Neues aus dem VAA
Variable Bezüge der Chemieführungskräfte steigen um 5,3 %
Die Gesamteinkommen der Führungskräfte in der chemisch-pharmazeutischen Industrie sind im Jahr 2015 um 4,2 % im Vergleich zu 2014 gestiegen, dies ergab die jährliche Einkommensumfrage des VAA – Führungskräfte Chemie. Einen deutlichen Anstieg von 5,3 % zeigten dabei die variablen Bezügen.
„Insgesamt bewegt sich der Gehaltsanstieg der Chemieführungskräfte nach wie vor auf einem moderaten Niveau, auch im Vergleich zu anderen Industriezweigen“, sagte der zweite Vorsitzende des VAA, Rainer Nachtrab. Während die Fixeinkommen im Schnitt nur um 2,9 % stiegen, blieben sonstige Einkommensbestandteile wie Aktienoptionen oder geldwerte Vorteile sogar unverändert.
Bei den Fixeinkommen der außertariflichen und leitenden Angestellten in der Chemie- und Pharmabranche wurde mit einem Plus von insgesamt 2,9 % der Zuwachse vom Vorjahr (+ 3,0 %) knapp erreicht. Bei Naturwissenschaftlern lag der Anteil des Fixeinkommens bei 81,8 % am Gesamteinkommen, auf Boni entfielen 14,6 %.
Mitarbeiter großer Unternehmen verdienen 29 % mehr
Über 90 % der befragten Führungskräfte werden mit Bonuszahlungen am Unternehmenserfolg beteiligt. Mit einem Medianwert von rund 900 EUR sind die variablen Bezüge insgesamt deutlich um 5,3 % gestiegen. In Großunternehmen mit mehr als 10.000 Mitarbeitern fielen die Bonuszahlungen nur um 4,4 % höher aus als im Vorjahr. Allerdings konnten Führungskräfte in Großunternehmen wie in den Vorjahren ein viel höheres Einkommen als in kleinen und mittelständischen Unternehmen erzielen: In Firmen mit mehr als 10.000 Mitarbeitern lagen die Gesamteinkommen im vergangenen Jahr um ca. 29 % über denen in Unternehmen mit weniger als 1.000 Mitarbeitern.
„Für Führungskräfte in der Chemie ist die variable Vergütung ein essenzieller Einkommensbaustein“, betont Nachtrab. Sie ist an die wirtschaftliche Gesamtperformance der Unternehmen gekoppelt. „2014 hatte die sehr zurückhaltende konjunkturelle Entwicklung in der Branche zur Folge, dass die Boni nahezu unverändert geblieben sind.“ 2015 jedoch habe sich die Konjunktur wieder stabilisiert, deshalb seien auch die Bonuszahlungen wieder angemessen gestiegen, so Nachtrab.
Mit 3,6 % ist der Anteil der sonstigen Einkommensbestandteile am Gesamteinkommen leicht gesunken. Dazu gehören neben Sonderzahlungen, Dienstwagen und Erfindervergütungen auch Erlöse aus Aktienoptionen. Letztere bilden zwar den wertmäßig größten sonstigen Einkommensbestandteil, werden aber nur von 6 % der Befragten erzielt. Mit 24 % war der geldwerte Vorteil aus Mitarbeiteraktien der anteilmäßig häufigste sonstige Einkommensbestandteil.
Eine Analyse über die Berufsjahre hinweg zeigt, dass die Gehälter in den jüngeren Berufsjahren stärker ansteigen als in den oberen: So wächst das Gesamteinkommen zwischen dem 5. und 30. Berufsjahr im Median um rund 3.030 EUR pro Berufsjahr.
Einkommensschere zwischen Frauen und Männern
Interessante Ergebnisse liefert die VAA-Einkommensumfrage auch bei der Betrachtung der geschlechterspezifischen Einkommensentwicklung. So liegen in den ersten 16 Berufsjahren die Gesamteinkommen von Frauen und Männern etwa auf gleicher Höhe. Ab dem 17. Berufsjahr bildet sich jedoch eine Schere aus: Die Gesamteinkommen der Frauen in den späteren Berufsjahren liegen dann deutlich unterhalb der Gesamteinkommen der männlichen Teilnehmer – nach 30 Berufsjahren um etwa 15 % niedriger.
„Zu einem sehr großen Teil ist der Einkommensunterschied in den höheren Berufsjahren auf den niedrigen Frauenanteil in oberen Führungsebenen zurückzuführen“, erläutert Nachtrab. „Auch die geringere Beschäftigungsquote von Frauen in Großunternehmen spielt eine Rolle.“ Während auf den unteren Führungsebenen noch ein Frauenanteil von 19 % zu beobachten ist, reduziert sich dieser Anteil auf den höheren Ebenen auf 7 %. In Sachen Teilzeitarbeit sind die Unterschiede zwischen Frauen und Männern nach wie vor enorm: So arbeiten 16 % der Frauen in Teilzeit, während der Teilzeitanteil bei Männern wie schon im Vorjahr bei 1 % stagniert.
Ein weiterer Faktor, der die Entwicklung des Gesamteinkommens entscheidend beeinflusst, ist der Funktionsbereich der Führungskräfte. Wie in den Vorjahren zeigt die VAA-Studie, dass die Einkommen im Bereich Forschung und Entwicklung unterhalb derer in anderen Funktionsbereichen liegen.
Die VAA-Studie zur Einkommenssituation von Führungskräften wurde im Frühjahr 2016 auf Basis von Werten für das vergangene Jahr durchgeführt von der RWTH Aachen University wissenschaftlich begleitet.