Oben auf: Life Sciences in Österreich
16.01.2017 -
Life-Sciences-Unternehmen in Österreich können sich im internationalen Wettbewerb gut behaupten Österreich blickt auf eine lange Tradition der erfolgreichen Spitzenforschung im Bereich Life Sciences zurück. Von den Zeiten von Ignaz Semmelweis und Karl Landsteiner an bis heute arbeitet ein breites Netzwerk von Gesundheitsinstitutionen, Förderorganisationen, staatlichen und privaten Forschungseinrichtungen an der Etablierung und dem Ausbau des österreichischen Innovationssystems. Rasche Technologieentwicklung und –wechsel ermöglichen die Entstehung konvergierender Technologien an der Schnittstelle von Medizin, IT, Bio- und Nanotechnologie.
Solche neuen Trends aufnehmend, setzt Österreich heutzutage Schwerpunkte auf die Identifizierung neuer Therapien und die Entwicklung von regulatorisch und intersektoral übergreifenden Strategien, um sie effizient auf den Markt zu bringen und ein effektives Zusammenspiel der konvergierenden Technologien zu erzielen.
Aktuelle Herausforderungen
Zu den wichtigsten Herausforderungen des Life-Sciences-Bereichs in Österreich gehören die zunehmende Alterung der Gesellschaft und die damit verbundene Verschiebung des Bedarfes nach bestimmten Arzneimitteln und medizinischen Leistungen, sowie die steigenden Kosten für die medizinische Versorgung. Dementsprechend wirft der Einsatz neuer Technologien in der Behandlung bislang unheilbarer Krankheiten auch immer die Problematik der Finanzierung zusätzlicher Kosten durch das Gesundheitssystem auf.
Österreich legt großen Wert auf die Entwicklung von Arzneimitteln für Onkologie, Hämatologie und Immunologie, was mit steigenden regulatorischen Anforderungen für Herstellung und klinische Prüfungen von Medizinprodukten verbunden ist. Um diese Entwicklung zu beschleunigen, setzt Österreich besondere Schwerpunkte auf die Finanzierung neuer Technologien/Start-ups sowie die Überführung akademischer Innovationen in die Kommerzialisierung. Exzellente Grundlagenforschung, weltweit bekannte Life Science Cluster und attraktive steuerliche Anreize, ergänzt durch eine Vielfalt an Förderungen, vor allem durch den Austria Wirtschaftsservice (s. Kasten), die österreichische Forschungsförderungsgesellschaft (FFG), Regionalfördergesellschaften und Kompetenzzentren, unterstützen die heimischen Life-Sciences-Unternehmen, um Österreich als einen führenden europäischen Innovationsstandort im Bereich Life Sciences zu positionieren.
Biotech und Pharma in Zahlen
Im Vergleich zum Jahr 2012, stieg der Jahresumsatz des Life-Sciences-Bereichs 2014 um 7,8% und erreichte 19,11 Mrd. EUR. Dieser Beitrag wurde von 823 Firmen erzielt, deren Zahl wiederum um 100 Neugründungen seit dem Jahr 2012 gestiegen war. Obwohl der Bereich in Österreich aus zwei gleichrangigen Segmenten – Medizintechnik sowie Biotechnologie und Pharma – besteht, erbringt die Letztere über 60% (11,65 Mrd. EUR) des Jahresumsatzes für den ganzen Bereich. Dazu zählen sowohl F&E und Produktionsunternehmen, als auch Dienstleister, Zulieferer und Vertriebsunternehmen.
Die österreichische Biotechnologie- und Pharmabranche wächst weiterhin rasant: 48 Neugründungen wurden innerhalb von zwei Jahren tätig, die Gesamtzahl der Unternehmen ist von 288 in 2012 auf 336 im Jahr 2014 gestiegen, davon haben sich 20 neu gegründete Unternehmen ausschließlich auf Biotechnologie spezialisiert. 175 der 336 österreichischen Biotech- und Pharmaunternehmen arbeiten auf den Gebieten F&E und Produktion; deren Zahl ist von 157 im Jahr 2012 um 11% gestiegen. Eine noch höhere Wachstumsquote weisen Dienstleister, Zulieferer und Vertriebsunternehmen vor: deren Jahresumsätze stiegen auf 11,65 Mrd. EUR.
Die Biotech-Landschaft
Die österreichische Biotechnologielandschaft ist sehr stark durch kleine und mittlere Unternehmen (KMU) mit weniger als 250 Mitarbeitern geprägt. Mit einem durchschnittlichen Unternehmensalter von ca. acht Jahren lässt sich das österreichische Biotechnologiesegment als jung und dynamisch wachsend bezeichnen. 56% der Beschäftigten österreichischer KMUs sind weiblich.
Seit dem Jahr 2012 ist die Zahl der dedizierten Biotechnologieunternehmen um 22% auf 116 gestiegen. Die meisten dedizierten Unternehmen fokussieren sich auf medizinische Biotechnologie, gefolgt von Auftragsforschung oder -produktion und industrieller Biotechnologie. Die wichtigsten Produkte in der Pipeline sind Medikamente für die Behandlung infektiöser und parasitärer Krankheiten, Krebs- und Atemwegserkrankungen, Blut- und Immunkrankheiten. Ein großer Jahresumsatz lässt sich im Bereich der medizinischen Biotechnologie verzeichnen: 128,4 Mio. EUR Einnahmen im Jahr 2014, das entspricht einem Zuwachs von 12,9% im Vergleich mit dem Jahr 2012.
Im Jahr 2014 wurden 143,6 Mio. EUR in den dedizierten Biotechnologieunternehmen in F&E investiert. Auch externe Finanzierungsquellen spielen im Bereich F&E eine große Rolle: von 2010 bis 2014 stiegen die Risikokapitalinvestitionen von 19 Mio. EUR um 119% und erreichten 41,6 Mio. EUR.
Österreichische Zulieferer, Dienstleister und Vertriebsunternehmen sind vor allem in der medizinischen Biotechnologie aktiv und reflektieren deren Wachstumstendenz: Ihr Umsatz stieg auf 604 Mio. EUR im Jahr 2014. Der Umsatzanstieg der Dienstleistungs- und Vertriebsunternehmen ist zwar bescheidener, spricht aber für ein solides Wachstum in diesem Bereich.
Anm. d. Red.: Die genannten Zahlen beruhen auf der letzten Erhebung, die 2014 vom Austria Wirtschaftsservice durchgeführt wurde.
Austria Wirtschaftsservice
Der Austria Wirtschaftsservice, die größte Förder- und Finanzierungsbank Österreichs, bietet eine große Vielfalt an Förderungsmöglichkeiten für KMUs. Sie umfasst nationale und internationale Finanzierung, darunter Förderung für Start-ups im hochtechnologischen Bereich (Pre-Seed- und Seed-Finanzierung), Finanzierung für Kreativwirtschaft, Patentförderung, Kredite, Garantien, Risikokapitalservice und vieles mehr. Besonderen Wert legt der Austria Wirtschaftsservice auf die Förderung von Life Science Unternehmen, deren Ansiedlung und Neugründung sie durch diverse Beratungsleistungen und Ausbildungsmaßnahmen unterstützt. Zur Unterstützung der neu gegründeten Unternehmen wird zusammen mit Life Science Austria (LISA) ein Schwerpunktprogramm angeboten, das als die erste Anlaufstelle für nationale und internationale Unternehmen dient und österreichische Firmen in biotechnologischen, medizintechnischen und diagnostischen Bereichen repräsentiert.