Novartis-Umbau: Merck Kandidat für Tiermedizin
09.01.2014 -
Der von Novartis-Chef Joseph Jimenez auf den Weg gebrachte Umbau des Schweizer Pharmariesen kommt nur langsam in Gang. Zwar hatte Jimenez im November das Geschäft mit Bluttransfusions-Diagnostik für 1,7 Mrd. US-$ abgestoßen, für die anderen, nicht mehr zum Kerngeschäft zählenden Bereiche aber bislang noch keine Abnehmer gefunden. Dabei lockt vor allem das Geschäft mit der Tiergesundheit zahlreiche Interessenten an, darunter der deutsche Pharmakonzern Bayer. Zuletzt kam der US-Pharmariese Merck ins Spiel.
Jimenez will den Basler Arzneimittelhersteller auf Sparten ausrichten, die wie etwa Pharma, Augenheilkunde und Generika eine kritische Größe haben und weltweit aufgestellt sind. Kleinere Geschäftsbereiche wie Impfstoffe und Diagnostik, nicht verschreibungspflichtige Medikamente (OTC) oder die Tiergesundheit stellte der Amerikaner auf den Prüfstand. Die Neuausrichtung will Jimenez bis Ende dieses Jahres abgeschlossen haben.
Novartis und Merck prüfen Spartentausch
Nach einem Bericht der Agentur Bloomberg ist Novartis in Gesprächen mit dem US-Wettbewerber Merck über den Tausch von Geschäftssparten. So sollen die Schweizer erwägen, ihre Bereiche Tierarznei und Humanimpfstoffe an Merck abzugeben. Im Gegenzug erhielten sie dann das Geschäft mit rezeptfreien Präparaten des US-Rivalen. Der Tausch würde Vermögenswerte von jeweils rund 5 Mrd. US-$ umfassen. Ein Novartis-Sprecher wollte sich am Donnerstag nicht zu dem Bericht äußern. Der Konzern nehme zu Gerüchten und Spekulationen nicht Stellung, erklärte er. Bei Merck war zunächst niemand für eine Stellungnahme erreichbar. "Zumindest im Moment ist da wohl nichts akut", sagte ein Investmentbanker Reuters.
Sollte die Transaktion zustande kommen, würde das auch Bayer treffen. Reuters hatte Anfang Dezember aus Finanzkreisen erfahren, der Leverkusener Pharma- und Chemiekonzern prüfe eine Übernahme der Tierarzneisparte von Novartis. Bayer habe Einblick in die Bücher von Novartis Animal Health, um sich ein Bild von den Geschäften zu machen, hatten vier mit der Sache vertraute Personen gesagt. Die Sparte könnte einen Preis von rund 3 Mrd. € erzielen. Die Gespräche mit Novartis seien aber nicht exklusiv. Auch die Rivalen Boehringer Ingelheim und der US-Konzern Eli Lilly hätten ein Auge auf das Novartis-Geschäft geworfen.
Sollte Merck den Zuschlag für die Tiergesundheit von Novartis erhalten, würde der US-Konzern näher zu Marktführer Zoetis aufschließen. Zu den Mitbewerbern, darunter Bayer, klafft dann eine große Lücke. Novartis Animal Health setzte 2012 umgerechnet rund 800 Mio. € um. Das Geschäft mit Präparaten für Haus- und Nutztiere ist global aufgestellt und mehr als 70% der Verkaufserlöse kommen von außerhalb Europas. Weltweit werden mit Tierarzneien und -impfstoffen deutlich mehr als 15 Mrd. € im Jahr umgesetzt. Experten gehen davon aus, dass der Weltmarkt im Schnitt um etwa 6% pro Jahr wächst.
An der Börse schlug die Nachricht keine großen Wellen. Die Novartis-Aktien stiegen um 0,4% auf 72,95 CHF und hinkten damit dem europäischen Gesundheitssektor hinterher. Für die Analysten von Bernstein würde ein Spartentausch zwischen Novartis und Merck Sinn machen, sowohl aus taktischer als auch aus finanzieller Sicht.