklicken, sich zusätzliche Informationen zum Unternehmen holen und zwar am besten auf der unternehmenseigenen Karriere-Website. Ist jedoch der Webauftritt des Unternehmens auf Smartphone oder Tablet PC schwer lesbar oder lässt sich auf kleinen Bildschirmen nur durch mühsames Scrollen erschließen, wird das Interesse eines Stellensuchenden schwinden. Die nächste Stellenanzeige ist ja nur einen Klick entfernt - und das nächste Unternehmen stellt sich vielleicht viel besser dar.

Unternehmen sollten deshalb ihre bestehenden Recruiting-Instrumente auf dem Hintergrund von Responsive Design prüfen: Wie sieht die Homepage aus, wenn ein Interessent sie auf seinem Smartphone aufruft? Bleibt sie fürs Auge attraktiv? Wie stellt sich eine Stellenanzeige auf einem Tablet PC dar? Werden auch in kleinen Displays beim Klick auf den „Kontakt" alle erforderlichen Daten angezeigt? Eventuell muss man sich sogar von der ein oder anderen starren Vorgabe des Corporate Designs verabschieden.

Was manchem Unternehmen heute vielleicht noch als Nebenschauplatz erscheint, kann doch entscheidend sein für die Verbreitung von Stellenangeboten und somit für eine höhere Erfolgsquote bei der Neubesetzung.

Mein Eindruck von der „Zukunft Personal": Die Recruiting Welt wird derzeit nicht neu erfunden, sie wird jedoch immer vielschichtiger. Neue Instrumente kommen hinzu, ohne dass die herkömmlichen Tools verschwinden würden. Deshalb ist es für Unternehmen wichtig, ein Gesamtszenario im Blick zu behalten und eine ganzheitliche Strategie zu entwerfen. Machen Sie eine Bestandsaufnahme ihrer aktuellen Recruiting-Instrumente und gleichen Sie diese mit Ihren strategischen Zielen ab. Überlegen Sie genau: Was sind meine Kernaussagen, was genau suche ich? Welche inhaltlichen Botschaften möchte ich wo unterbringen? Achten Sie auf das richtige Zusammenspiel Ihrer Stellenanzeigen mit Ihrer Website und Ihrer Präsenz in den sozialen Medien. Nutzen Sie eine klare Sprache und bieten Sie eine authentische, glaubwürdige Selbstdarstellung.