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Neue Plattform für innovative technische Produkte

In Insektenbioraffinerie werden Bioabfälle zu neuen Wertstoffen

21.01.2025 - Bioabfälle aus der Gastronomie, überlagerte Lebensmittel oder Abfälle aus der Biotonne müssen nicht zwangsläufig entsorgt und kompostiert werden, sondern lassen sich sinnvoll als Ressource nutzen.

Möglich machen es die Larven der Schwarzen Soldatenfliege: Sie vertilgen die Abfälle nicht einfach nur, sie produzieren bei ihrem Wachstum Wertstoffe, die z.B. für die Chemieindustrie interessant sind − Proteine, Fette oder Chitin. Daraus können Folgeprodukte hergestellt werden. Am Fraunhofer Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB in Stuttgart wurde im Projekt InBiRa in den vergangenen drei Jahren erstmals eine Insektenbioraffinerie aufgebaut, um die Mast, Verarbeitung und Verwertung der Insekten im Pilotmaßstab zu erforschen. Das Fazit der Fraunhofer-Forscher und ihrer Partner: Die Pilotanlage bietet eine einzigartige neue Plattform für innovative technische Produkte.

Das Projekt inkl. einer am IGB aufgebauten Pilotanlage wurde durch das Landesministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg mit Landes- und EU-Mitteln gefördert. Projektleiterin Susanne Zibek, die am Fraunhofer IGB die Arbeitsgruppe Bioprozessentwicklung im Innovationsfeld Industrielle Biotechnologie führt, zog Bilanz: „Mit unserer Insektenbioraffinerie können wir erstmals eine heimische Quelle für kurzkettige Fette erschließen, die tropische Fette in vielen Anwendungen ersetzen könnten.“

Die promovierte Chemieingenieurin erläuterte auch die Komplexität der aufgebauten Pilotanlage. „Grundsätzlich ähnelt das Prinzip einer Bioraffinerie dem einer klassischen Erdölraffinerie. Auch hier wird ein Rohstoff mit komplexer Zusammensetzung in seine einzelnen Bestandteile aufgetrennt.“ In der InBiRa-Anlage werden alle benötigten Prozessschritte im Pilotmaßstab abgebildet. Das beginnt bei der Mast der Larven (dem Farming), geht über die Trennung der Fett- und Proteinfraktion (Primärraffination) weiter und reicht bis zu deren Umwandung zu den jeweils gewünschten Zwischenprodukten (Sekundärraffination).

Konkret entstehen am Ende chemische Grundstoffe – sog. Plattformchemikalien – für Kraftstoffe, Kosmetika, Reinigungsmittel, Kunststoffe oder auch Pflanzendünger. Die Liste der möglichen Endanwendungen ist lang. Die Insektenbioraffinerie birgt also ein enormes Potenzial für die erfolgreiche Transformation hin zu einer kreislaufbasierten Bioökonomie.

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